Von Hunnenhorden und Vampiren
»Narrenzunft« des MGV 1919 Deuz eröffnete Session / Herkersdorfer »Profis« als Gäste
sib Deuz. Es gibt kein Bier auf Hawaii, aber im schönen Netpherland. Und auch wenn sich die Regentin des Herkersdorfer Karnevalsclubs, Brigitte I., noch etwas schwer damit tat, Netphen korrekt auszusprechen, waren sie und ihre Mitstreiter gern der Einladung des MGV Deuz 1919 in die Deuzer Turnhalle gefolgt, um hier an einer der frühesten Karnevalssessionen teilzunehmen, die das Siegerland in der 5. Jahreszeit zu bieten hat.
Der Narrenruf »Riewekooche« erschallte ein ums andere Mal durch die Turnhalle, angereichert durch den Herkersdorfer Schlachtruf »Schlöng ronner«. Dieter Kretschmer, der MGV-Vorsitzende, moderierte das Bühnenprogramm, unterstützt vom HCC-Präsidenten Felix Krebs. Die acht Mädels vom HCC-Ballett unter der Leitung von Katrin Schmidt ließen mit einer ersten Marschtanz-Einlage die Bühnenbretter beben.
Auf zwei lieb gewonnene Bekannte traf das närrische Volk mit »Hirte und Ober-Hirte« alias Herbert Kneppe und Wolfgang Schneider; beide nahmen das lokale wie überregionale Geschehen reichlich auf die Schippe. Sie debattieren darüber, wer besser aussitzen und wer besser eine Politik der ruhigen Hand vollziehen kann, wer mehr Rente bekommt (die Hirten oder der Riester), wer schneller reagiert (die Deuzer Feuerwehr oder die Stadt Netphen) und warum der Bürgermeister über der Sparkasse residiert.
Funkenmariechen Sarah Berndes vom HCC, trainiert von Sandra Rötter, bot einen gelenkigen und musikalischen Anblick bei ihrem Solo-Tanz. Eine Menge zum Lachen hatten die Zuschauer anschließend bei den »Fünf Flops«, die zunächst ein mildes Abendlied für einen sehr späten Heimkehrer aus der Mondscheinbar anstimmten. Als Patrioten, die es mit Macht heim ins Netpherland zurückzieht, gab sich die Männercombo, unterstützt von den Ehefrauen. Was eine solide handwerkliche Ausbildung wert sein kann, demonstrierten sie mit ihren Erfahrungen als Profis am Bau.
Die Erotik stacheliger Männerwaden über Badeschlappen und unter Frotteemänteln brachten anschließend die jungen Altersturner des TuS Deuz mit ihrem einzig wahren »Sex-Bomb«-Tanz auf die Bühnenbretter. Jede Menge los war auch beim Showtanz der Vampire, zu der die HCC-Tanzgruppe eine schaurig-schöne Performance einstudiert hatte.
Auf ein weites Feld ließ sich anschließend Dieter Kretschmer ein. Er war in die Bütt gestiegen, um über allerlei englisches Liedgut im Radio und den Niedergang des deutschen Fußballs zu räsonieren. Diese etwas gedeckteren Klänge wurden hernach ersetzt durch den Einmarsch einer stampfenden Hunnenhorde in wilden Kostümen. Lauter ehemalige Karnevals-Tänzer aus Herdorf waren hier versammelt, um mit dem Tanzpaar Michaela Koback und Jens Dapprich noch mal richtig in die Vollen zu greifen.
Wie geschaffen für die Aprés-Ski-Party erschien die Einlage der »Oktaven-Hin- und-Her-Singers«, auch beileibe keine Unbekannten im Deuzer Karneval. Diese Netphen-Deuzer Gesangsgruppe betrat mit einer humoristisch-volkstümlichen Hitparade das Terrain des Karl Moik. Ein ganz anderes Genre beschritt Sabine Müller vom HCC, die sich mit einem Showtanz auf den Spuren von Wolfgang Amadeus Mozart sehr gekonnt in Szene setzte. Bei so viel Abwechslung war der begeisterte Applaus den Akteuren beim großen Finale sicher.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.