Haftstrafe droht

Iran-Proteste: Bekannte Schauspielerin Alidoosti verhaftet

Taraneh Alidoosti während eines Fototermins für den Film "Forushande" (The Salesman) bei den 69. internationalen Filmfestspielen. Die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti ist im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten im Iran am Samstagabend verhaftet worden.

Taraneh Alidoosti während eines Fototermins für den Film "Forushande" (The Salesman) bei den 69. internationalen Filmfestspielen. Die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti ist im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten im Iran am Samstagabend verhaftet worden.

Teheran. Im Iran ist die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti im Zusammenhang mit den mittlerweile drei Monate anhaltenden Protesten verhaftet worden. Der 38-Jährigen wurde nach Angaben der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim „Verbreitung von Falschinformationen und Unterstützung von konterrevolutionären Kreisen“ vorgeworfen. Darauf steht meist eine langjährige Haftstrafe. Die Verhaftung erfolgte demnach am Samstagabend.

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Alidoosti gehört zu den bestbezahltesten und international erfolgreichsten iranischen Schauspielerinnen. Vergangenen Monat veröffentlichte sie auf ihrer Instagram-Seite ein Foto von sich ohne das im Iran obligatorische Kopftuch und solidarisierte sich so öffentlich mit der neuen Frauenbewegung und den systemkritischen Protesten. Damit setzte sie ihre Karriere aufs Spiel und wurde deshalb für ihren Mut im In- und Ausland gelobt.

Vor den Augen ihrer Tochter verhaftet

Ihren Kollegen zufolge waren am Samstagnachmittag Unbekannte in Alidoostis Haus eingedrungen, haben Laptop und andere Dokumente beschlagnahmt und die Schauspielerin vor den Augen ihrer Tochter verhaftet. Seitdem versucht demnach ihr Vater, Ex-Fußballnationalspieler Hamid Alidoosti, herauszufinden, welche Behörde den Haftbefehl ausstellte, wer genau sie festnahm und wo sie inhaftiert ist. Am Sonntag hieß es in Online-Berichten, sie sei im berüchtigten Ewin-Gefängnis im Norden Teherans.

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Alidoostis Kollegen drückten Verwunderung darüber aus, wie das System mit der berühmtesten Schauspielerin des Landes dermaßen rabiat umgehen könne, wie es am Sonntag aus Künstlerkreisen verlautete. Mit Alidoostis Verhaftung kam es zu einer Solidaritätswelle im In- und Ausland. Online-Berichten zufolge haben iranische Künstler im Exil zahlreiche Veranstalter von internationalen Filmfestivals aufgefordert, die Verhaftung zu verurteilen.

Heftige Ausschreitungen bei Protesten im Iran halten an
25.10.2022, Iran, Teheran: Auf diesem Foto, das von einer Person aufgenommen wurde, die nicht bei Associated Press angestellt ist und der AP außerhalb des Irans zur Verfügung gestellt wurde, sind brennende Gegenstände im Rahmen von Protesten zu sehen. Die Proteste richten sich gegen das Regime, nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Haft der Sittenpolizei. Foto: Uncredited/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Erneut Ausschreitungen im Iran: Bilder zeigen Proteste in Fuladshahr, Chomein und Teheran. Auch das Haus des Republikgründers Khomeini soll gebrannt haben.

Die iranische Filmelite im Inland sowie Kino-Fans planen offenbar das bevorstehende Fadschr-Filmfestival in Teheran zu boykottieren. Kultusminister Mohammed-Mehdi Esmaeili erklärte zuletzt noch, dass das Festival ungeachtet der Unruhen wie geplant im Februar und am 43. Jahrestag der islamischen Revolution Februar stattfinden werde.

Zu den bekanntesten Filmen von Alidoosti gehören unter anderem die Dramen „The Salesman“ sowie „Alles über Elly“, beide unter der Regie des zweifachen Oscar-Gewinners Asghar Farhadi. In diesem Jahr feierte sie bei den Filmfestspielen in Cannes die Premiere ihres neuesten Films „Leila's Brothers“. Die öffentliche Vorführung des Films in den iranischen Kinos wurde vom Kultusministerium verboten.

Sperre von Whatsapp und Instagram drohen

Gleichzeitig drohte der Iran am Wochenende mit einer dauerhaften Sperre der im Land sehr beliebten Apps Whatsapp und Instagram. Der US-amerikanische Internetkonzern Meta habe bislang nicht auf das Schreiben iranischer Behörden von Anfang Dezember geantwortet, in dem sie den Konzern aufforderten, eine Vertretung im Land zu eröffnen und seine Richtlinien denen der islamischen Republik anzupassen. „Falls Meta auf unser Schreiben nicht antwortet, könnte dies der Prolog für eine permanente Sperre sein“, sagte Cyberzentrum-Chef Abolhassan Firusabadi in einem Zeitungsinterview am Samstag.

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Systemkritiker sehen die massiven Internet-Einschränkungen und die Sperre der Apps als Versuch, die Verbreitung von Informationen, Bilder und Videos über die landesweiten Proteste zu verhindern. Auslöser der Demonstrationen war der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini. Sie starb am 16. September im Polizeigewahrsam, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.

RND(dpa

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