Keine Ruhe im Seniorenheim

Üppige Abfindungen

2015 hat die Novita Leben im Alter GmbH das Christofferhaus an der Friedrich-Wilhelm Straße übernommen. Doch glücklich wurde das bayrische Unternehmen mit Sitz in Hohenwart mit diesem Schritt nie.  Foto: kalle

2015 hat die Novita Leben im Alter GmbH das Christofferhaus an der Friedrich-Wilhelm Straße übernommen. Doch glücklich wurde das bayrische Unternehmen mit Sitz in Hohenwart mit diesem Schritt nie. Foto: kalle

kalle Siegen. Das Gerichtsverfahren zwischen der Novita Leben im Alter GmbH und der Betriebsratsvorsitzenden des zur Novita-Gruppe gehörenden Christofferhauses in Siegen an der Friedrich-Wilhelm Straße sowie einem Betriebsratsmitglied lockte viele Zuhörer in den Verhandlungssaal  des Arbeitsgerichts an der Koblenzer Straße in Siegen an. Da mussten aus dem Flur noch zusätzliche Stühle in den Gerichtssaal getragen werden. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte der Unternehmensleitung öffentlich vorgeworfen, Betriebsratsmitglieder zu mobben und den Betriebsrat als solches abschaffen zu wollen. Novita hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

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Unter Vorsitz von Arbeitsrichter Sebastian Schulte ging es um die Kündigungen der Betriebsratsvorsitzenden und eines Betriebsratsmitglieds des fünfköpfigen Arbeiternehmergremiums. Schnell wurde deutlich, dass es zu keinem Miteinander der beiden Parteien mehr kommen würde. Zu tief waren die Gräben. Alle Gesprächsversuche waren im Sande verlaufen. Jetzt wurden auf beiden Seiten die Ärmel hochgekrempelt.

Letztlich ging es nur darum, bei welcher Abfindungssumme die Beklagten den Kündigungen einwilligten. Das erste Angebot des Novita-Anwalts, Dr. Franz-Michael Koch aus Berlin, für die Betriebsratsvorsitzende und Altenpflegehelferin in Höhe von 30 000 Euro wurde noch vehement abgelehnt. Bei einer Zugehörigkeit zum Unternehmen von acht Jahren und bei einem Monatslohn von 1490 Euro brutto forderte die Gewerkschaftsseite die utopische Summe von 200 000 Euro.

Damit war die Gerichtsbühne frei für das Abfindungsgeschacher. Die Sitzung wurde unterbrochen. Die Anwälte tuschelten, Zahlen flogen durch den Aufenthaltsraum, und zum Schluss war man sich einig. 100 000 Euro war die Novita Leben im Alter GmbH bereit zu zahlen, um damit die ungeliebte Betriebsratsvorsitzende loszuwerden. Für ein weiteres Betriebsratsmitglied, das seit zwei Jahren als Altenpfleger im ehemaligen Christofferhaus arbeitete, einigte man sich schnell auf eine Abfindung in Höhe von 9000 Euro.

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Der Geschäftsführer der Novita Leben im Alter GmbH, Christoph Hofmann, war aus Filderstadt angereist. Er schien nicht ohne konkretes Ergebnis die Heimreise antreten zu wollen. Prozessbeobachter mutmaßten, dass nun die Betriebsratsarbeit in der Niederlassung Siegen zum Erliegen käme.

Im SZ-Gespräch mit dem Geschäftsführer Hofmann wurde deutlich, dass das Interesse von Novita am Standort Siegen nicht besonders groß ist. Hofmann: „Wir können uns auch ein Modell vorstellen, wo Mitarbeiter des Hauses Verantwortung übernehmen und wir uns als Betreiber zurückziehen.“

Offensichtlich fällt der Standort Siegen durchs Raster. Die anderen zehn Seniorenzentren liegen allesamt im süddeutschen Raum. Und in allen bayrischen Standorten kommt man ohne Betriebsrat aus.

Nach der Übernahme des Christofferhauses durch Novita im Jahr 2015 hatte man gehofft, dass endlich Ruhe in das Haus einziehe. Doch damit weit gefehlt.

SZ

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