ARD-Film am Donnerstag

„Kommissar Dupin“: Krimi über einen Mord im Cidre-Clan

Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi, rechts) nimmt die Ermittlungen auf.

Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi, rechts) nimmt die Ermittlungen auf.

Dunkel und verheißungsvoll liegt die Nacht über der bretonischen Landschaft, aus der eine alte Abtei pittoresk herausragt. Irgendwo dreht sich wie immer der Scheinwerfer eines Leuchtturms, dessen bewegtes Licht die Stuckfiguren an der Fassade wie Dämonen aussehen lässt. Drinnen deckt eine alte Dame den Tisch für ein umfangreiches Abendessen. Als sie die Tür öffnet, erkennt man an ihrem überraschten Gesicht, dass dies nicht der erwartete Gast ist. „Ach, du“ lauten ihre letzten Worte.

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Als wenig später Inspektor Thierry Kadeg (Jan Georg Schütte) vorfährt, um wie jeden ersten Donnerstag im Monat seine geliebte Tante zu besuchen, stirbt sie in seinen Armen. Wenig später liegt auch der Polizist mit eingeschlagenem Schädel auf dem Boden und verbringt den Rest der Folge von „Kommissar Dupin – Bretonische Nächte“ im Koma auf der Intensivstation. Und so ermittelt Dupin (Pasquale Aleardi) in diesem elften Bretagne-Krimi nach der Vorlage von Jean-Luc Bannalec nicht nur als professioneller Kriminalist, sondern auch aus einem persönlichen Betroffenheitsansatz heraus. Während Kadeg im Spital vor sich hin dämmert, muss sich Dupin eingestehen, dass er nach all den Jahren nur wenig aus dem Leben seines Kollegen erfahren hat.

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Lange Nächte vor Mindboard und Fotowand

So geht es auch dem treuen Fernsehpublikum, das der Krimireihe regelmäßig Einschaltquoten zwischen vier und sieben Millionen Zuschauenden beschert. Jan Georg Schütte hat den Ermittlungspartner stets mit einem schrägen, an der Karikatur entlangstreifenden Charme ausgestattet. Über die Hintergründe der Figur hat man indes kaum etwas erfahren. Das ändert sich nun grundlegend, denn mit dem Tod der alten Dame führt die kriminalistische Recherche direkt hinein in Kadegs dysfunktionale Familienverhältnisse. Die Spur der Tatmotive geht durch den verwilderten Garten zur benachbarten Apfelplantage, die vom Bruder der Toten, Victor Contel (Sven Eric Bechtolf). und dessen Sohn Maxime (Luca Prisor) bewirtschaftet wird.

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Tante Joelle (Doris Plenert) hatte sich stets geweigert, dem kriselnden Betrieb ihr Land zu verpachten, das die Hobbyornithologin lieber der bretonischen Vogelvielfalt als Brutstätte überlassen hat. Victor wird nun die Hälfte des Grundstückes erben und möglicherweise sogar den ganzen Hof, sollte Kadeg im Krankenhaus sterben. Aber die Geheimnisse des Cidre-Clans wurzeln noch tiefer. Victors Ehefrau hat vor einigen Jahren einen unschönen Tod im Apfelzerkleinerer gefunden. Zuvor wurde weiterhin eine Prostituierte ermordet. Für die Tat ist der geständige rumänische Apfelpflücker Paul Iupescu (Eugen Knecht) ins Gefängnis gekommen, der sich nun vorzeitig aus der Haft entlassen mit einer schwer verdächtigen schwarzen Kapuzenjacke in der Gegend herumtreibt. Da ist die ganze kriminalistische Kombinationsgabe des Kommissars gefragt, der lange Nächte vor Mindboard und Fotowand verbringt, um eins und eins zusammenzuzählen.

Dupin stößt an seine Grenzen

Da es hier um den Mordversuch an einem Kollegen geht, ist die psychische Belastung für Dupin besonders groß, was Hauptdarsteller Pasquale Aleardi in vollkommen enthemmtem Overacting zum Ausdruck bringt. Aus Verzweiflung rauft sich der Mann das volle Haar, legt die Stirn in besorgtes Dauerrunzeln und schüttet einen Espresso nach dem anderen in sich hinein. Unterstützt wird er dabei von einer nervösen Kamera, die in hektischen Reißschwenks die intuitiven Geistesblitze des Ermittlers visualisiert.

Die zunehmend verzweifelten Versuche, Spannung zu suggerieren, entbehren nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik, zumal sich nach dem ersten Filmdrittel die Zahl der Mordverdächtigen von drei auf zwei reduziert und die finale Auflösung im vorderen Bereich der Vorhersehbarkeit liegt. Einziger Lichtblick bleibt in diesem aufgeblasenen Bretagne-Krimi Sven Eric Bechtolf, der das Familienoberhaupt der Apfelsippe mit hinterlistiger Autorität verkörpert und echte Bösewichtqualitäten entwickelt.

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„Kommissar Dupin – Bretonische Nächte“ läuft am Donnerstag, 20. April, ab 20.15 Uhr in der ARD.

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