Mann tötet vier Kinder in brasilianischer Kita mit Beil
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Ein Krankenwagen parkt vor der Kinderkrippe in Blumenau.
© Quelle: Denner Ovidio/Futura Press/AP
Blumenau. Ein Mann ist am Mittwoch in Brasilien mit einem Beil in eine Kita eingedrungen und hat nach Behördenangaben vier Kinder getötet. Mindestens vier weitere Kinder seien in der von deutschen Einwanderern gegründeten Stadt Blumenau verletzt worden. Der mutmaßliche Täter sei festgenommen worden, schrieb der Gouverneur des südbrasilianischen Staats Santa Catarina, Jorginho Mello, auf Twitter. Die getöteten Kinder waren zwischen fünf und sieben Jahre alt.
Ein 25-Jähriger aus dem benachbarten Bundesstaat Paraná stellte sich laut Polizei auf der Wache. Sein Motiv war zunächst nicht bekannt. Er war bereits mehrmals auffällig geworden, unter anderem, weil er seinen Stiefvater niedergestochen hatte. Nun muss er sich laut Polizeikommissar Gabriel für vierfachen Mord und drei Mordversuche verantworten.
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Eine weinende Frau tröstet ein Mädchen vor der Kindertagesstätte in Blumenau.
© Quelle: Patrick Rodrigues/POrtal NSC Tot
Blumenau ruft 30 Tage Trauer aus
Nach dem tödlichen Angriff herrschen Bestürzung und Trauer, die Behörden suchen nach Informationen zu den Hintergründen. „Die Tat steht nicht im Zusammenhang mit anderen kriminellen Praktiken“, sagte der Kommissar der zivilen Polizei des Bundesstaates Santa Catarina, Ulisses Gabriel, am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. „Sie ist auch nicht koordiniert, etwa durch soziale Netzwerke oder Gespräche zwischen Kriminellen.“ Gabriel betonte, dass es sich um einen Einzelfall handele - die Nachricht von einer vermeintlichen weiteren Attacke hatte die Runde gemacht.
Blumenau rief 30 Tage Trauer aus. „Wir bedauern diese Tragödie zutiefst, die einen traurigen Einschnitt in der Geschichte unserer Stadt setzt. Möge Gott die Herzen aller Familien trösten“, hieß es in einer Mitteilung. Der Unterricht im öffentlichen Bildungsnetz am Mittwoch und Donnerstag wurde abgesagt. Bei der Wiederaufnahme am Montag sollen Stadtwache und Militärpolizei in der Umgebung der Schulen patrouillieren.
Brasiliens Präsident Lula: „Es gibt keinen größeren Schmerz“
„Es gibt keinen größeren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert - erst recht bei einem Gewaltakt gegen unschuldige und wehrlose Kinder“, schrieb der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter. „Mein Beileid und meine Gebete gelten den Familien der Opfer und der Gemeinde Blumenau angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sich in der Kindertagesstätte ‚Bom Pastor‘ ereignet hat.“
Die Attacke ereignete sich weniger als zehn Tage nachdem bei einem Messerangriff an einer Schule in der brasilianischen Metropole São Paulo eine Lehrerin gestorben war, weitere Opfer wurden verletzt. Ein 13-Jähriger wurde festgenommen. Nach einem Amoklauf in der Stadt Suzano mit zehn Toten im März 2019 waren die Polizeikontrollen an Schulen in São Paulo verstärkt worden.
Für Entsetzen sorgte auch die Tat eines jugendlichen Messerangreifers vor rund zwei Jahren, der im Süden Brasiliens in eine Vorschule eindrang und fünf Menschen tötete.
Verglichen mit anderen Ländern sind derartige Attacken im größten Staat Lateinamerikas eher selten. Brasilien gehört zu den Ländern mit den meisten Gewaltverbrechen, aber die überwiegende Zahl davon geht auf organisiertes Verbrechen, Kleinkriminelle und Polizeigewalt zurück.
RND/dpa/AP