Siegen: Von „Sonntagsfahrern“ und „Verkehrshindernissen“
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Mit 43 km/h auf die grüne Ampel zufahren? Bitte nicht, den nachfolgenden Fahrern zuliebe.
© Quelle: Friso Gentsch/dpa
Siegen. Wie schnell dürfen wir innerorts üblicherweise fahren, wenn wir uns nicht in einer 30er-Zone befinden? Fünfzig? Richtig! Wie schnell fahren wir also, wenn wir etwa 100 Meter vor uns eine grüne Ampel sehen und das Verkehrsaufkommen einem zügigen Vorwärtskommen nicht entgegensteht? Dreiundvierzig? Falsch!
Und dennoch: Exakt so einen Experten hatte ich dieser Tage morgens einmal mehr vor mir. So einen, der der Grünphase mit gebremstem Enthusiasmus entgegensieht, dann aber bei „hellrot“, also „dunkelgelb“, noch so eben über die Ampel schlumpft. Die Hintermänner (wahlweise -frauen) sind freilich dann, im übertragenen Sinne versteht sich, die „Hinterbliebenen“ – die, die vor der Ampel verbleiben müssen.
Vorausschauendes Fahren: Das ist so eine Sache
„Sonntagsfahrer“, schimpfte zu Lebzeiten mein Opa, der wahrlich nicht unter die Kategorie „Raser“ zu rechnen war, und sprach bei Schleichern eingangs beschriebener Art gerne von „Verkehrshindernissen“.
Vorausschauendes Fahren, die anderen Verkehrsteilnehmer im Blick haben – ja, damit ist es so eine Sache. Kennen Sie das? Sie fahren auf der HTS auf der rechten Spur, eine Auffahrt naht, darauf diverse Fahrzeuge, die gerne auf Ihre Spur einfädeln möchten. Was tun Sie? Richtig, Sie machen Platz und ziehen optimalerweise rüber auf die linke Fahrbahn.
Blinken, bis die Glühbirne platzt
Wenn, ja wenn da nicht auf jener linken Spur jemand exakt in Ihrer Geschwindigkeit halbschräg hinter Ihnen führe, somit die Spur nachhaltig blockierte, weder willens zu beschleunigen noch abzubremsen, den Blick stur geradeaus gerichtet, so als gäbe es keine anderen Verkehrsteilnehmer globusweit. Da können Sie blinken, bis die Glühbirne platzt. Nützt nix.
Wenn Sie Glück haben, sehen Sie, während Sie innerlich kurz vorm Ausrasten sind, die Ursache Ihres Unmuts, wie sie gemütlich und tiefenentspannt an Ihnen vorbeizockelt und dabei – als Sahnehäubchen quasi – friedlich vor sich hinträumend im Riechkolben popelt. Wobei: Verzeihen Sie das schiefe Bild. Von Schlagsahne kann in diesem Zusammenhang schwerlich die Rede sein. Anderes Thema ...
Ich tue vorsichtshalber Abbitte
Bevor ich allerdings jetzt als notorischer Besserwisser, Schlaumeier oder Oberlehrer rüberkomme: Ich tue gleich vorsichtshalber Abbitte und möchte nicht in Abrede stellen, dass ich zuweilen auch als „Sonntagsfahrer“ oder „Verkehrshindernis“ angesehen werden könnte. „Vergiss das Fahren nicht“ – das müsste ich mir von meiner Frau nicht zum ersten Mal anhören.
SZ