Chorleiter Bernd Schneider hat neuen "Hauptberuf"
Vom „Schiff mit Loch“ in „sichere Fahrwasser“

- Bernd Schneider hat den Beruf gewechselt … Nicht ganz…
- Foto: privat
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gmz Unglinghausen. Corona verändert die heimische Chorlandschaft, schafft Unsicherheiten und Unwägbarkeiten für Chöre und auch Dirigenten (wir berichteten mehrfach über verschiedene Aspekte). Im SZ-Gespräch äußerte sich Gert Bruch, Vorsitzender des Chorverbandes Siegerland, vor kurzem zu diesem Thema vorsichtig fragend: Wie viele Chöre die Corona-Kreise mit Einnahmeausfällen durch fehlende Konzerte und Auftritte überlebten, werde sich vermutlich erst im kommenden Jahr zeigen.
Wie viele hauptamtliche Dirigenten ihre Arbeitsmöglichkeiten behalten, ist eine andere Frage, die sich in diesen Zeiten stellt. Wenn die Chöre ein gutes Polster haben, können sie ein Jahr überstehen und ihre musikalischen Leiterinnen und Leiter bezahlen. Aber wenn sie kein Polster haben …? Bernd Schneider, einer der bekannten Dirigenten der Region, war 16 Jahre als selbständiger, hauptberuflicher Leiter von Chören tätig. Seit August bzw. September hat er den Hauptberuf gewechselt und leitet seine derzeit sechs Chöre (vier hat er abgegeben) im Nebenberuf. Im Gespräch mit der Kulturredaktion der SZ erzählt er, warum.
Bei dem Selbständigen kamen Existenzsorgen auf
Im Frühjahr, als alle Auftritte (sprich: Verdienstmöglichkeiten für Chöre und Chorleiter) wegfielen, habe er angefangen, sich wie auf einem „Schiff mit einem Loch“ zu fühlen. Zunächst sei er noch weiterbezahlt worden, aber als dann Chöre anfingen, sein Honorar zu kürzen, kürzen zu müssen, hätten Existenzängste eingesetzt. Denn die Kürzung sei ein „Wegbrechen“ von Sicherheit gewesen: Als hauptberuflicher Chorleiter rutsche man aus der Selbständigkeit schnell in Hartz IV …
Um die Verdienstausfälle auszugleichen, habe er im August einen 450-Euro-Job angenommen, der ihm aber so viel Freude bereitete, dass er schon zum 1. September eine feste Stelle antrat. Er hatte Glück, sagt er, dass in der Branche (als Reha-Servicetechniker) im Moment ein großer Bedarf besteht. Und da er handwerklich geschickt und interessiert ist, konnte er so sein Schiff ohne Loch wieder in sichere Fahrwasser lenken.
Der Musik ist er aber nach wie vor verbunden, leitet sechs seiner Chöre im Nebenberuf weiter (u. a. die Netpher Stimmen, Next Generation Kreuztal, Gemischte Stimmen Klangwerk) und singt selbst bei High5ive mit. – Das Corona-Virus und die Maßnahmen, die seine Ausbreitung eindämmen sollen, verändern viel …
Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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