Nach Unfallfahrt in Irmgarteichen
Zukunft des Backes unsicher

- Die Trümmerteile der Eingangswand liegen noch im Inneren. Auch das Herzstück, der Ofen, ist beschädigt – wie schwer, ist noch unklar.
- Foto: Tim Lehmann
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tile Irmgarteichen. Das war ein schöner Schreck am Karsamstag: Eine Pkw-Fahrerin fuhr mit ihrem Hyundai mitten in den Backes an der Koblenzer Straße in Irmgarteichen (die SZ berichtete). Thomas Schäfer wohnt nur 150 Meter von der Stelle entfernt. Er ist Teil der Eigentümergemeinschaft bzw. Genossenschaft, der das Backhaus gehört. Als er wegen des Trubels auf den Unfall aufmerksam wurde und sich dem Gebäude näherte, sah er das Ausmaß des Schadens: Die Eingangswand war eingedrückt worden, ein großer Riss zieht sich an der Seitenwand nahezu senkrecht vom Dach bis fast zum Boden.
Im Inneren liegen noch die Trümmerteile der Wand. Hineingewagt hat sich der Irmgarteichener noch nicht, aus Sorge, das kleine Gebäude könnte weiter einstürzen.
tile Irmgarteichen. Das war ein schöner Schreck am Karsamstag: Eine Pkw-Fahrerin fuhr mit ihrem Hyundai mitten in den Backes an der Koblenzer Straße in Irmgarteichen (die SZ berichtete). Thomas Schäfer wohnt nur 150 Meter von der Stelle entfernt. Er ist Teil der Eigentümergemeinschaft bzw. Genossenschaft, der das Backhaus gehört. Als er wegen des Trubels auf den Unfall aufmerksam wurde und sich dem Gebäude näherte, sah er das Ausmaß des Schadens: Die Eingangswand war eingedrückt worden, ein großer Riss zieht sich an der Seitenwand nahezu senkrecht vom Dach bis fast zum Boden.
Im Inneren liegen noch die Trümmerteile der Wand. Hineingewagt hat sich der Irmgarteichener noch nicht, aus Sorge, das kleine Gebäude könnte weiter einstürzen. Aber was er vom Eingang her erkennen konnte, lässt nichts Gutes erahnen. Auch der Ofen hat etwas abbekommen, wie schwer er beschädigt ist, ist noch unklar. „Da haben sich Betonteile reingedrückt – und er scheint verzogen zu sein“, fürchtet Thomas Schäfer. Genaueres lasse sich jedoch noch nicht sagen.
Fall liegt bei der Versicherung
Am Dienstag, dem ersten Werktag nach dem Osterwochenende, habe sich bereits die Versicherung gemeldet. „Das nimmt nun alles seinen geregelten Gang“, sagt Thomas Schäfer, der erwartet, dass sich ein Gutachter ein Bild des Schadens machen wird. Für den ersten Eindruck schickte der Irmgarteichener Fotos des Gebäudes an die LVM in Münster. „Die wussten nicht, was ein Backes ist und konnten sich nichts darunter vorstellen.“
Prinzipiell sei die Eigentümergemeinschaft gewillt, das Backhaus wieder instand zu setzen, sagt Thomas Schäfer nach erster Rücksprache mit Miteigentümern – mit der Einschränkung: Sofern das finanziell zu stemmen ist. Man müsse abwarten, wie hoch die Versicherung den Schaden bewerte und wie teuer dagegen die Sanierung werden würde. Somit ist die Zukunft des Backes alles andere als sicher.
Schon 1952 renoviert
1952 wurde das Gebäude von den damals zwölf Familien der Backes-Genossenschaft schon einmal instand gesetzt. Dabei wurde nicht nur der heutige Ofen verbaut; damals fand man eine versteinerte Katze im Gemäuer, durch die sich der Bau des ursprünglichen Backhauses mindestens auf die Zeit des Hexenwahns im 16. oder 17. Jahrhundert zurückdatieren lässt. Früher gab es einmal drei Genossenschaften mit jeweils eigenem Backhaus in Irmgarteichen. Heute stehen nur noch zwei im Ort. Backen konnte man zuletzt allerdings nur noch in dem weiß gestrichenen Häuschen an der Koblenzer Straße. Aber auch das nur sporadisch.
„Wir kriegen den Ofen zwar heiß, aber nicht gleichmäßig“, erklärt Karl-Heinz Ley, Vorsitzender des Heimatvereins Oberes Johannland. Die Heimatfreunde hatten im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ 2005 einen Pachtvertrag mit den Eigentümern geschlossen, in ein neues Dach investiert und in der Folge den Backes immer wieder mal angeheizt. Ganz zufrieden waren sie mit dem Ergebnis nicht. Unterlagen, wie der Ofen richtig zu betreiben ist, hat der Ofenbauer aus Süddeutschland nicht mehr. Auf regelmäßige Backtage, wie sie andernorts zum Jahreskalender gehören, hat man bisher verzichtet. Im Heimatverein gebe es aber gerade in jüngerer Zeit einige Mitglieder, die „ganz heiß“ darauf seien, das Backhaus wiederzubeleben, sagt Karl-Heinz Ley.
Das würden Thomas Schäfer und die anderen Eigentümer – soweit es finanzierbar ist – gerne ermöglichen. „Das ist eine Tradition, die zum Ort gehört.“ Der Heimatverein hingegen kann derzeit keine finanzielle Unterstützung in Aussicht stellen. Corona-bedingt sind die Kassen leer, sodass schon die eigene Baumaßnahme am Museum für Kopfzerbrechen sorgt.
Autor:Tim Lehmann (Redakteur) aus Siegen |
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