Acht Callcenter-Mitarbeiter in Mexiko offenbar von Drogenkartell ermordet
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Auf diesem von der Staatsanwaltschaft von Jalisco zur Verfügung gestellten Bild ist ein Sucheinsatz nach sieben vermissten Mitarbeitern eines Callcenters zu sehen. Bei der Suche sind 45 Plastiksäcke mit menschlichen Überresten gefunden worden (Archivbild).
© Quelle: ---/Fiscalia Jalisco/dpa
Mexiko-Stadt. In Mexiko sind mehrere junge Menschen für tot erklärt worden, nachdem sie offenbar versucht hatten, ihren Job in einem von der Mafia betriebenen Callcenter aufzugeben. Ende Mai waren sie von der Arbeit in einem Büro in der Nähe der Stadt Guadalajara nicht nach Hause zurückgekehrt.
Letzte Woche wurden dann haufenweise zerhackte Körperteile in Plastiksäcken gefunden. Mexikanische und US-Behörden bestätigten die brutale Geschichte nun. Es gehe um bis zu acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Callcenters, das sich auf Immobilienbetrug an Amerikanern spezialisiert habe. Sie seien am Dienstag für tot erklärt worden.
Die Familien dachten, es handele sich um ein normales Callcenter
Gerichtsmediziner im westlichen Bundesstaat Jalisco gaben bekannt, Untersuchungen hätten bestätigt, dass es sich bei den Leichen um die vermissten Callcenter-Mitarbeiter handele. Insgesamt wurden zwischen dem 20. und 22. Mai sechs Männer und zwei Frauen als vermisst gemeldet. Sechs von ihnen waren unter 30 Jahre alt.
Die Familien hatten angenommen, dass ihre Kinder in einem normalen Callcenter arbeiteten. Tatsächlich wurde das Büro von Mexikos gewalttätigster Bande betrieben, die sich Kartell Neue Generation Jalisco (CJNG) nennt. Offizielle Stellen bestätigten, dass die Gruppe neben Drogenhandel, Erpressung und Entführung mittlerweile auch Callcenter betreibt, die Amerikanern und Kanadiern mit gefälschten Angeboten zum Kauf von Timesharing-Anlagen Geld abknöpfen.
Wollten die Ermordeten ihre Jobs hinschmeißen?
Die Behörden von Jalisco nannten kein Motiv für die Ermordung der jungen Leute. Ein US-Beamter, der anonym bleiben wollte, weil er nicht befugt war, sich öffentlich zu diesem Thema zu äußern, sagte jedoch, dass sie offenbar vom Jalisco-Kartell getötet worden seien, nachdem sie versucht hätten, ihre Arbeit zu kündigen. „Die beste Vermutung ist, dass diese Kinder beschlossen hatten, aus dem Geschäft auszusteigen“, sagte er. Das Kartell habe „eine Botschaft an andere Überläufer senden“ wollen. Er fügte hinzu: „Es scheint, als sei dies schon einmal geschehen.“
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Das Jalisco-Kartell ist bekannt für seinen rücksichtslosen Umgang mit vermeintlichen Verrätern. Für diejenigen, die wissentlich oder unwissentlich für das Kartell gearbeitet haben, scheint es eine ungeschriebene Regel zu sein, dass der einzige Weg aus der Bande der Tod oder das Gefängnis ist.
RND/AP