Begegnungs- und Kulturzentrum „Q“ der Qulturwerkstatt nimmt erste Formen an
Ein "Dritter Ort" für Kultur mit sozialem Anspruch

- Ärmel hochkrempeln und los: Gabriele Schlemper und Stefan Bünnig vom Verein Qulturwerkstatt vor dem Eingang zu dem, was nach dem Umbau zum Begegnungs- und Kulturzentrum „Q“ in Deuz werden soll.
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pebe Deuz. Mitten in Deuz ist es erstaunlich grün. Und mittendrin in dieser grünen Wiesen- und Gartenecke soll es weiter grünen – metaphorisch gesprochen: Im ehemaligen Holzbetrieb Hänchen & Sohn soll ein lebendiger Begegnungs- und Kulturort entstehen, das „Q“, wie die Initiatoren vom Verein Qulturwerkstatt ihr Vorhaben nennen. Die Zeichen stehen günstig für das Vorhaben, die Bezirksregierung Arnsberg hat, wie bereits berichtet, für das Projekt aus dem Landesprogramm „Dritte Orte – Häuser der Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ 450 000 Euro bereitgestellt, die in einem Dreijahreszeitraum abgerufen und zweckgebunden eingesetzt werden können.
Eigenanteil von rund 112 000 Euro
Das entspreche 80 Prozent der Kosten, erklärt Mitinitiator Stefan Bünnig von der Qulturwerkstatt, die noch einen Eigenanteil von rund 112 500 Euro stemmen müsse. Mit dem Abtrag dieser „Muskelhypothek“ durch ehrenamtliche Arbeit beim Um- und Ausbau des Firmengebäudes haben die Aktiven mittlerweile begonnen, Corona-bedingt zwar nur verhalten, in Zweierteams und zeitlich begrenzten Arbeitseinsätzen – aber immerhin: Nach Einschränkungen im vorigen Pandemie-bestimmten Jahr geht es nun endlich los. Die SZ sah sich vor Ort um.
Die Landesmittel würden anteilig für Sanierung und Umbau des Gebäudes benutzt, erläutert Bünnig. Auch eine eigens geschaffene Geschäftsführungsstelle (65 Prozent im Jahr 2021 und 75 Prozent in den Jahren 2022 und 2023) sowie Betriebskosten und Künstlerhonorare könnten über die Förderung gedeckt werden. Im Förderprogramm werde der Verein von der Kölner Beratungsfirma Startklar A+B unterstützt.
Stefan Bünnig: "Wir müssen sichtbar sein"
Der Verein – derzeit 95 Mitglieder – habe seinen Vorstand auf sieben Mitglieder aufgestockt, aktiv im Einsatz seien zwischen 30 und 40 Ehrenamtler. Was derzeit an Arbeit noch „zaghaft“ laufe, solle in der warmen Jahreszeit bis Ende September verstärkt erfolgen. „Wir brauchen einfach den physischen Ort“, meint Stefan Bünnig. So wichtig die Internet-Erfahrungen auch seien: „Wir müssen sichtbar sein.“
Café und Veranstaltungssaal
Drei Bauabschnitte stehen an, die zu bewältigen sind. Im Erdgeschoss ist als „Opener“ das Werkstatt-Café samt sanitären Anlagen geplant: Treffpunkt und Veranstaltungsraum in einem. Derzeit gibt es dort für die bauaktiven Mitglieder das „Baustellen-Café“, das aber, wenn es die Bedingungen zuließen, auch für alle Neugierigen offenstehen werde, wie Bünnig betonte. Im zweiten Bauabaschnitt solle dann der Neubau des multifunktionalen Veranstaltungssaals – der Qulturwerkstatt – für Theater, Kino, Seminare und Workshops erfolgen.
Aufzug für Barrierefreiheit
Im dritten Abschnitt solle das Obergeschoss des Firmengebäudes renoviert bzw. saniert und an den Neubau angeschlossen werden. Zudem müssen zur Gewährleistung der Barrierefreiheit ein Aufzug ans Haus angebaut und der Verlauf der Treppe verändert werden. Im Obergeschoss sollen ein Ess- und Kochbereich entstehen sowie Möglichkeiten für Kurse und kleinere kulturelle Veranstaltungen.
Uni-Projekt „Wanderspace@Netphen“ ist dabei
Begeistert zeigt Bünnig auf das große, umgebende Gartengrundstück. Das möchte der Verein in enger Absprache mit den Mietern im Hauptgebäude gern nutzen. Beim SZ-Besuch wurde gerade in einem runden Beet Färberkamille gesät, für Verarbeitungs- und Färbeprojekte später im Jahr – Bestandteil der Kooperation mit der Uni Siegen in dem Projekt „Wanderspace@Netphen“ mit dem Bereich „Künstlerische Strategien im öffentlichen Raum und kulturelle Bildung“ (wir berichteten).

- Die Inzidenzen fallen, die Blumen werden wachsen: Hier bereitet der Verein die Aussaat von Färberkamille vor, die für Projekte im Sommer genutzt werden soll.
- Foto: Verein
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Eigentümerin Schlemper: Menschen zusammenbringen
Begeistert vom Projekt ist auch die Eigentümerin Gabriele Schlemper. Als freischaffende Architektin und Mitarbeiterin der Uni Siegen betreuen sie und Juniorprofessorin Sabine Meier (Soziale Arbeit) derzeit einen Kurzentwurf mit Architekturstudierenden im Masterstudiengang zum Thema „Wege zur Kultur“.
Schlemper gehört zu den Gründungsmitgliedern und zum Vorstand des Vereins Qulturwerkstatt. „Für mich ist es schön, dass die Geschichte des Ortes jetzt kreativ weitergeschrieben wird“, meint sie auf Nachfrage nachdenklich. Es sei „wohltuend, dass so viele helfende Hände daran beteiligt sind, dass Neues entsteht“. Das Ziel sei ganz wichtig: „Wir wollen Menschen zusammenbringen, die sonst kaum Berührung hätten.“
Schulen und Stadt sind mit im Boot
Auch sonst ist die Qulturwerkstatt jetzt schon vielfältig vernetzt und bindet ihre „Netzpartner“, z. B. örtliche Schulen, ins entstehende „Q“ ein. Die Stadt sei ebenfalls unterstützend tätig, betont Stefan Bünnig.


Autor:Peter Barden (Redakteur) aus Siegen |
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