Joshua und Silas Stoffers schreiben Pandemie-Chronik
341 Seiten voll mit Viren

- Joshua (14, vorne) und sein Bruder Silas (13) saßen seit Anfang März jeden Tag stundenlang an ihren Computern, um alle Informationen über die Corona-Pandemie für die Nachwelt festzuhalten.
- Foto: privat
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ap Netphen. „Unser Opa hat uns infiziert“, sagt Joshua Stoffers. Zum Glück aber nicht etwa mit dem Coronavirus – sondern mit einer weitreichenden Idee. Und die hat ihn und seinen Bruder Silas auf Anhieb so gepackt, dass sie gemeinsam ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen haben. Das Ergebnis halten sie nun in den Händen: eine Chronik mit 191.011 Wörtern und 341 Seiten.
Von Beginn an hat sich der Großvater und Motivationsgeber der beiden Teenager mit dem neuartigen Virus beschäftigt. Nach einem Aufruf, in dem der SZ-Archivar um die Dokumentation der Pandemie für die Nachwelt gebeten hatte, manifestierte der ehemalige Lehrer seine vage Idee. Und baute dabei auf die (technische) Hilfe, Manpower und Willenskraft seiner beiden Enkel.
ap Netphen. „Unser Opa hat uns infiziert“, sagt Joshua Stoffers. Zum Glück aber nicht etwa mit dem Coronavirus – sondern mit einer weitreichenden Idee. Und die hat ihn und seinen Bruder Silas auf Anhieb so gepackt, dass sie gemeinsam ein einzigartiges Projekt ins Leben gerufen haben. Das Ergebnis halten sie nun in den Händen: eine Chronik mit 191.011 Wörtern und 341 Seiten.
Von Beginn an hat sich der Großvater und Motivationsgeber der beiden Teenager mit dem neuartigen Virus beschäftigt. Nach einem Aufruf, in dem der SZ-Archivar um die Dokumentation der Pandemie für die Nachwelt gebeten hatte, manifestierte der ehemalige Lehrer seine vage Idee. Und baute dabei auf die (technische) Hilfe, Manpower und Willenskraft seiner beiden Enkel. Anfang März fassten die drei dann den Entschluss, alle Nachrichten über das Virus umfassend und medienübergreifend zu dokumentieren.
Daten waren „wildes Durcheinander“
„Wir haben viel ,Tagesschau‘ oder ,heute-journal‘ geschaut, aber natürlich auch Printmedien wie die ,Siegener Zeitung‘ gelesen“, erklären die Brüder. Aus der Zeitungslektüre herausgefiltert und in mühseliger Kleinstarbeit aus Funk und Fernsehen abgetippt, illustrierten sie fortan den weltweiten Verlauf der Corona-Pandemie. Nach und nach flochten sie auch andere Aspekte des Zeitgeschehens, wie das Brexit-Chaos oder WHO-Themen, in das Opus ein.
Im Sommer zog das dreiköpfige Recherche-Team ein Zwischenfazit. Sie stellten fest: Die gesammelten Daten sind ein „wildes Durcheinander“. All die Informationen mussten geordnet, sortiert und kategorisiert werden. Nur wie? Dabei waren sich die Brüder nicht immer einig. „Wir haben die Einteilung mehrfach geändert“, erzählt Joshua. Letztendlich hätten sie sich dafür entschieden, die Nachrichten nach Ländern und Hotspots sowie Kategorien (zum Beispiel Krankheitsverläufe) zu sortieren und in den Nebendokumenten erst nach Datum zu ordnen. Dabei habe es auch die ein oder andere technische Hürde zu bewältigen gegeben, schildert Silas. „Während des Projektes haben wir beide einmal unsere Rechner getauscht. Als mein alter Computer den Geist aufgegeben hat, wurden leider acht Dokumente gelöscht“, erinnert sich der 13-Jährige.
Gute Organisation ist alles
Hinzu kam eine weitere Barriere: „Unser Großvater konnte bei sich zu Hause ja nicht sehen, was wir hier in unseren Zimmern machen. Deshalb mussten wir uns schon gut organisieren und aufteilen.“ Bei all den Artikeln und Berichterstattungen habe der ältere Bruder immer einen „guten Durchblick gehabt“, Sinnabschnitte angefertigt sowie Design-Ideen des Großvaters umgesetzt.
Das zeitintensive Projekt sollte aber nicht auf unbestimmte Zeit so weiterlaufen. Joshua und sein jüngerer Bruder finden nämlich: „Wenn man ewig an einem Werk weiterschreibt, ist es irgendwann aus der Zeit gefallen.“ Zu Beginn der Corona-Pandemie berichteten Nachrichtenportale viele Stunden am Tag über immer neue Erkenntnisse – auch im Hinblick auf mögliche Spätfolgen oder Infektionsherde –, und die Menschen waren sehr verunsichert. „Die große Tragik und Unsicherheit hat sich aber mittlerweile etwas verflüchtigt“, sind sich Joshua und Silas einig.
Bis zu dreieinhalb Stunden Arbeit am Tag
Sowohl die Lockdown-Phase, als auch die Ferienzeit nutzten sie intensiv, um das einmalige Projekt immer weiter voranzutreiben. Dafür opferten die Teenager jeden Tag bis zu dreieinhalb Stunden ihrer Freizeit. Auf Dauer ließe sich das zeitaufwändige „Hobby“ aber einfach nicht mit den schulischen Verpflichtungen vereinen. „Manchmal hatten wir etwas Druck wegen der Hausaufgaben. Dann haben wir uns schon auch mal gefragt: Ist es heute wirklich so wichtig, an der Chronik weiterzuarbeiten oder können wir nicht auch mal einen Tag Pause machen?“, gibt der 14-jährige Joshua zu.
Letztendlich seien sie aber sehr stolz, das Projekt durchgezogen zu haben und nun eine fertige Chronik in den Händen zu halten. „Wir müssen uns jetzt nur noch entscheiden, wie wir sie aufbereiten. Ob wir die Seiten binden lassen oder einfach nur zusammenschnüren.“


Autor:Alexandra Pfeifer |
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