Eingeschneite bitten um Hilfe

Wintersturm halt USA fest im Griff – Zahl der Toten steigt auf 60

Kein Durchkommen: Schneemassen haben die Innenstadt von Buffalo lahmgelegt.

Kein Durchkommen: Schneemassen haben die Innenstadt von Buffalo lahmgelegt.

Buffalo. Nach dem schweren Wintersturm in weiten Teilen der USA ist die Zahl der Todesopfer auf knapp 60 gestiegen. Besonders schwer getroffen wurde die Stadt Buffalo im US-Staat New York, wo das Büro der Bürgermeisters am Dienstag 34 Tote durch die Eiseskälte und Schneemassen im Stadtgebiet und der Umgebung meldete. Mindestens 24 weitere Tote wurden in anderen Teilen der USA gefunden.

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Der Blizzard, der Buffalo heimsuchte, war der schwerste im Westen des Staates New York seit mindestens zwei Generationen. Die Zahl der Todesopfer übertraf die des historischen Schneesturms von 1977, bei dem in der Region, die für ihr raues Winterwetter bekannt ist, 29 Menschen ums Leben kamen. Buffalo ist mit rund 275.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt des Staates New York.

Militärpolizei kontrolliert Fahrverbot in Buffalo

Angesichts der Schneemassen setzt die Militärpolizei in Buffalo ein Fahrverbot durch. Ein Vertreter des Landkreises, Mark Poloncarz, kündigte am Dienstag an, Beamte der staatlichen Polizei und der Militärpolizei würden an den Zufahrtsstraßen und großen Kreuzungen postiert, um die Einhaltung des Fahrverbots zu überwachen. Bisher ignorierten zu viele Menschen die Anordnung, sagte Poloncarz in einer Pressekonferenz.

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Der Nationale Wetterdienst sagte für Dienstag bis zu fünf Zentimeter Schnee für den Bezirk Erie County voraus, in dem auch Buffalo liegt. Die jüngste Vorhersage sei nicht mit dem massiven Sturm vergleichbar, der ab Freitag mancherorts mehr als einen Meter Schnee brachte, sagte der Meteorologe Bob Oravec. Jeder zusätzliche Schneefall werde in Buffalo jedoch Folgen haben. „Die größte Auswirkung wird sein, wie das die Räumung des zuvor gefallenen Schnees behindert.“

Buffalo: Tote in Autos, Wohnungen und unter Schnee

Einige der Todesopfer in Buffalo wurden in ihren Autos gefunden, andere in Wohnungen oder unter Schneewechten. Einige starben beim Schneeschaufeln, andere weil Einsatzfahrzeuge nicht schnell genug zu ihnen durchkamen. Der Verwaltungschef des Bezirks Erie County, Mark Poloncarz, sagte am Montag, der Blizzard am Freitag und Samstag sei vermutlich der schlimmste Sturm gewesen, den man jemals erleben werde. Eine vorsichtige Entwarnung sei absehbar, „aber das ist noch nicht das Ende“, betonte er mit Blick auf die Wettervorhersage. Man müsse auch noch mit weiteren Opfern rechnen.

Die Bedingungen verbesserten sich am Montag und machten es den Rettungskräften leichter, Hunderte in Not zu erreichen, sagte Byron Brown, Bürgermeister von Buffalo City. „Die Polizei von Buffalo hat Hunderte von Rettungsaktionen durchgeführt und viele gestrandete Autofahrer in der Stadt Buffalo gerettet“, sagte Brown. „Unter einigen dieser Umstände hätten einige dieser Menschen möglicherweise nicht überlebt, wenn die Ersthelfer nicht versucht hätten, sie aus Fahrzeugen zu retten.“

Arbeiter setzen in Buffalo schweres Gerät ein, um die Straßen von den Schneemassen zu befreien.

Arbeiter setzen in Buffalo schweres Gerät ein, um die Straßen von den Schneemassen zu befreien.

Menschen gehen Essen und Medikamente aus

Die meisten Lebensmittelläden in der Region waren am Montag geschlossen, zudem galt ein Fahrverbot. Einige Bewohner baten über das Internet um Spenden, weil ihnen das Essen ausging. In Gruppen in den sozialen Netzwerken häuften sich die Bitten um Versorgung. Personen baten laut NBC um Ersatzwindeln für Zwillinge, andere um Erkältungsmedizin für ein krankes Kleinkind. Mehrere Personen stellten zudem dringende Anfragen nach Babynahrung. „Das Essen geht wirklich zur Neige, stecken in unserem Haus fest“, schrieb ein Bewohner von Buffalo mit vier kleinen Kindern laut NBC.

