Amarok: VWs neuer Pick-up ist ein echtes Weltauto
Am Kap der Guten Hoffnung: der neue Amarok, ein weiteres Erfolgsmodell für die VW Nutzfahrzeuge, so hofft man bei VW.
© Quelle: Daniel Killy/RND
In Südafrika und Südamerika, wo die erste Generation des Amarok höchst erfolgreich war, gilt das Fahrzeug eher als das, was sein Herstellername VW Nutzfahrzeuge umschreibt: als verlässliche Arbeitsbiene in teils rauer Landschaft. Dass der zweite Amarok nun gleich in Kooperation mit Ford von deren Bändern in Silverton bei Johannesburg läuft, ist einerseits eine Reminiszenz an die globalen Märkte, andererseits aber auch eine Kostenersparnis, die Raum für eine Veredlung des Lastesels in Richtung Lifestyle-Schlitten zulässt.
Sein Geschwister, der Ford Ranger, hat in seiner sportlichsten Ausstattung als Raptor genau das, was die Amerikaner mit „tackiness“ umschreiben, also einen leichten Hang zum Vulgären – etwas Emotionalisierendes, das Geländefreunde und Hobbyrancher zum Jubeln bringt, etwa die signalorangefarbene Lackierung.
VW setzt da beim Amarok eher auf Distinguiertheit und edle Anmutung. Ob es beim einen Topmodell Aventura die Windrose auf der Seite der Kabine ist oder das insgesamt gediegenere Blech und eine edel-zeitgemäße Innenausstattung: Der Amarok rollt ebenso entspannt durch die solventen Villenvororte Kapstadts wie durch die raue, unbehauene südafrikanische Natur.
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Die zweite Generation des Amarok, hier in der Ausstattung Aventura.
© Quelle: Volkswagen AG
Der Amarok kann zupacken bei der Arbeit, er muss sich aber nicht zwingend sein fesches Äußeres beflecken: Das ist die Doppelbotschaft, die Volkswagen mit dem neuen Modell aussenden möchte. Es ist für ländliche Arbeit wie urbanes Flanieren gleichermaßen geeignet. Für den Job und den Rechtslenkermarkt in Südafrika gibt es dafür eigens eine sogenannte One-Cab-Ausführung, das heißt, die Fahrerkabine ist nur einreihig bestuhlt.
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Die Basis- und Arbeitsvariante mit kleiner Passagierkabine wird nicht nach Deutschland ausgeliefert.
© Quelle: Volkswagen AG
Nach Deutschland kommt nur die Großkabine, die PKW-gemäßen Raum hat, wobei der wahre Komfort vorn spielt. Allerdings sollen die Preise hierzulande für die Basismodelle im Mai 2023 schon bei etwa 37.000 Euro starten, was dem Nutzfahrzeug noch einen speziellen Nutzeffekt verleihen würde. Auch für die Topmodelle „Panamericana“ und „Aventura“, die wir beide getestet haben, gibt es noch keine Preisangaben – hier dürften sich die Kaufkosten aber wohl bei um 70.000 Euro bewegen.
Was vom Ford-Band läuft, das hat naturgemäß auch mit Ford zu tun. Wenn VW sich auch bemüht hat, den Amarok so individuell wie möglich zu gestalten, die Türen etwa sind vom Ford, auch Teile der Innenausstattung, obwohl da die Wertigkeit VW-eigener Ausstattung in den getesteten Varianten „Aventura“ und „Panamericana“ überwiegt. Die Materialien machen – zumindest oberhalb der Sichtlinie – einen durchaus edlen Eindruck, die Verarbeitung passt.
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Auf der Heckklappe steht nun der Modellname.
© Quelle: Volkswagen AG
Für allseits souveräne Fahrt sorgen eine straff abgestimmte Lenkung und Fahrwerk, dessen elektronische Helfer dem Amarok auch veritable Geländequalitäten verleihen, doch auf der Straße fühlt sich der 77 kW/240 PS starke Diesel-Sechszylinder mit seinem kultivierten 3,0-Liter-Antrieb, der ein wirklich respektables Drehmoment von 600 Newtonmetern bietet, ebenso natürlich wohl. Es ist das Aggregat aus Fords Bestseller-Baureihe F-150, das dem kleineren Bruder naturgemäß mehr Schwung einhaucht.
So sind die Serpentinen der Kapregion ebenso elegant und mit wenig Kurbelei am Lenkrad zu durchmessen wie Autobahnen, Feldwege oder die Savanne. Der permanente Allradantrieb bei den beiden Spitzenmodellen (bei den Vierzylindermodellen ist er zuschaltbar) vermittelt ein gerüttelt Maß an Kultiviertheit beim Fahren. Auf den letzten Kilometern zum Kap der Guten Hoffnung allerdings streikte die Navigation kurzfristig und zeigte die Privatstraße zum Kap nicht mehr an. Eine kleine Schwäche, die man bei Vorserienfahrzeugen gern in Kauf nimmt, weil sie bis Fahrzeugstart eh immer eliminiert werden.
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Blick ins Cockpit des Amarok Aventura.
© Quelle: Volkswagen AG
Dafür findet man keine Slider mehr am eigenen Funktionslenkrad, ein Detail, das nicht nur VW-Chef Thomas Schäfer aufgestoßen war. Dass der Amarok (bis auf Weiteres) ohne Hybrid- oder gar Vollstromerantrieb daherkommt, mag potenzielle Abnehmer in Deutschland mehr ärgern; dem Status als Weltauto tut die weitere deutsche Motorisierung mit zwei 2,0-Liter-Vierzylinder-Dieseln (125 kW/170 PS und 151 kW/205 PS) jedenfalls keinen Abbruch. Einzig mit dem im Ford Ranger zu habenden Sechszylinder-Benzinmotor hat man sich dann doch nicht nach Deutschland getraut.
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RND-Autotester Daniel Killy und der neue VW Amarok.
© Quelle: Volkswagen AG
Fazit: Der Amarok ist auch für die deutsche Flur bestens geeignet. Zum Flanieren in hiesigen Metropolen ist er zumindest wesentlich gediegener als sein Ford-Geschwister, der Raptor. Ein Alltagspraktiker wird er mit seinen 5,35 Metern in den beengten Verhältnissen der City-Zentren jedoch eher nicht werden. Aber dass er neben dem ID.Buzz der zweite Trumpf des Jahres im Blatt der Nutzfahrzeuge ist, darauf setzen sie schon bei VW.