Hält die neue „BeReal“-App, was sie verspricht?
Siegen. Eigentlich dachte ich, dass niemand mehr eine Social-Media-App auf den Markt bringen könnte, die dieser digitalen, unwirklichen Welt noch irgendetwas Neues hinzufügt. Vor allem, seitdem Mark Zuckerberg gefühlt die Hälfte der Apps in seinem Metaverse zusammengemorpht hat, ist doch jede gleich. Ob Facebook, Instagram oder TickTock – überall kann man liken, kommentieren und chatten. Und vor allem bewerten, verurteilen und eine Menge Zeit verschwenden. Doch jetzt soll eine neue App die Kritiker der gefilterten Internet-Scheinwelt überzeugen: „Be Real“ schreit es aus den Reihen meiner „Generation Z“.
So richtig echte Momente
Im Gegensatz zu Insta & Co. seien die geteilten Augenblicke dort authentisch und echt, heißt es. Einmal am Tag – und das kann morgens, mittags oder spätabends sein – fordert die App einen auf, ein Foto zu schießen. Sobald die App geöffnet ist, läuft der Countdown: Nur 120 Sekunden, dann löst die Kamera aus. Zeit, um nach Spanien zu fliegen und sich am Sandstrand in Szene zu setzen, bleibt wohl nicht mehr, um den perfekten Winkel und ein gutes Licht zu finden.
Wer hätte es gedacht
Das Problem an den mit viel Bedacht auserkorenen Insta-Fotos, die es in die Timeline schaffen, ist ja, dass es immer nur die allerbesten Momente sind. Auf BeReal sieht man viele Schreibtische, Züge von innen und lächelnde Gesichter. Für manche scheint das Wissen, dass andere nicht 24/7 auf ihren Flug nach Hawaii warten, beruhigend zu sein. Wer hätte es gedacht – auch diese Menschen Jobs haben einen stinknormalen Alltag. Ein bisschen echter zu sein, schafft BeReal also schon, I guess.
Besser face-to-face
Für den App-Slogan „Deine Freunde in echt” reicht‘s mir dann aber irgendwie doch nicht. „In echt” ist ein Freund, wenn er dir gegenübersitzt und dir erzählt, weswegen das Lächeln in seiner Story mal wieder gefaked war oder er es dir wenigstens am Telefon erzählt. Aber immerhin machen wir Social-Media-technisch einen Schritt in die richtige Richtung: Keine Filter und nicht nur völlig inszenierte Momente sind vielleicht ein Anfang.