Serie „Hinter der Fassade“: Bunker „Erich“

24 Meter tief im Fels

Im Herzstück des Bunkers wurde der Luftraum der zivilen und militärischen Luftfahrt überwacht.

Im Herzstück des Bunkers wurde der Luftraum der zivilen und militärischen Luftfahrt überwacht.

vc Erndtebrück. Ein Relikt des Kalten Krieges verbirgt sich in einem kleinen Wäldchen bei Erndtebrück. Bunker „Erich“, so die in Wittgenstein geläufige Bezeichnung, ist der Tarnname für den Gefechtsführungsbunker in Erndtebrück. Die Luftwaffe hat sich aus dem Komplex 1998 zurückgezogen. Danach bezog die Besatzung des Bunkers neue Gebäude in der Hachenbergkaserne. „Dafür, dass die Übergabe so lange her ist, ist der Zustand doch ganz passabel“, meint Ralf Pasbach lachend und öffnet das Tor des Bunkers. Blaues Licht fällt auf komplexe Technik und abgedeckte Ausrüstung. Seit 15 Jahren ist der gebürtige Wattenscheider Besitzer der Anlage. Er kennt seinen Bunker, der von 1961 bis 1968 errichtet wurde.

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Duschköpfe und durchlässige Holzböden

Die Temperatur sinkt beim Betreten merklich, kalt ist es aber im Bunker „Erich“ nicht. „Die Bunkerversiegelung ist nur zum Ausbau der Radartechnik geöffnet worden“, berichtet Ralf Pasbach und zeigt auf rote Stahlträger. Wie bei einem Schiff seien hier dicke Metallschotten versenkt und durch weitere Maßnahmen wie Sandsäcke verstärkt und abgedichtet worden. Dahinter fängt der eigentliche Bunkerkomplex an. „Links ist die ABC-Schleuse“, meint der Besitzer des Bunkers und zeigt auf einen engen Gang. Duschköpfe und durchlässige Holzböden warteten damals auf verseuchte Menschen, die bei einem Atomkrieg gereinigt worden wären und noch Einlass in den Bunker gefunden hätten. „Uns geht es um den Erhalt der Technik, um die Bewahrung von Zeitgeschichte“, sagt Ralf Pasbach.

Dreieinhalb Stockwerke unter der Erde

Es geht tiefer in den Bunker hinein, der dreieinhalb Stockwerke in den Fels am Erndtebrücker Köpfchen reicht. „Es ist jeden Tag spannend. Wir haben auch noch so manches Rätsel, wo wir nicht wissen, wofür eine Installation gedacht ist“, berichtet Jörg Weigmann, der zusammen mit Sabrina Bollig regelmäßig aus Mainz nach Erndtebrück kommt, um bei der Instandhaltung zu helfen.

Uns geht es um den Erhalt der Technik, um die Bewahrung von Zeitgeschichte. Ralf Pasbach Besitzer des Bunker Erich
„Das ist manchmal eine ziemliche Krabbelei“, meint Sabrina Bollig lachend und erzählt von langen Kabelschächten und Wartungsgängen. Es gebe einen ganzen Raum voller Schalt- und Baupläne, die aber nicht immer aktuell seien.

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Überwachung von der „heiligen Halle“ aus

Weiter im Bunker führt ein Gang zum Herzstück der Anlage – der „heiligen Halle“ oder sogenannten OPS (Abkürzung f. Operations, Anm. d. Red). In einem riesigen Raum befindet sich links noch die Anzeigetechnik, raumhoch und beeindruckend. Die Radarkonsolen stehen terrassenförmig davor. „Von hier aus wurden der westdeutsche Luftraum und die deutsch-deutsche Grenze überwacht“, berichtet Pasbach. Die Technik wurde zur Jahrtausendwende teilweise abgebaut, von der Luftwaffe eingelagert und wieder an Ralf Pasbach zurückgeliefert, als klar war, dass sie nicht mehr gebraucht wurde. In einem Treppenhaus waren zur aktiven Bunkerzeit die Fernmelder zu Hause. Die Wände sind mit Teakholz-Paneelen verkleidet. Sie dienten als Splitterschutz für den Fall, dass die äußere Bunkerwand einmal durchbrochen worden wäre.

Alles ist aufs lange Überleben ausgerichtet

Es geht vorbei an Besprechungsräumen und Luftschutzbetten über lange Treppen tiefer in den Bunker. Dort beeindrucken riesige Technikräume. Stromversorgung und Luftfilter füllen ganze Säle. In einem Raum leuchten elf Öltanks im Licht der Neonröhren auf. Jeder der Tanks fasst 33.000 Liter Öl. Alles ist auf das möglichst lange Überleben ausgerichtet, auch für den Fall, dass die Edergemeinde durch eine Atombombe getroffen worden wäre. Der Bunker selbst hätte Treffer ein Stück weit abfedern können. Selbst bei Stromausfall hätte die Luft gefiltert werden können. Einige der Aktivkohle-Filter können mit Muskelkraft betrieben werden. „Immer zwei Mann, im Schichtwechsel“, meint Ralf Pasbach und dreht probeweise mal selbst an den Filtern. Die Technik funktioniert noch, wie vieles im Bunker „Erich“. Jeder Raum ist ein Unikat, faszinierend – aber auch bedrückend, wenn man den Zweck der Kriegsführung im Hinterkopf behält.

Außengelände wird vielfältig genutzt

Heute wird das sechseinhalb Hektar große Außengelände, das seit über 13 Jahren als „Bunker Erich/ Area E-Sport- und Freizeitgelände“ firmiert, unter anderem für sogenannte LARP-Rollenspiele, Airsoft- und Laserspiele am Wochenende genutzt. Das Areal wird mit seinem Bunker auch für den Dreh von Musikvideos und für Fotoshootings genutzt. Sowohl Technisches Hilfswerk wie auch Feuerwehr übten bereits auf dem Gelände. Wer sich über den Bunker informieren möchte, wird auch unter unter www.Bunker-Erich.de fündig.

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