Sonniger Kapitän geht von Bord
55 Jahre zur Schule gegangen: Realschul-Rektor Klaus Oehm wurde gestern verabschiedet
avb Netphen. »Seit Sokrates hat man immer über die Schule geklagt«, sagte Realschul-Rektor Klaus Oehm gestern bei seiner feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand: »Ich habe mich immer leiten lassen von dem Satz ,Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.’« Nicht nur ein kleines Licht, sondern den Sonnenschein brachte Oehm in den Augen seines Konrektors Norbert Bleischwitz in die Netphener Realschule, als er 1982 deren Leitung übernahm. Daher fiel es allen schwer, den beliebten Schulleiter nun gehen zu lassen.
In vielen Grußworten wurde Klaus Oehm als strahlender, Optimismus verbreitender Charakter beschrieben, dessen Tür stets offen stand, der Schülern, Kollegen wie Eltern offene Ohren schenkte, der immer für einen Witz zu haben war und nie das Interesse an den Menschen verlor, die in seiner Obhut stehen oder gestanden haben. Angelika Büdenbender beschrieb das unermüdliche – den eigenen Kollegen gegenüber gar »erbarmungslose« – Werben Oehms für den schulischen Förderverein, als dessen 2. Vorsitzende sie dem scheidenden Rektor gemeinsam mit Andrea König-Arns eine Urkunde und Medaille überreichte.
Dr. Eckart Greifenstein, Sprecher der Realschulen, glaubte, die »herzliche Stentor-Stimme« Oehms zu vermissen. »Du hast der Realschule mit Deiner offenen Art ein offenes Profil gegeben«, lobte Karl-Wilhelm Nowak als Sprecher der Netpher Schulen. In diesem Sinne zitierte er ein Zarathustra-Wort von Nietzsche: »Man muss aufhören, sich essen zu lassen, wenn man am besten schmeckt.«
Bürgermeister Rüdiger Bartsch beschrieb Oehm als »Eigengewächs« der Stadt. Er wuchs in Netphen auf, studierte Mathematik und Physik, trat seine erste Stelle mit 26 Jahren an der Geisweider Realschule »Am Schießberg« an und legte nebenbei eine Zusatzprüfung in Chemie ab. 1977 ging er als Konrektor an die Kreuztaler Realschule, fünf Jahre später kam er als Schulleiter nach Netphen. Regierungsschuldirektor Horst Wolf zitierte aus alten Prüfungsunterlagen, wo der Schwung des Lehrers Oehm aktenkundig geworden war, die entspannte Atmosphäre in seinem Unterricht und die »willig folgenden« Schüler: »einstellungsfähig« lautete damals das eindeutige Urteil.
Fröhlich, aber mit »einem schäbigen Stock« in der Hand war Klaus Oehm auf der Einladung zu seiner Entlassung zu sehen. Mit einem Hightech-Wanderstock, den Bernhard Jüngst ihm als Schulpflegschaftsvorsitzender überreichte, durfte der Rektor in den Ruhestand marschieren. Reisegutscheine gaben ihm die Kollegen seiner Schule und auch die der übrigen Netpher Schulen mit auf den Weg. Die »Kids 4 Gospel«, das Kollegium und Ann-Kristin Barth auf der Querflöte brachten musikalischen Schwung in die Feierstunde. Die übrigen Schüler haben heute noch Gelegenheit, sich von Oehm zu verabschieden. Jörg Sengbusch als Lehrerratsvorsitzender zeigte eine vergnügliche Präsentation von Kapitän Klaus Oehms Leben, bevor er von Bord der Realschule ging.
Am Schluss sprach der gerührte Rektor selbst. »Ich bin mit Begeisterung Lehrer gewesen«, versicherte er. 55 Jahre lang ging er zur Schule. Dass er dabei niemals krank feierte, sah er auch als Verdienst seiner Familie und seiner Frau Marianne an, bei der er sich mit bewegter Stimme bedankte. Er habe viel Glück im Leben gehabt, die Kollegen »waren mein Rückhalt«, der Förderverein »einmalig«, und die Schülern ließen sich begeistern, was auch ihren Rektor bei Laune hielt.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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