Schwerlastroute hält nicht das, was sie verspricht
Viele Straßen und Brücken halten tonnenschwere Ladungen nicht aus

- Das 130 Tonnen schwere Bauteil der Rohrbiegepresse in Aschersleben soll für den Weitertransport auf der Elbe auf ein Schiff verladen werden. Von Gelsenkirchen geht es dann auf der Straße weiter nach Wittgenstein.
- Foto: Gräbener
- hochgeladen von Sonja Schweisfurth (Redakteurin)
sos Werthenbach. Die schwere Last, die vielen Unternehmen der Region zu schaffen macht, ist mitnichten metaphorisch zu verstehen. Vor allem Betriebe, die Bauteile herstellen, die hunderte Tonnen wiegen, sind auf einen funktionierenden Schwerlasttransport angewiesen. Dass es diesbezüglich aber große Defizite gibt, darauf machte die Gräbener Maschinentechnik GmbH &Co. KG aus Werthenbach gestern aus aktuellem Anlass noch einmal aufmerksam. Die Anfrage kam im Jahr 2018: Eine Rohrbiegepresse sollte bei den Erndtebrücker Eisenwerken installiert werden. „Da wussten wir schon, dass es Probleme mit dem Transport geben wird“, blickte Ludger Dax, Prokurist und Leiter der Einkaufsabteilung, zurück.
sos Werthenbach. Die schwere Last, die vielen Unternehmen der Region zu schaffen macht, ist mitnichten metaphorisch zu verstehen. Vor allem Betriebe, die Bauteile herstellen, die hunderte Tonnen wiegen, sind auf einen funktionierenden Schwerlasttransport angewiesen. Dass es diesbezüglich aber große Defizite gibt, darauf machte die Gräbener Maschinentechnik GmbH &Co. KG aus Werthenbach gestern aus aktuellem Anlass noch einmal aufmerksam. Die Anfrage kam im Jahr 2018: Eine Rohrbiegepresse sollte bei den Erndtebrücker Eisenwerken installiert werden. „Da wussten wir schon, dass es Probleme mit dem Transport geben wird“, blickte Ludger Dax, Prokurist und Leiter der Einkaufsabteilung, zurück.
Schwerlastroute ist nicht fertiggestellt
Denn die Bauteile, die in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) geschweißt wurden, mussten irgendwie ihren Weg nach Wittgenstein finden. Zwar ist die sogenannte verlässliche Schwerlastroute, die auch über Netphen bis ins Ruhrgebiet führt, für 299 Tonnen ausgelegt, aber sie ist eben noch nicht fertiggestellt. Die derzeitige, durchgehende Belastbarkeit liege etwa bei 130 Tonnen, so IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer. Größtes Problem sei der Zustand der Straßen und der Brückenbauwerke.
Presse musste auseinandergebaut werden
An einem Stück konnte die 16 Meter lange Presse also definitiv nicht transportiert werden – bei 245 Tonnen pro Traverse. Also wurden Ober- und Untertraverse auseinandergebaut und als 115 und 130 Tonnen schwere Ladungen befördert. Aus ursprünglich zwei Transporten wurden somit vier. „Das war ein großer Aufwand“, erinnerte sich Dax. Zumal jedes Mal eine Genehmigung eingeholt werden musste; beispielhaft zeigte Dax eines der 261 Seiten starken Schriftstücke. „Das bräuchte eigentlich selbst eine Transportgenehmigung“, lachte Geschäftsführer Fabian Kapp, dem eigentlich gar nicht zum Lachen zumute war.
Hohe Kosten
Hinzu komme der finanzielle Faktor, so Dax: Die Nebenkosten bei einem Transport einer 130-Tonnen-Ladung lägen bei rund 60 000 Euro, der Transport selbst bei bis zu 120 000 Euro.
Von Aschersleben ging es also per Lkw zum Mittellandkanal bzw. zur Elbe (bei einer Fahrt führte der Fluss dafür zu wenig Wasser), mit dem Schiff nach Gelsenkirchen und von dort über die Schwerlastroute – zumindest dort, wo Baustellen und Brückentragfähigkeit dies zuließen – nach Wittgenstein. Gestern wurde die Maschine aufgebaut. „Unser Risiko ist immer: Ist es überhaupt möglich, das Teil zum Kunden zu bringen?“, verdeutlichte Ludger Dax. Bei einer Bauzeit von rund einem Jahr könne sich im Straßennetz einiges ändern. Und die Kosten seien im Vorhinein eigentlich gar nicht kalkulierbar.
Vom Schwerlastverkehr hängen Arbeitsplätze ab
Der Schwerlastverkehr stelle ein „regional-wirtschaftliches Problem erster Kategorie dar“, unterstrich IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. Über 10 000 Arbeitsplätze hingen in der Region davon ab. Seine drei Botschaften lauteten: „Es dauert zu lang, es ist zu umständlich und es ist zu teuer.“ Dass es neun Jahre gedauert habe, bis die Schwerlastroute zu geschätzt 95 Prozent fertiggestellt sei, spreche Bände. Jeden Monat höre er die Klagen von Betrieben, die ihre Route neu planen müssten, weil irgendein Kreis oder die Polizei keine Erlaubnis erteile. Die Gefahr sei deswegen, dass Unternehmen sich irgendwann da ansiedelten, wo der Transport reibungslos funktioniere. Damit sich endlich etwas ändere, müsse weiterhin Druck auf die Politik ausgeübt werden. Eine andere Möglichkeit bleibe derzeit nicht.


Autor:Sonja Schweisfurth (Redakteurin) aus Siegen |
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