Kapitän Mahmut Özdemir im Interview

Was Felix Magath mit dem FC Bundestag zu tun hat

Trainer Felix Magath.

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Berlin. Herr Özdemir, ab Donnerstag spielt die Fußballmannschaft des FC Bundestag in Österreich bei der Europameisterschaft der Parlamentarier. Wer ist Ihr Angstgegner?

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Wir haben vor nichts und niemandem Angst. Wir sind vorbereitet. Wir haben jetzt eine etwas durchwachsene Vorsaison hinter uns gebracht. Zwei Siege, zwei Niederlagen, ein Unentschieden im letzten Spiel gegen den Fahrdienst des Deutschen Bundestags. Wir sind etwas verletzungsgeplagt, haben aber eine nach oben zeigende Leistungskurve. Zur EM fahren wir als Titelverteidiger und als klarer Favorit. Das ist eine Verantwortung und das ist ein Ansporn.

Die Rückseite des Trikots des FC Bundestag. Mit Coach Felix Magath will der FC Bundestag bei der EM seinen Titel verteidigen.

Die Rückseite des Trikots des FC Bundestag. Mit Coach Felix Magath will der FC Bundestag bei der EM seinen Titel verteidigen.

Der FC Bundestag hat 2022 zum ersten Mal seit elf Jahren den Sieg bei der EM geholt. Was war da so lange das Problem?

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Ich bin Fußballer und halte mich nicht lange mit der Vergangenheit auf. Das wichtigste Spiel ist immer das nächste.

Tritt die Siegermannschaft von 2022 dieses Jahr wieder an?

Wir sind ungefähr in der gleichen Konstellation. Es gibt ein paar Verstärkungen. Aber leider eben auch Ausfälle: Unser Torschützenkönig von 2022, Oliver Luksic, ist verletzungsbedingt außer Gefecht. Genauso wie unser Abwehrchef, Johannes Schätzl. Wir wünschen ihnen gute Besserung. Und werden uns umso mehr anstrengen, um ihre Abwesenheit zu kompensieren.

Die Mannschaft trifft sich nur in den rund 20 Sitzungswochen des Bundestags. Reicht das, um fit zu sein und als Team zu funktionieren?

Ja, klar. Wir sind gut eingespielt. Wir haben alle Spaß an der Sache. Und wir wissen genau, dass wir nur Erfolg haben, wenn jeder auf seiner Position exakt den Job erfüllt, den wir gemeinsam vereinbart haben. Wir können nicht durch individuelle Spielstärke was rausreißen. Es bringt nichts, wenn einer oder zwei oder drei ihr eigenes Ding machen. Wir haben ein Gesamtkonzept, wir setzen auf Teamplay. So haben wir den Titel geholt.

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Haben Sie alle Fußballvereinserfahrung?

Ja. Alle haben mal gekickt, mal mehr, mal weniger, mal höher oder tiefer. Alle sind leidenschaftliche Fußballer, die halt wissen, dass man auch mal einen Extrameter gehen muss, um was zu reißen. Auch wenn man schon kaputt ist, weiß man, dass jeder für jeden läuft. Wenn einer einen Ball verliert, muss er hinterher. Aber er weiß auch, dass seine Mannschaftskameraden ihm helfen.

In der Mannschaft sind alle sechs Fraktionen des Bundestags vertreten. Welche Rolle spielt die Parteizugehörigkeit?

Überhaupt keine. Wir laufen mit dem DFB-Trikot auf, mit dem Adler auf der Brust. Alle in der Mannschaft wissen, dass sie die Verantwortung für den Deutschen Bundestag insgesamt wahrnehmen. Wir gehen als Sportbotschafterinnen und Sportbotschafter auf den Platz. Wir stehen als Vorbilder für Gerechtigkeit und für Miteinander. Wir haben klare Grundsätze als Verein: Rassismus, Diskriminierungen, Antisemitismus und ähnliche verachtenswerte Haltungen haben bei uns keinen Platz. Das weiß jeder, der bei uns mitspielt. Jedes andere Verhalten würde nicht geduldet.

Jeder Spieler weiß: Wenn er mit breiter Brust in der nächsten Sitzungswoche durch den Bundestag laufen will, muss er auf dem Platz alles geben.

Mahmut Özdemir (SPD),

Kapitän des FC Bundestag

In der Kabine oder beim Training wird nicht zwischendrin über das Heizungsgesetz oder über Migrationspolitik diskutiert?

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Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine, solange sich jeder an die Regeln hält. Das ist eine Sache von Vertrauen.

Die Aufnahme eines AfD-Abgeordneten wurde vor einigen Jahren abgelehnt. Jetzt spielt Jörn König von der AfD mit.

Das hat die Mannschaft so entschieden. Er ist Mitglied bei uns. Wir machen uns bei der Aufnahme von den Mitgliedern ein Bild und verweisen klar auf Regeln und Satzung. Rechtsextremismus wäre ein Ausschlussgrund. Und alles, was dem Geist von Fairplay und Miteinander widerspricht, ist bei uns absolut indiskutabel. Das würde auch sofort Gegenstand von Vorstandssitzungen.

Sie reisen zum Turnier mit Ex-Bundesliga-Trainer Felix Magath als Trainer an. Ist der nur für die Deko, oder trainiert er die Mannschaft wirklich?

Felix Magath wird das morgendliche Training leiten, also das Lauftraining, das leichte Anschwitzen, die Ballgewöhnung. Und natürlich übernimmt er die taktische Anweisung im Spiel. Wir wollen den Sieg festhalten – und er wird dabei helfen.

Kein Gehalt für Spieler und Trainer

Wie haben Sie Magath für die Mannschaft gewonnen?

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Ich habe mit ihm gesprochen und habe ihn gebeten.

Und er war sofort völlig begeistert?

Das bleibt in der Kabine.

Ihre Überredungskünste wollen Sie nicht preisgeben. Bekommt er denn Geld?

Die Mannschaft hat Sponsoren für den einen oder anderen Anlass. Aber die Spielerinnen und Spieler bekommen keine Prämien und dementsprechend auch der Trainer nicht. Das passiert alles für Ruhm und Ehre für die Bundesrepublik Deutschland und für den Ruf des Deutschen Bundestags. Jeder Spieler weiß: Wenn er mit breiter Brust in der nächsten Sitzungswoche durch den Bundestag laufen will, muss er auf dem Platz alles geben.

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Magath ist für seine harten Trainingsmethoden bekannt. Von ihm stammen Sätze wie: Qualität kommt von Qual. Das schreckt Sie nicht?

Nein. Ich finde, er hat absolut recht.

Kann man etwas vom Teamgeist der Mannschaft in die normale Parlamentsarbeit hinüberretten?

Absolut. Der Respekt und die Wertschätzung, mit der man sich im Sport begegnet, ist größer und belastbarer als die Verbindung, die nur an Verhandlungstischen entsteht. Es sind Freundschaften entstanden. Oberstes Gebot ist aber eben, dass alles, was in der Kabine, auf dem Platz oder in der dritten Halbzeit hinterher passiert, vertraulich bleibt.

Die Parlaments-EM hat lediglich vier Teilnehmerländer: Deutschland, die Schweiz, Österreich, Finnland. Könnten Sie sich eine Erweiterung vorstellen? Vielleicht wollen Sie ja auch mal gegen französische oder italienische Politiker spielen.

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Die Viererkombination ist die traditionelle Besetzung, die jetzt schon zum 50. Mal antritt. Aber noch mal: Wir haben vor nichts und niemandem Angst. Wenn es einen Konsens gibt, das Turnier zu erweitern, sind wir auch dabei.

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