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In einem Hotel, nur wenige Kilometer vom Flughafen Buffalo Niagara entfernt, bangte ein Mitarbeiter der Rezeption um die Lebensmittelversorgung. „Wir versuchen, so viel wie möglich zu überleben“, sagte der Mann laut NBC, der seit Donnerstag mit weiteren Kolleginnen und Kollegen sowie etwa 80 Gästen eingeschneit ist. „Uns geht das Essen aus“, sagte der Rezeptionist und fügte hinzu, dass es selbst im Geschenkeladen des Hotels keine Snacks oder Getränke mehr gebe. „Es ist wirklich frustrierend. Auch die Gäste verlieren die Geduld. Wir können nirgendwo hingehen. Wir sind im Schnee begraben.“

Poloncarz sagte, dass Supermärkte zeitnah Ersatzlieferungen erhalten sollen. Beamte sollen zudem Lebensmitteltransporte zu Notunterkünften, Rettungskräften und festsitzenden Menschen koordinierten. „Das ist ein Anliegen, an dem wir arbeiten“, sagte der Verwaltungschef. „Ich fühle mit den Leuten da draußen. Sie haben mein tiefstes, tiefstes Mitgefühl.“

Der arktische Sturm "Elliott" brachte für weite Teile vor allem im Mittleren Westen und an der Ostküste der USA Minusgrade im zweistelligen Bereich und heftige Schneefälle.

Der arktische Sturm "Elliott" brachte für weite Teile vor allem im Mittleren Westen und an der Ostküste der USA Minusgrade im zweistelligen Bereich und heftige Schneefälle.

Der Sheriff von Erie County, John Garcia, drängte laut CNN auf schnelle Hilfe. Doch auch er rechnete am Montag mit weiteren Todesopfern. „Da habe ich ein schlechtes Gefühl“, sagte er. Zu dem Zeitpunkt waren bereits insgesamt mehr als 400 Notrufe in Erie County wegen des hohen Aufkommens unbeantwortet geblieben. „Das ist einfach herzzerreißend“, sagte der Sheriff.

Biden bietet Staat New York Hilfe an

Präsident Joe Biden sprach den Angehörigen der Toten sein Beileid aus und bot New York Unterstützung der Bundesregierung in Washington an. Er sei mit seinen Gebeten bei den Familien der Opfer, teilte Biden am Montag (Ortszeit) mit. Allein im Westen des Staates New York kostete der Wintersturm nach Behördenangaben mindestens 28 Menschen das Leben.

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Der Blizzard begrub in Buffalo und anderen Teilen New Yorks Autos unter sich und verhinderte ein Durchkommen der Einsatzkräfte. In vielen Gegenden fiel zeitweise der Strom aus. Gouverneurin Kathy Hochul sprach bei einem Besuch in ihrer Heimatstadt Buffalo von einem Sturm historischen Ausmaßes. Noch nie in der jüngeren Geschichte Buffalos habe es einen derartigen Wintersturm über einen so langen Zeitraum gegeben. „Wir können eine Art Licht am Ende des Tunnels sehen, aber das ist noch nicht das Ende“, sagte Poloncarz.

Bereits im November habe es in der Gegend stark geschneit, erinnerte die Gouverneurin. Damit sei man jetzt schon nahe an den 2,40 Metern Schnee, die üblicherweise im gesamten Winter fallen. Am Flughafen von Buffalo wurden am Montag 1,25 Meter Schnee gemessen, wie der US-Wetterdienst mitteilte.

Auch viele andere Teile der Vereinigten Staaten hatten mit den Folgen des Sturms zu kämpfen. In zahlreichen Haushalten von Maine an der Ostküste bis Washington an der Westküste war nach wie vor der Strom ausgefallen. Fast 2900 Flüge von den US-Flughäfen wurden am Dienstagmorgen gestrichen.

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Im Süden der USA führte die anhaltende Kälte zu Problemen bei der Wasserversorgung. Leitungen froren ein und platzten. Kommunen in Louisiana und Mississippi riefen die Einwohner am Montag auf, Wasser abzukochen oder sich auf größere Ausfälle vorzubereiten. In Selma in Alabama rief der Bürgermeister den Notstand aus. In Atlanta in South Carolina wurde die Polizei mit Notrufen wegen Rohrbrüchen bombardiert.

In den südlichen US-Staaten herrscht seit vergangener Woche weitgehend Dauerfrost. Weil Wasser sich beim Gefrieren ausdehnt, können Wasserleitungen platzen. Wird es wieder wärmer, tritt aus diesen Rissen dann Wasser aus. Für die kommenden Tage wurden für die US-Südstaaten Temperaturen über dem Gefrierpunkt erwartet.

Blizzards, Eisregen und lebensgefährliche Temperaturstürze

Die Kaltfront reichte von der kanadischen Grenze bei den Großen Seen bis zum Rio Grande an der mexikanischen Grenze. 60 Prozent der amerikanischen Bevölkerung waren von Wetterwarnungen, gebietsweise unpassierbaren Straßen und Stromausfällen betroffen.

Das Ausmaß des Sturms mit Blizzards, Eisregen, Überschwemmungen und lebensgefährlichen Temperaturstürzen war fast beispiellos. Zwischen den Rocky Mountains und den Appalachen fielen die Temperaturen weit unter die sonst üblichen Werte. Unter diesen Umständen könne man im Freien binnen Minuten Erfrierungen erleiden, warnte der Wetterdienst.

RND/nis/AP/dpa

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