Zahlen im Überblick

Wie viele Geflüchtete es gibt, wo sie herkommen, wo sie unterkommen

Mehr als 100 Millionen Menschen waren laut UNHCR Mitte 2022 auf der Flucht. Gut eine Million Menschen sind mittlerweile aus der Ukraine nach Deutschland gekommen.

Mehr als 100 Millionen Menschen waren laut UNHCR Mitte 2022 auf der Flucht. Gut eine Million Menschen sind mittlerweile aus der Ukraine nach Deutschland gekommen.

Es geht um Geld, Unterkünfte und den Umgang mit Schutzsuchenden: Bund und Länder kommen heute zusammen, um über die Flüchtlingspolitik und Finanzen zu sprechen. Einig ist man sich darin, dass Asylsuchende, die Schutz brauchen, in Deutschland gut untergebracht und versorgt sein sollen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Streitpunkte. Doch wie viele Geflüchtete leben in Deutschland? Welche Länder nehmen weltweit überhaupt Geflüchtete auf? Und woher kommen die Menschen? Ein Überblick.

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Wie viele Flüchtlinge gibt es derzeit?

Als Flüchtlinge gelten laut UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR Personen, die sich außerhalb des Landes aufhalten, dessen Staatsbürgerschaft sie besitzen oder in dem sie ihren ständigen Wohnsitz haben, und die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, politischer Überzeugung oder Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen Furcht vor Verfolgung haben, den Schutz des eigenen Landes nicht in Anspruch nehmen können oder aus Angst vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren können. Für Mitte 2022 schätzt das UNHCR die Zahl dieser Menschen auf 26,7 Millionen.

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Insgesamt beläuft sich die Zahl der Vertriebenen nach ersten Schätzungen für 2022 auf mehr als 100 Millionen Menschen. Zu den Flüchtlingen unter UNHCR-Mandat kommen hier noch palästinensische Flüchtlinge, Binnenvertriebene, Asylsuchende und sonstige Schutzbedürftige wie etwa Flüchtende aus Venezuela hinzu.

Aus welchen Ländern stammen die Flüchtenden?

Die aktuellsten Flüchtlingszahlen weist das UNHCR für 2021 aus. Damals stammten die meisten Flüchtlinge weltweit aus Syrien. 6,8 Millionen Menschen verließen demnach das Land. Mit deutlichem Abstand folgten Bürger aus Afghanistan (2,7 Millionen) und dem Südsudan (2,4 Millionen).

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Da der Krieg in der Ukraine im Februar 2022 begann, sind die Menschen, die vor Putins Angriff flüchteten, in dieser Statistik noch nicht erfasst. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen gibt die Zahl der Geflüchteten aus dem Land derzeit mit 5,4 Millionen Menschen an. Hinzu kommen Menschen aus Venezuela. Wegen der instabilen Lage im Land haben sich 5,6 Millionen Menschen vor allem in Nachbarländer geflüchtet – es ist die zweitgrößte Fluchtbewegung weltweit.

Über welche Routen gelangen die Flüchtenden nach Europa?

Anders als in den Jahren 2014 bis 2017 gelangten derzeit deutlich weniger Geflüchtete über das Mittelmeer nach Europa. Die Route gilt als die gefährlichste Fluchtroute der Welt. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 931 Menschen bei der Überfahrt gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer liegt aber wahrscheinlich deutlich darüber. Nach UNHCR-Angaben kamen 2022 allein fast 2000 Geflüchtete ums Leben, gut 150.000 Flüchtlinge und Migranten erreichten dagegen die Küsten Europas.

Die Fluchtrouten nach Europa.

Die Fluchtrouten nach Europa.

Wieder häufiger genutzt wird die Route über den Westbalkan. Bis Ende 2022 flüchteten hier mehr als doppelt so viele Menschen in die EU wie noch im Vorjahr. Laut der europäischen Grenzschutzagentur Frontex betrug die Zahl der „irregulären Grenzübertretungen“ 144.000. Allerdings liegt auch diese Zahl noch weit unter der von 2015, als mehr als 760.000 Menschen hier den Weg nach Europa fanden.

