Wasserburg Hainchen
Aufwertung zur Tagungs- und Bildungsstätte

- Historiker Olaf Wagener, „Burgherr“ Paul Breuer und Rektorin Tanja Schwenke (sitzend, v. l.) und die Heimat-AG der Johannland-Grundschule präsentieren Konrad, das Eichhörnchen.
- Foto: Jan Schäfer
- hochgeladen von Christian Schwermer (Redakteur)
js Hainchen. An- und Umbauten, Erweiterungen, Nutzungsänderungen – all das hat die Wasserburg Hainchen in den Jahren seit ihrer Ersterwähnung 1290 in trutziger Geduld über sich ergehen lassen. Neue Herausforderungen gab es zuhauf, stets galt es für sie, mit der Zeit zu gehen. Und das soll sie auch in Zukunft. Der Siegerländer Burgenverein als Eigentümer der 3 Hektar großen Anlage hat im vergangenen Jahr mit der Umgestaltung des Außengeländes in einen Erlebnispark um die Weiterentwicklung seines Schmuckkästchens einen ersten Schritt gemacht – jetzt möchte er Anlauf nehmen für den nächsten.
Von einem „großen Kommunikationsprojekt“ spricht Vereinsvorsitzender Paul Breuer bei dem, was ihm und seinen Mitstreitern vorschwebt.
js Hainchen. An- und Umbauten, Erweiterungen, Nutzungsänderungen – all das hat die Wasserburg Hainchen in den Jahren seit ihrer Ersterwähnung 1290 in trutziger Geduld über sich ergehen lassen. Neue Herausforderungen gab es zuhauf, stets galt es für sie, mit der Zeit zu gehen. Und das soll sie auch in Zukunft. Der Siegerländer Burgenverein als Eigentümer der 3 Hektar großen Anlage hat im vergangenen Jahr mit der Umgestaltung des Außengeländes in einen Erlebnispark um die Weiterentwicklung seines Schmuckkästchens einen ersten Schritt gemacht – jetzt möchte er Anlauf nehmen für den nächsten.
Von einem „großen Kommunikationsprojekt“ spricht Vereinsvorsitzender Paul Breuer bei dem, was ihm und seinen Mitstreitern vorschwebt. Das Gebäude solle nach und nach in eine Tagungs- und Bildungsstätte mit Gästehaus verwandelt werden. „Heimatkompass“ lautet der Arbeitstitel, der die grobe Marschrichtung andeutet: Heimatgeschichte und -kultur, verbunden mit der Natur, sollen hier in den Fokus gerückt, für alle Generationen verständlich und erlebbar gemacht werden. Corona, sagt Breuer, habe den Impuls dafür gegeben. Bei allem Negativen habe die Pandemie doch auch Gutes gebracht: das Wiederentdecken der Heimat und Nachbarschaft etwa. Genau da möchte der Burgenverein mit seiner Projektidee ansetzen, eine Nische erschließen.
"Heimatkompass" soll Erhaltenswertes auch wirklich erhalten
Die Burg steht felsenfest in ihrem Wassergraben – wenngleich eine Leckage erst kürzlich für einen feuchten Keller und hohe Reparaturkosten gesorgt hat. Die Geschichte ist zumindest in weiten Teilen bestens erforscht, dokumentiert und hier und da sogar noch mit dem Auge ablesbar. „Es ist erstaunlich, wie viele Dinge noch erhalten sind“, erklärt Olaf Wagener. Der Historiker und Burgenforscher aus Kreuztal hat das erst jetzt wieder festgestellt, als er der Landhecke und Hohlwegen zwischen der Wasserburg Hainchen und der Ginsburg nachgespürt hat. Noch immer seien zahlreiche Verschanzungen und Lager im Wald zu erkennen entlang der alten Grenzlinie. Das meiste davon sei archäologisch noch nicht oder nur kaum untersucht worden. Das Sichern sei indes extrem wichtig – und eine Herausforderung: „Die Zeugnisse der Geschichte dürfen nicht alle gnadenlos der kommerziellen Forstwirtschaft zum Opfer fallen.“ Noch seien beispielsweise 200 Meter der Landhecke im Bereich der Haincher Höhe erhalten. Harvester könnten diesen Überresten eines Tages den Garaus machen, fürchtet der Historiker.
Das „Heimatkompass“-Projekt solle dazu beitragen, dass Erhaltenswertes auch wirklich erhalten bleibe – und dass es generationenübergreifend interessant aufgearbeitet werde. Mit Haus-Historiker Wagener möchte der Verein die Motivation schaffen, die Geschichte der Region zu erwandern, zu entdecken. Die Wasserburg als Startpunkt solle Raum geben für Heimatwerkstätten, Vorträge, Veranstaltungen. Mit im Boot wird die bestehende Eventgastronomie sein, die heute 31 Übernachtungsmöglichkeiten werden wahrscheinlich noch einmal überplant – und am Ende mutmaßlich reduziert.
Hoffen auf breite Unterstützung
„Dafür müssen wir noch die richtigen Partner gewinnen“, freut sich Paul Breuer darauf, wieder auf Tour durch sein Netzwerk zu gehen, die Kommunikation zu suchen. Die Szene der Heimatpfleger möchte er ebenso begeistern wie das Regionalforstamt und die heimische Industrie. Das sei eine Aufgabe für die nächsten Jahre, macht sich der Vereinsvorsitzende nichts vor – eine „historische“ Herausforderung. „Das muss wachsen.“
Die erste Entwicklungsstufe des Projekts ist bereits erreicht: Mit der Johannlandschule aus der Nachbarschaft kooperiert die Wasserburg nun schon im zweiten Schuljahr. In der coronabedingt klein gehaltenen „Heimat AG“ machen die Viertklässler Jacob, Paul, Alexander, Marie und Marius einmal in der Woche eine Zeitreise mit Schulleiterin Tanja Schwenke und Historiker Olaf Wagener. Die Rektorin schwärmt von der Gelegenheit, mit finanzieller Unterstützung des Landes an diesem außerschulischen Lernort das Verständnis der Kinder für ihr kulturelles Erbe zu fördern. In der AG forschen und entdecken die Kinder, wie Steine Geschichten erzählen. Den Schülern werden historische Fakten und gesellschaftliche Zusammenhänge vermittelt, die begreifen im wahrsten Wortsinn Materialien, Baustoffe und technische Erfindungen.
Jan Schäfer Jan Schäfer
Paul Breuer warnt davor, nicht in die Romantisierungsfalle zu tappen beim Aufbereiten der Heimatgeschichte. „Das war nicht nur die gute alte Zeit“, blickt er auf das vorindustrielle Zeitalter, die Ära der Höhwege und Landhecken, zurück. „Harte Arbeit, Raubbau an der Natur: Auch das gehörte dazu.“ Der Verein wolle geschichtlich möglich exakt bleiben.
Schon in Kürze wird übrigens ein nächster Schritt des Projekts sichtbar. Die Wilnsdorfer Künstlerin Regina Hruby hat mit dem Eichhörnchen „Konrad“ ein neues Maskottchen geschaffen, das demnächst kindgerecht auf Schautaufeln über das Burggelände führt. Deren Finanzierung ist in trockenen Tüchern. Kommunikation hat sich bezahlt gemacht.
Autor:Jan Schäfer (Redakteur) aus Siegen |
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