Riesiger Solarpark im Outback

Australiens Solarprojekt der Superlative: Tech-Gründer gewinnt den Kampf der Milliardäre

Tech-Milliardär Mike Cannon-Brookes plant ein Solarprojekt der Superlative.

Tech-Milliardär Mike Cannon-Brookes plant ein Solarprojekt der Superlative.

Sydney. Mike Cannon-Brookes hat im Kampf um das Sun-Cable-Projekt in Australien triumphiert. Cannon-Brookes ist Mitgründer der Softwareschmiede Atlassian, der erfolgreichste Tech-Gründer des Landes. Das Vermögen des 43-Jährigen wird von „Forbes“ auf über 10,5 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der Australier ist bekannt für sein Engagement für die Umwelt: Legendär ist, wie er sich beim größten australischen Energieanbieter AGL einkaufte, um dort eine Meuterei gegen die Verbrennung von Kohle zu starten. Mit seinen Anteilen gelang es dem Milliardär, das Management aufzumischen und die Firma verstärkt auf erneuerbare Energien auszurichten.

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Ein ähnlich mutiges Projekt ist Sun Cable: Eines der ehrgeizigsten Solarprojekte der Welt, die größte Batterie, die längste Stromleitung – von Australien bis nach Singapur – die Superlative häufen sich. Das Prestigeprojekt machte weltweite Schlagzeilen, die zwei reichsten Männer Australiens investierten jedweils rund 50 Millionen Australische Dollar, umgerechnet etwa 30 Millionen Euro.

Ein visionärer „Batshit-Wahnsinn“

Anfangs lief dies weitgehend glatt: Mit Andrew Forrest, Chef der Bergbaufirma Fortescue, hatte Cannon-Brookes einen der mächtigsten Männer Australiens an der Seite. Doch irgendwann schienen die beiden Milliardäre nicht mehr nur äußerlich durch Gegensätze geprägt zu sein: Der klassische Geschäftsmann Forrest hielt das Projekt in seiner jetzigen Form für wirtschaftlich nicht realistisch machbar, er wollte lieber umschwenken und mit dem Solarstrom Wasserstoff produzieren. Der eher jungenhaft wirkende, meist leger gekleidete Cannon-Brookes dagegen hatte die Vision stets fest im Auge, irgendwann Sonnenstrom nach Singapur zu liefern. Die prominenten Aktionäre lagen im Clinch, das Prestigeprojekt der erneuerbaren Energien geriet ins Stocken. Im Januar ging Sun Cable zunächst in die freiwillige Insolvenz.

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Von mancher Seite war die Häme daraufhin groß: Matthew Warren, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Australian Energy Council, ging in einem Artikel für die „Australian Financial Review“ so weit, Sun Cable als einen „Witz innerhalb der Elektrizitätsindustrie“ zu beschreiben und als ein Projekt, das eher die Ignoranz, das Ego und das Streben nach Bekanntheit seiner Befürworter widerspiegele als die Bedürfnisse seiner potenziellen Kundinnen und Kunden. Doch Forrest wie auch Cannon-Brookes standen eigentlich nach wie vor hinter dem Projekt, das der letztere zwar einst als „Batshit-Wahnsinn“ bezeichnet hatte, über das er aber auch sagte: „The engineering all checks out“ – also ein Kompliment an die Ingenieure, deren Pläne alle Sinn ergeben würden.

Sonnenenergie von der Rinderfarm

Das Sun-Cable-Projekt will sich die zahlreichen Sonnenstunden im Norden Australiens zunutze machen. Es soll nach Fertigstellung eines der größten Solarkraftwerke der Welt sein. Die geschätzten Kosten für das Projekt liegen bei 30 Milliarden Australischen Dollar (umgerechnet über 18 Milliarden Euro). Das Projekt, das auf der Rinderfarm Newcastle Waters in der Nähe des Outback-Ortes Elliott, etwa 750 Kilometer südlich von Darwin, entstehen soll, wird eine Leistung von 17 bis 20 Gigawatt erbringen. Gleichzeitig soll im hohen Norden Australiens auch das weltgrößte Speichersystem gebaut werden.

Sun Cable ist eines der ehrgeizigsten Solarprojekte der Welt.

Sun Cable ist eines der ehrgeizigsten Solarprojekte der Welt.

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Einige Meilensteine konnte das Projekt auch schon für sich verbuchen: So hat die indonesische Regierung im September 2021 bereits die Erlaubnis erteilt, ein insgesamt 4200 Kilometer langes Unterseekabel durch seine Hoheitsgewässer bis nach Singapur zu führen. Der Plan ist, den asiatischen Stadtstaat über das Kabel ab 2028 mit Strom zu versorgen. 15 Prozent des singapurischen Bedarfs könnten künftig über den Solarpark im australischen Outback abgedeckt werden. Neben Singapur soll das Solarkraftwerk auch die nordaustralische Stadt Darwin beliefern.

Supermacht für erneuerbare Energie

Letzteres scheint nun auch wieder im Bereich des Möglichen: Denn nachdem der Streit der Milliardäre das Projekt vorübergehend entgleist hatte, initiierte der Insolvenzverwalter von Sun Cable letztendlich einen Verkaufsprozess. Laut dem australischen Sender ABC gab es dabei mindestens vier aktive Bieter, darunter die Investmentfirmen der streitbaren Milliardäre.

Und in diesem Bieterkampf konnte sich nun der Tech-Milliardär durchsetzen, der weiterhin die ursprüngliche Vision von Sun Cable verfolgen möchte. Bei dem Ausschreibungsverfahren erhielt das Konsortium den Zuschlag, das von Cannon-Brookes’ Risikokapitalgeber Grok Ventures geführt wird. Forrests Firma gab letztendlich kein abschließendes Angebot mehr ab. In einer Erklärung sagte Cannon-Brookes, es sei an der Zeit, die Ambitionen Australiens zu erweitern. Sein Traum ist es, Australien zur „Supermacht im Bereich der erneuerbaren Energien“ zu machen. Das derzeitige Ergebnis sei „ein großer Schritt in die richtige Richtung“.

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