Neu anfangen
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SZ-Redakteur Dr. Andreas Göbel.
© Quelle: SZ
Nicht nur die Furcht, sich mit einem Virus anzustecken, beschäftigt viele Christen in der Welt, wenn sie am Sonntag in die Kirche gehen, um das höchste Fest des Jahres zu feiern.
In über 140 Ländern der Erde werden Christen inzwischen verfolgt. Vier von fünf Gewalttaten gegen religiös „Andersdenkende“ treffen Christen, was man leicht vergisst, wenn man aus Deutschland kommt. Außerhalb Europas müssen viele Gemeinden Wagenburgen bauen. Bei uns ringt zumindest die katholische Kirche eher mit ihren inneren Feinden.
Man könnte jetzt mit dem Finger auf islamische Länder zeigen, darauf hinweisen, dass ausgerechnet im Nahen Osten, der Wiege des Christentums, Jesu Lehre nur noch unter größten Mühen verkündet werden kann.
Ein früherer Nachbar von mir, der als Christ aus dem Irak floh, nachdem seine Kirche in Flammen aufgegangen war, erzählte mir, dass von den 1,4 Millionen Christen in seinem Land (1990) nur noch etwa 200 000 übrig geblieben seien. Und so ist es auch in Ägypten, in Syrien oder in Libyen, wo nach dem Arabischen Frühling christliche Gemeinden schwerste Drangsal erleiden mussten.
Wer glaubt, in anderen Erdteilen sei es besser, der irrt. Donald Trumps Duzfreund Kim Yong-un nimmt Christen in Folterhaft, das Reich der Mitte lässt Kirchen schleifen und erhöht jedes Jahr die Auflagen für die Gemeinden, und in dem von dem Hindu-Nationalisten Modi regierten Indien setzt man religiösen Minderheiten immer stärker zu.
Im Nachrichtengewitter geraten Terroranschläge wie der von Sri Lanka vor zwei Jahren, bei dem 253 Kirchgänger ihr Leben ließen, schnell in Vergessenheit.
Die Christenheit ist 2021 durch innere und äußere Feinde bedroht. Sie hat in 2000 Jahren viel selbst dazu beigetragen, leider.
Man könnte angesichts dessen wohl den Kopf in den Sand stecken. Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch. Man müsste sich nur mal den Hauptdarsteller im Neuen Testament zum Vorbild nehmen. Dann klappt das auch.
Warum nicht nächsten Sonntag damit anfangen?