Anstieg bei häuslicher Gewalt
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29 155 Fälle von häuslicher Gewalt wurden im Jahr 2020 landesweit gezählt.
© Quelle: pixabay
ihm Siegen/Düsseldorf. Die niedrigste Zahl an Straftaten seit über 30 Jahren verkündete NRW-Innenminister Herbert Reul am Montag bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2020. Reul, gerade von einer Corona-Infektion genesen und stimmlich noch leicht angeschlagen, lobte bei der Online-Pressekonferenz die Polizei: „Die Pandemie wirkt sich deutlich auf die Statistik aus, und wir sehen, dass sich die Kriminalität ins Netz verlagert hat. Gleichzeitig freue ich mich, dass wir den Tiefstand halten konnten. Das beweist, dass die Polizei auch in der Krise hervorragende Arbeit leistet.“
1 215 763 Fälle hat die Polizei im vergangenen Jahr aufgenommen. Das sind 12 166 weniger als 2019 – ein kleines Minus von 1 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt im Land bei 53 Prozent.
Häusliche Gewalt und Computerkriminalität gestiegen
Die „Kriminalitätsverschiebung“ durch Corona zeige, dass Wohnungseinbrüche und Straßenkriminalität zurückgegangen, häusliche Gewalt und Computerkriminalität landesweit aber gestiegen seien. Etwas erstaunlich: Es gab mehr Fälle von Taschendiebstahl (plus 6 Prozent). Reul verwies darauf, dass dieser Anstieg vor allem in den Quartalen zwischen Frühjahrs- und Winter-Lockdown registriert wurde – vielleicht seien die Menschen vor lauter Freude, wieder bummeln gehen zu können, etwas sorgloser gewesen.
Zum ersten Mal lieferte der Innenminister Zahlen zur häuslichen Gewalt. Die Befürchtung, dass durch den Lockdown hinter verschlossenen Wohnungstüren mehr Straftaten geschehen, hat sich bestätigt. Gezählt wurden 29 155 Fälle, das waren 8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. 70 Prozent der Opfer waren weiblich.
Betrüger geben sich als Amtsträger, Polizisten und Ärzte aus
Anders als im Kreis Siegen-Wittgenstein gab es bei Betrugsdelikten, bei denen Senioren die Opfer waren, landesweit einen Anstieg. Inzwischen sei es nicht mehr der klassische „Enkeltrick“, sondern immer mehr Betrüger gäben sich als Amtsträger, Polizisten, Ärzte usw. aus.
Erschreckende Zahlen beim Thema Kinderpornografie und Kindesmissbrauch: In beiden Bereichen ermittelte die Polizei in viel mehr Fällen (4776 Fälle Kinderpornografie, 3553 Falle Kindesmissbrauch). Hier seien Personal und Technik massiv aufgestockt worden, sagte der Minister, dadurch komme man auch mehr Tätern auf die Spur.
Ausländerkriminalität verharrt auf relativ hohem Niveau
Es gab 2020 weniger Messerattacken als 2019. Im vergangenen Jahr wurden 4669 Fälle aktenkundig, das sind 1111 weniger als im Vorjahr. Die Ausländerkriminalität verharrt auf einem relativ hohen Niveau, wenn man es mit dem Anteil an der Gesamtbevölkerung vergleicht. Es gab 130 881 nichtdeutsche Tatverdächtige, das entspricht einem Anteil an der Gesamtzahl der Verdächtigen von 31,1 Prozent. In NRW betrage der Ausländeranteil aber nur 13,7 Prozent. Reul: „31,1 Prozent ist zu hoch, aber der Anteil der nichtdeutschen Verdächtigen steigt nicht, obwohl der Ausländeranteil zunimmt.“