Fleischeslust
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SZ-Redakteurin Irene Hermann-Sobotka.
© Quelle: SZ
Diesmal passt die Überschrift „Aufgespießt“ besonders gut, denn es geht um die Leckereien, die die Gabel aufspießt. Ein Stück rosa gebratenes Lammfilet, eine knusprige Hähnchenkeule oder auch eine zarte Scheibe Rinderzunge in Madeirasauce: Fleisch! Der Werbeslogan aus den 80ern „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ ist aus dem Fernsehprogramm verschwunden. Stattdessen wirbelt medial das Trommelfeuer der vegetarischen Ernährung und ihrer Hardcore-Variante, des Veganismus. Durchdrungen von missionarischem Eifer übertreffen sich die überwiegend jungen Veganerinnen gegenseitig in der Raffinesse ihrer pflanzlichen Rezepturen. Alle Hüte ab, kann man nur sagen. Wirklich lecker, ich mag Linsencurrys und Gemüsebratlinge. Was nervt, ist nur der Anspruch des moralisch besseren Essens. Und die hochgezogenen Augenbrauen, wenn von Entenbrust und deftiger Haxe die Rede ist. Essen und essen lassen könnte doch die Devise sein. Aber die Deutschen machen, wie immer, alles besonders perfekt. So wird das Fleisch blitzschnell zum Politikum. Dabei lässt sich die Mehrzahl der Bürger die Fleischeslust nicht verderben. Sie greift weiter zu Steak, Schnitzel und Roulade. Man redet nur nicht so viel darüber. Gut ein Kilo Fleisch und Wurst isst jeder Deutsche pro Woche. Und das sollten die Pflanzenfreunde ihnen einfach gönnen.
i.hermann-sobotka@siegener-zeitung.de