sabe Siegen. Die anstehende Reisesaison übt Druck auf die Debatte aus: Es soll wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis Geimpfte bei der Einreise in europäische Länder ihre Corona-Impfung via Smartphone nachweisen können. Bis zum Sommer soll das gelingen. Das technische Grundgerüst dafür steht zwar, die deutsche „CovPass-App“ allerdings wird noch getestet.
sabe Siegen. Die anstehende Reisesaison übt Druck auf die Debatte aus: Es soll wohl nicht mehr allzu lange dauern, bis Geimpfte bei der Einreise in europäische Länder ihre Corona-Impfung via Smartphone nachweisen können. Bis zum Sommer soll das gelingen. Das technische Grundgerüst dafür steht zwar, die deutsche „CovPass-App“ allerdings wird noch getestet. Und auch sonst sind längst noch nicht alle Fragen geklärt. Ob der digitale Impfpass fälschungssicherer ist (s. Artikel „Kein Like für das Impfpass-Posting“), man in Deutschland früher über die elektronische Variante hätte nachdenken sollen und was das mit Vertrauen zu tun hat, darüber hat die SZ mit Dr. Sebastian Gießmann, Medienwissenschaftler an der Uni Siegen, gesprochen.
Herr Gießmann, könnte ein digitaler Impfausweis Betrug entgegenwirken? Der gelbe Papierschein ist ja bekanntlich nicht sehr fälschungssicher.Definitiv, wenn er gut gemacht ist. Ein digitales Zertifikat nutzt dreifach. Als Impfnachweis, zur Wiedererlangung unserer Mobilität und zur Vertrauensbildung in einer unsicheren Situation. Es muss aber den richtigen Kompromiss aus verlässlicher Identifizierbarkeit, datensparsamer Nutzbarkeit und sicherer Infrastruktur bieten.
Was heißt das genau?Jedes große IT-System bleibt hackbar. Authentizität ist mit digitalen Medien schwieriger nachzuweisen, nicht leichter. Und ein Identifikationsmedium kommt nie allein. Entscheidend ist deshalb gerade in einer Übergangszeit die kombinierte Nutzung des Impfausweises mit anderen Identifikationsmedien: dem Blick ins Gesicht, weiteren Ausweisen, Briefen und so weiter.
International ist der elektronische Impfausweis längst ein Thema. In Deutschland tut man sich mit der digitalen Variante mal wieder schwer. Warum ist das so?Auch der deutsche digitale Impfausweis beruht auf komplexen politischen und technischen Standardisierungsprozessen in Europa. Man hätte damit früher beginnen können, vielleicht auch müssen. Aber in einer Pandemie ist man hinterher immer schlauer.
International einsetzbare hoheitliche Dokumente werden normalerweise über Jahre hinweg standardisiert und aktualisiert. Nur in solchen Konstellationen bekommt man einen bürgerfreundlichen Datenschutz für Medizindaten realisiert, der trotzdem neue Freiheit für Europa in der Pandemie ermöglicht. Gemessen daran, bereitet mir eher die Eile Sorge, mit der das für Deutschland zuständige Entwicklungskonsortium jetzt vor dem Sommerurlaub die fertige #CovPass-App bereitstellen soll.
Warum?Transparent gemacht wird der Entwicklungsprozess von den Beteiligten IBM, dem Kölner Startup Ubirch, der Genossenschaft govdigital und der Bechtle AG kaum. Das war bei der Corona-Warn-App wesentlich besser. Ich rechne außerdem mit einem längeren Integrationsprozess in bestehende Systeme, von den Arztpraxen bis zur Identifikation im Restaurant.