Europa reagiert auf den Trend und versucht, sich abzuschotten. Menschenrechtler werfen dem Kontinent dabei Doppelmoral vor: Während Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bereitwillig aufgenommen werden, würden andere Hilfsbedürftige an den Außengrenzen abgewiesen, teils mit brutalen Maßnahmen. Gegenüber dem RND prangerte Pro Asyl „systematische, völkerrechtswidrige Zurückweisungen“ an und spricht von Menschenrechtsverletzungen und schwersten Straftaten durch Grenzbeamte.

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Welche Länder nehmen Geflüchtete auf?

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat die Türkei 2021 mit 3,76 Millionen die meisten Geflüchteten, die ihr Heimatland verlassen haben, aufgenommen. Deutschland findet sich hier auf Platz fünf mit 1,26 Millionen aufgenommenen Flüchtlingen wieder. Allerdings sind in der Auflistung die Menschen aus der Ukraine noch nicht berücksichtigt, da sie sich auf den Zeitraum vor dem russischen Angriffskrieg bezieht. Ein Großteil der Vertriebenen weltweit sind zudem Binnenflüchtlinge, die innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht sind.

Auch innerhalb der EU ist Deutschland vorn bei der Aufnahme von Schutzbedürftigen. Frankreich nahm mit knapp einer halben Million Menschen deutlich weniger Flüchtlinge und Menschen in flüchtlingsähnlichen Situationen auf, wie sie durch das UNHCR definiert sind. Auf Platz drei folgt Schweden mit mehr als 240.000 Menschen.

Rechnet man die Anzahl allerdings auf die Einwohnerzahl um, belegt Deutschland aufgrund seiner vergleichsweise großen Bevölkerung nur noch Platz vier.

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Wie ist die Situation in Deutschland?

Zwar ist die Zahl der gestellten Asylanträge im Gegensatz zu 2016 (mehr als 722.000) überschaubar, dennoch hat die Zahl im vergangenen Jahr gegenüber 2021 deutlich zugenommen. Die meisten Antragsteller stammten aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und dem Irak. Geflüchtete aus der Ukraine werden in der Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) aber nicht berücksichtigt, da für sie ein anderes Aufnahmeverfahren vereinbart wurde. Sie finden über die sogenannte Massenzustrom-Richtlinie Aufnahme.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden 101.981 Asylerstanträge vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) entgegengenommen. Das ist eine Zunahme der Antragszahlen um rund 78 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 7,5 Prozent der Anträge betrafen in Deutschland geborene Kinder im Alter unter einem Jahr. Für die Erstaufnahme von Schutzsuchenden sind die Bundesländer zuständig. Die Verteilung erfolgt nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel, der eine gerechte Verteilung per Quotensystem gewährleisten soll. Den höchsten Anteil an Schutzsuchenden gab es Ende 2022 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Bremen, Hamburg und Berlin.

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Die Länder und Kommunen beklagen gestiegene Belastungen aufgrund der zunehmenden Flüchtlingszahlen und fordern vom Bund mehr finanzielle Unterstützung, da sie zusätzlich noch Wohnraum sowie Schul- und Kita-Plätze für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bereitstellen müssen.

Wie viele Menschen sind aus der Ukraine nach Deutschland gekommen?

Etwas mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine halten sich nach Angaben des Ausländerzentralregisters derzeit in Deutschland auf. Die Zahl umfasst registrierte als auch vorläufig registrierte Menschen. Allerdings ist zu beachten, dass Ukrainerinnen und Ukrainer ohne Visum in die EU einreisen können. Auch können sie sich innerhalb des Schengen-Raums frei bewegen.

Die meisten Menschen aus der Ukraine sind dabei in Nordrhein-Westfalen untergekommen. Hier leben nach Auskunft des Ausländerzentralregisters auf Anfrage des Mediendienstes Integration mehr als 224.000 Personen, die vor dem russischen Angriffskrieg geflohen sind.

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Wie hat sich die Aufnahmekapazität verändert?

Bundesweit haben die Bundesländer ihre Aufnahmekapazität seit März 2022 um mindestens 70.000 Plätze erhöht. Das ergab eine Anfrage des Mediendienstes Integration bei den zuständigen Landesministerien.

Viele Kommunen beklagen dennoch, dass sie an den Grenzen ihrer Aufnahmekapazität angekommen seien. Die Länder fordern deshalb vom Bund mehr Bundesimmobilien zur Unterbringung der Geflüchteten.

mit Agenturmaterial

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