Unterkunft für zehn neue Mieter
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Heinz Mengel hat gemeinsam mit einigen Stünzeler Bürgern ein „Mehrfamilienhaus“ für Schwalben gebaut und in luftiger Höhe aufgestellt. Fehlen nun nur noch die gefiederten Mieter.
© Quelle: Holger Weber
howe Stünzel. Hier lässt es sich herrlich leben – in Stünzel in naturnaher Lage mit Blick über das weite Feld. Die zehn Wohnungen befinden sich im oberen Stock, sind alle noch zu haben, sogar gratis. „Zehn Kästen freies Wohnen“, lacht Heinz Mengel. Nur die Mieter, die dort einziehen sollen, fehlen. „Ich denke, das ist noch zu früh. Vielleicht wird das auch in diesem Jahr nichts mehr“, so der Naturfachmann. Aber bis die erste Schwalbe ihr neues Domizil auf dem Grundstück der Familie Scholtens anfliegt, dürfen die zehn Unterkünfte ruhig leer stehen.
Gemeinschaftsvereins-Vorsitzender baut Schwalbenhaus
Hauptsache, ein weiterer Lebensraum für die durchaus nicht ganz unbedrohte Vogelart ist geschaffen. Der Gemeinschaftsverein Stünzel hatte voriges Jahr schon überlegt, in Sachen Schwalben etwas Großes zu planen.
Allerdings wäre man bei dem Vorhaben bei Kosten von rund 10.000 Euro gelandet, hätte reichlich Mühen mit Bauantrag und Genehmigung gehabt. Also speckten die Bürger das Projekt eben ab. Gemeinschaftsvereins-Vorsitzender Heinz Mengel erklärte sich bereit, ein „Mehrfamilienhaus“ für Schwalben zu bauen. In seiner Werkstatt zimmerte er das Haus zusammen, platzierte ein Alublech-Dach darauf und schuf insgesamt zehn runde „Schwalbennester“. Die thronen nun in luftiger Höhe, weil sie auf einem ehemaligen Oberleitungsmast stehen. Den hat Heinz Mengel beim Bauunternehmen organisiert. „Recycelt“, sagt der Rentner.
Weitere Schwalbenhäuser in Planung
Und dann ist sie entstanden, die Gemeinschaftsarbeit des Stünzeler Gemeinschaftsvereins. Frank Scholtens stellte sein Grundstück zur Verfügung, auf dem nun das Schwalbenhaus steht. Außerdem spendete er die Nester. Die Sparkasse Wittgenstein unterstützte das Vorhaben mit 500 Euro – wobei Heinz Mengel bereits ein Auge auf einen zweiten Standort geworfen hat, wo demnächst vielleicht weitere Schwalbenhäuser hingebaut werden könnten. „Mit Hacke und Schippe ging es dann los“, erzählt Heinz Mengel. Im kleineren Rahmen, corona-konform, habe man das Schwalbenhaus errichtet. Dieter Knebel kam mit dem Kran des Holzrückefahrzeugs vorbei und sorgte dafür, dass der meterlange Pfosten aufgestellt werden konnte. Zuvor sah man Guido Neumann mit Bohrer in Aktion. „Das war eine mühsame Arbeit, bis das tiefe Loch gegraben war“, so Heinz Mengel. Dazu gesellten sich weitere tatkräftige Helfer: Heiner Böhl, David Wolani, sowie Frank Scholtens und Heinz Mengel. Auch einige Kinder beteiligten sich an den Arbeiten. „Wir sind das Dach Bad Berleburgs, vielleicht sogar Wittgensteins. Wir sind so nah am Himmel dran. Und die Tiere sind so wichtig für die Natur“, erläutert Heinz Mengel im SZ-Gespräch.
Schwalbengesang soll die Tiere anlocken
Die Mehlschwalbe sei inzwischen sehr gefährdet, weil sie sich früher die Häuser, Dachüberstände oder Scheunen als Nistplätze ausgesucht habe. „Der Mensch hat die Vögel aber verjagt, weil er den Mist an den Wänden nicht haben will.“ In Stünzel wirkt man dieser Entwicklung nun entgegen. Kürzlich erst sind bei Ernst Schäfer an der Scheune 20 Nistplätze für Schwalben entstanden – dank des Engagements des Rewe-Marktes, wie Heinz Mengel verrät. Auch zwei Häuschen für die Mauersegler wurden gebaut. Jetzt wartet man in Stünzel auf die neuen Mieter.
Heinz Mengel hat schon eine Idee, wie er den Schwalben nachhelfen könnte. „Wir platzieren hier eine CD mit Schwalbengesang.“ Dann würden die Tiere vielleicht angelockt. Übrigens: Um auf die Bedrohung der Schwalben durch den Menschen aufmerksam zu machen, hat der Nabu 1974 die Mehlschwalbe, 1979 die Rauchschwalbe und 1983 die Uferschwalbe zu Vögeln des Jahres gekürt und engagiert sich für ihren Schutz – u.a. mit dem Projekt „Schwalbenfreundliches Haus“.
SZ