Nach zehn Jahren Zwangspause

Rudersdorfer Pyramide wird Sonntag abgefackelt

Vergangenheit und nahe Zukunft, vereint in einem Bild: Aus Sicherheitsgründen war in den vergangenen Jahren kein richtiges Osterfeuer möglich. Der Ort versammelte sich aber um die Feuerschale. Nun lassen es Brandschutz und Corona wieder zu, dass die Tradition neu erwacht.

Vergangenheit und nahe Zukunft, vereint in einem Bild: Aus Sicherheitsgründen war in den vergangenen Jahren kein richtiges Osterfeuer möglich. Der Ort versammelte sich aber um die Feuerschale. Nun lassen es Brandschutz und Corona wieder zu, dass die Tradition neu erwacht.

nja Rudersdorf. Motorsägen röhren, ein Lagerfeuer knistert, Kinder klettern die hölzerne Leiter hinauf, bilden eine Menschenkette, um Großes zu vollbringen. Rund 7 Meter ist das Gebilde aus Holz und Grün schon in die Höhe gewachsen, auch dank ihrer Hilfe. Mittendrin: Hannah (7), Jonas und Felix, beide neun Jahre jung. Für sie und viele weitere Rudersdorfer Jungen und Mädchen steht eine Premiere an. Daher sind sie Feuer und Flamme, bei den Vorbereitungen für das seit zehn Jahren erste Osterfeuer mit Hand anzulegen. Davon können sie einmal ihren Kindern und Enkeln erzählen. So wie sie das österliche Feuerspektakel oben am Sender, mit Eins-A-Blick aufs Dorf, bislang nur aus Berichten ihrer Eltern und Großeltern kannten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

"Scheiterhaufen" wird nach Wortgottesdienst entzündet

Am Ostersonntag, 18 Uhr, steht der Höhepunkt an: Dann wird der "Scheiterhaufen" nach einem Wortgottesdienst entzündet. "Das wird bestimmt toll", sagt Jonas. Sein Vater Sebastian Heitze kann dies nur bestätigen. Der heute 42-Jährige war schon als Jugendlicher mit dabei, wenn das Osterfeuer der kath. Kirchengemeinde St. Laurentius vorbereitet und in Anwesenheit der Ortsgemeinschaft angezündet wurde. "Wir freuen uns, dass diese Tradition nun wiederbelebt wird", sagen Heitze und Christian Hock, der früher als "Dorfjugend" ebenfalls schon mit von der Partie war. Zehn Jahre lang wurde hoch oben am "Sender" nicht gezündelt: Der Brandschutz stand dem Feuerspektakel, wie berichtet, im Weg. Zu nahe lag der Wald, zu groß war die Gefahr, dass die Flammen sich unkontrolliert ausbreiteten. Dann kam der Borkenkäfer und brachte ausreichend Distanz zwischen Feuerstelle und Forst. Dass nun selbst die Corona-Pandemie ein Einsehen hat und das Open-air-Erlebnis für die Familien wieder zulässt, ist für die Rudersdorfer ein echter Glücksfall.

Der Rudersdorfer Nachwuchs ist begeistert bei der Sache und hilft  bei der "Begrünung": Für viele von ihnen ist es das erste Osterfeuer oben am Sender. Zehn Jahre gab es eine Zwangspause.

Der Rudersdorfer Nachwuchs ist begeistert bei der Sache und hilft bei der "Begrünung": Für viele von ihnen ist es das erste Osterfeuer oben am Sender. Zehn Jahre gab es eine Zwangspause.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Vorbereitungen laufen seit mehreren Wochen

Seit mehreren Wochen schon laufen die Vorbereitungen.  Als die KAB im Januar die Weihnachtsbäume im Ort einsammelte, wurde das schmucklose Grün direkt zum Sender kutschiert. Nun, im Frühjahr, ging es richtig zur Sache. "Wir sind mit Traktoren in den Wald gefahren und haben Steckäste eingesammelt. Das waren sicherlich 40 Mann", sagt Felix begeistert. Jung und Alt ziehen an einem Strang. "Das ist total schön und schweißt zusammen", freut sich Sebastian Heitze. Das Gros der Arbeiten übernehmen natürlich die Erwachsenen. Gebaut wurde eine klassische "Pyramide", deren Stützen drei stattliche Baumstämme bilden, die hoch oben zusammengebunden wurden. Im Inneren, mittlerweile von der grünen "Wandverkleidung" aus Ästen verdeckt, türmen sich bis etwa 2,50 Meter Höhe veritable Baumstämme. Schließlich soll der Zunderspaß am Sonntagabend ja nicht wie im Funkenflug vorbei sein. Vier Samstage lang wurde daran gearbeitet. "Das war und ist eine schöne Zeit", sagen Heitze und Hock. 

Nächtliche Wache soll vorzeitiges Feuer verhindern

In der Karwoche dann wurde zudem der Sicherheits-Modus eingeschaltet. "Wir halten nun nachts Wache", sagt Sebastian Heitze. "Nicht, dass die Pyramide vorzeitig in Flammen aufgeht." In Rudersdorf sei es bislang noch nicht geschehen, dass Fremde heimlich ein Streichholz anlegen. Aber: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die Pfadfinder haben ein geräumiges Jurtezelt zur Verfügung gestellt. Es bietet nachts ein Dach über dem Kopf. Jung und Alt genießen es, bis spätabends um das Lagerfeuer zu sitzen und sich Geschichten zu erzählen. Die Erwachsenen lösen sich bei der Wache ab, die Kinder legen sich irgendwann schlafen: Abenteuer pur! "Um 2 ist der letzte im Schlafsack", verrät Jonas. 

Getränke und Würstchen sind am Sonntagabend im Angebot, der Erlös soll anschließend gespendet werden. "Ob für den Ort oder die Ukraine, das wird sich noch zeigen", sagt Sebastian Heitze. Er freut sich auf das Wiedersehen auch mit vielen Rudersdorfern, die mittlerweile fern der Heimat leben. "Einmal im Jahr trifft man sich jetzt hoffentlich wieder. So wie früher." Warum zündet Rudersdorf erst Sonntagabend das Osterfeuer an? Vielerorts ist dies schon samstags der Fall. "Das war schon immer so", sagt Christian Hock. Tradition wird groß geschrieben.

Mehr aus Wilnsdorf

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken