Kurios: Hesselbach hebt neue Gefriergemeinschaft aus der Taufe
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Die Fächer im Hesselbacher Frosthaus sind soweit vergeben. Jetzt plant der neu gegründete Verein, das Gebäude über Photovoltaik zu betreiben.
© Quelle: privat
howe/sz Hesselbach. Nach dem Krieg sind sie gegründet worden: die Gefrierhausgemeinschaften. Damals besaßen die Leute keine eigenen Kühltruhen in den Häusern. Zugleich war die Hausschlachtung auf dem Lande noch erlaubt. Die Menschen portionierten ihr Fleisch und mussten es natürlich irgendwo lagern. Also taten sie sich zusammen, bauten ein kleines Häuschen und stellten riesige Schränke mit abschließbaren Fächern auf. Die wurden von den Vereinsmitgliedern angemietet und genutzt. Wer so ein Fach besaß, befand sich in der komfortablen Lage, Lebensmittel einfrieren und somit lange haltbar machen zu können. Nicht selten froren die Leute auch ihren Kuchen oder das Brot dort ein.
Nur noch wenige Gefrierhausgemeinschaften in Siegen
Heute existieren nur noch wenige dieser Gemeinschaften in Wittgenstein. Und da dürfte es schon etwas Besonderes sein, dass – ausgerechnet im 21. Jahrhundert, wo jeder eine Kühltruhe im Haus hat – ein neuer Frosthaus-Verein in Hesselbach aus der Taufe gehoben wird. "So oft habe ich noch nicht einen Verein gegründet – genauer gesagt noch nie", eröffnete André Becker jetzt die stark besuchte Gründungsversammlung der neuen Gefrierhausgemeinschaft "Frosthäuschen" Hesselbach. "Um das kulturelle Erbe des dortigen Frosthauses zu erhalten", begründete der Vorsitzende. Obwohl heute Gefrierfächer oder -schränke zu den meisten Haushalten gehören: Die Hesselbacher Frosthausgemeinschaft lebt. Alle der rund 50 Fächer sind vergeben und es gibt sogar eine Warteliste für frei werdende Fächer.
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Großer Andrang herrschte jetzt bei der Gründungsversammlung der Gefriergemeinschaft "Frosthäuschen" Hesselbach.
© Quelle: Verein
Im Jahre 1960 wurde das Frosthaus gebaut und dient im Ort seitdem als Lagerstätte für alle Tiefkühlwaren. "Ein Kühlraum und zwei Vorfroster sind essentiell, wenn im Ort Hausschlachtungen durchgeführt oder Jäger ihr Erlegtes weiterverarbeiten wollen", teilt der Verein mit. Neu im Vorstand sind nun André Becker als Vorsitzender, Chris Messerschmidt (2. Vorsitzender) und Michael Schmidt (Kassierer). Ein großer Dank gilt dem alten Vorstand mit Manfred Dietrich, Hans-Werner Blecher, Anneliese Becker, Petra Tang und Ingrid Bohner sowie Rainer Wunderlich (Unterstützer) und Erich Hartnack (früherer Vorstand). Dieses Engagement wurde am Ende der Veranstaltung unter mit anhaltendem Applaus auch mit der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Den neuen Vorstand unterstützen nun Thomas Schenk (Gebäudewart), Anneliese Becker (Schlüsselbevollmächtige), Thomas Meinecke und Tobias Reuter (Kassenprüfer) sowie Alexander Blecher (Schriftführer) den Vorstand.
Neuer Vorstand der Gefriergemeinschaft plant mit erneuerbaren Energien
Der neue Vorstand plant die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Frosthauses in Zusammenarbeit mit der Energiegenossenschaft Wittgenstein, um die hohen Energiekosten zu reduzieren und damit den Bestand des Gebäudes zu sichern. Ferner sind weitere Erhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten sowie gemeinschaftliche Aktivitäten geplant. Interessierte können dieses kulturelle Erbe auch mit einer passiven Mitgliedschaft unterstützen, welche kein Frostfach beinhaltet. Weitere Gefrierhausgemeinschaften existieren in Richstein und Puderbach. Das Freilichtmuseum Lindlar des Landschaftsverbands Rheinland rief die Öffentlichkeit im Sommer dazu auf, ehemalige und aktive Gefrierhäuser zu benennen.
Auch aus Wittgenstein beteiligten sich die Menschen. In Banfe haben die Wander- und Heimatfreunde ihren Vereinsraum im ehemaligen Frosthaus, in Rüppershausen hat die Feuerwehr ihr Domizil ins Gefrierhaus erweitert. In Oberndorf existierte eines, das aber umgebaut wurde. Schameder zählte sogar zwei Gefriergemeinschaften. Ein Häuschen wurde zum Heimathaus umgebaut, das andere als Garage genutzt. Auch in Wingeshausen standen zwei Gefrierhäuser, ebenso gab es welche in Schüllar, Wemlighausen und Girkhausen. In Birkelbach wurde das Frosthaus einst zur privaten Hobbywerkstatt umgenutzt, in Raumland ist es jetzt Geräteraum der Feuerwehr.