Bundesweit fehlen 378.000 Kita-Plätze – scharfe Kritik von den Linken
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Seit August 2013 besteht bundesweit ein Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kita, wenn das Kind das erste Lebensjahr vollendet hat.
© Quelle: Monika Skolimowska/dpa (Symbolbild)
Berlin. Obwohl seit zehn Jahren ein flächendeckender Rechtsanspruch für jedes Kind ab vollendetem ersten Lebensjahr auf Betreuung in einer Kindertagesstätte besteht, fehlen aktuell bundesweit 378.000 Plätze. In der Altersklasse 1 bis 3 Jahre fehlen 291.000 Kita-Plätze, und in der Kategorie 3 bis 6 Jahre sind es 87.000 Plätze.
Das geht aus einer Antwort des Bundesfamilienministeriums auf eine Anfrage der Linken hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt und auf Zahlen aus dem Jahr 2021 basiert.
„378.000 Kindern wird die Chance auf frühkindliche Bildung und soziales Lernen vorenthalten“, sagte die Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik der Linken im Bundestag, Heidi Reichinnek, dazu dem RND. „Anstatt dass die Bundesregierung diese Zahlen zum Anlass nimmt, um Kommunen und Ländern endlich beim Ausbau von Kitas angemessen zu unterstützen, zieht sie sich weiter aus der Verantwortung“, kritisierte Reichinnek.
Linke fordert „verantwortungsvolle Kita-Politik“
Nach Berechnungen der Linken betragen die Kosten für Kitas mittlerweile jährlich knapp 50 Milliarden Euro. Der Bund trägt davon etwa 2,8 Milliarden Euro, den Rest müssen Länder und Kommunen schultern.
„Das im Koalitionsvertrag angekündigte Investitionsprogramm für Kitas gibt es bis heute nicht“, monierte Reichinnek und fügte hinzu: „Die Regierung bricht wieder einmal ihre Versprechen, währenddessen steht das chronisch unterfinanzierte Kita-System kurz vor dem Kollaps. Wir brauchen endlich eine verantwortungswolle Kita-Politik, das sind wir unseren Kindern schuldig.“
Aller Voraussicht nach wird sich die Situation in absehbarer Zeit nicht verbessern. So werden nach den der Bundesregierung vorliegenden Vorausberechnungen bis 2030 in Westdeutschland zwischen 244.000 und 310.000 zusätzliche Plätze für Kinder unter drei Jahren benötigt, um unter Berücksichtigung der voraussichtlichen Bevölkerungsentwicklung den sich ergebenden Betreuungsbedarf abzudecken.
Prognose: Bis zu 66.000 Fachkräfte zusätzlich nötig
In Ostdeutschland werden demnach voraussichtlich bis 2030 maximal 5.600 zusätzliche Plätze benötigt, da hier die Bevölkerungsentwicklung eher rückläufig ist und bereits jetzt eine höhere Dichte an Kita-Plätzen existiert.
Für Kinder zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt werden entsprechend den Vorausberechnungen aus dem Jahr 2020 bis 2030 in Westdeutschland 128.000 bis 224.000 zusätzliche Plätze benötigt. In Ostdeutschland werden demnach bis 2030 insgesamt 30.000 bis 48.000 Plätze weniger benötigt als im Vergleichsjahr 2019.
Problematisch bleibt laut Prognosen auch der Fachkräftebedarf zur Kinderbetreuung. Je nach Szenario werde der zusätzliche Personalbedarf bis 2029/2030 auf 48.000 bis 66.000 Personen geschätzt, heißt es in der Antwort des Familienministeriums.