Digitalstrategie der Ampel

Lauterbach: Elektronische Patientenakte könnte „die Medizin verändern“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen in Düsseldorf. (Archivbild)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht zu aktuellen gesundheitspolitischen Themen in Düsseldorf. (Archivbild)

Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat seine Pläne für einen Neustart bei elektronischen Patientenakten (EPA) vorgestellt. Dabei stellte der SPD-Politiker eine grundlegende Verbesserung der modernen Medizin in Aussicht.

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„Wenn wir hier einen Durchbruch schaffen, wird es die praktische Medizin verändern“, sagte Lauterbach am Donnerstag in Berlin. Dabei verwies er darauf, dass das Projekt elektronische Patientenakte (EPA) mehr als 20 Jahre alt sei und bereits von der rot-grünen Bundesregierung und der damaligen Ministerin Ulla Schmidt (SPD) angeschoben wurde. Das Versprechen von Schmidt wolle man nun einlösen.

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Er selbst sei an der Einführung der EPA beteiligt gewesen, die „aber nie richtig umgesetzt“ wurde, gab Lauterbach zu. Angesichts der schleppenden Digitalisierung des Gesundheitssystems hätten Medizinerinnen und Mediziner in den Folgejahren „eine Art Defätismus“ – also eine Art der Mutlosigkeit – entwickelt.

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Künftig muss man der Nutzung der elektronischen Patientenakte aktiv widersprechen

Nun aber gab Lauterbach drei Ziele für die EPA aus: Bis 2025 wolle man 80 Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland mit einer elektronischen Akte ausstatten. Er rechne dabei mit wenig Widerstand, so Lauterbach mit Blick auf das Opt-out-Prinzip der neu eingeführten EPA – also, dass alle automatisch eine E-Akte bekommen und man aktiv widersprechen muss, statt wie bisher aktiv eine E-Akte zu beantragen. Versicherte würden davon eine bessere Versorgung und Behandlung erwarten, sagte Lauterbach. In Österreich hätten zudem nur 3 Prozent der elektronischen Patientenakte widersprochen.

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Bundesministerin Paus und Bundesminister Lauterbach - Bericht und Empfehlungen zur Kindergesundheit Aktuell, 08.02.2023, Berlin, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Portrait bei der Vorstellung des Bericht und Empfehlungen zur Kindergesundheit Berlin Berlin Deutschland *** Federal Minister Paus and Federal Minister Lauterbach report and recommendations on child health Current, 08 02 2023, Berlin, Federal Minister of Health Karl Lauterbach in portrait at the presentation of the report and recommendations on child health Berlin Berlin Germany

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat erneut Fehler bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie kritisiert.

Bis Ende 2025 sollen die mit einer EPA ausgestatteten Versicherten zudem einen Medikationsplan erhalten, der anhand von Befunden und Rezepten erstellt werde. Als drittes Ziel sollen bis Ende 2026 für 300 Forschungsprojekte die alten und neuen Gesundheitsdaten zusammengeführt werden. Versicherte sollen laut der Pläne über die App ihrer Krankenkasse auf die Akte zugreifen können.

Lauterbach: „Sprung in der Verbesserung der Versorgung“

Lauterbach will den Neustart der E-Akte mithilfe des Digitalgesetzes, das die Opt-out-Variante einführt, sowie mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz umsetzen. Letzteres soll dafür sorgen, dass alte und neue Gesundheitsdaten im System zusammengeführt sowie für Behandlung und Forschung zur Verfügung gestellt werden. So seien alle zur Behandlung notwendigen Daten – also etwa frühere Befunde – jederzeit für den Arzt oder die Ärztin abrufbar. So könnten auch telemedizinische Behandlungen verbessert werden. Lauterbach nannte das einen „Sprung in der Verbesserung der Versorgung“. Die Daten lägen dabei dezentral, ein Missbrauch sei nicht möglich, versprach der Gesundheitsminister.

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Der Mediziner Michael Hallek berichtete in der gemeinsamen Pressekonferenz aus der Praxis und mahnte eine schnelle Digitalisierung an. „Deutschland ist im Vergleich zu allen Industrienationen in der Krebsforschung zurückgefallen“, erklärte Hallek in Berlin. Man könne wegen fehlender Daten hierzulande kaum eigene Ideen in der Forschung umsetzen. Die Bürokratie koste die Forschenden aktuell noch sehr viel Zeit. „Wir müssen schneller werden“, sagte Hallek. Dabei sprach er sich für einen „stärkeren professionellen“ Umgang mit den Patientendaten aus. Diese sollen zwar einfach nutzbar gemacht, aber auch vor Missbrauch geschützt werden, so der Mediziner. Er verspreche sich von der EPA, eben dies anzugehen.

Die 2021 als freiwilliges Angebot eingeführten E-Akten sollen etwa Befunde, Röntgenbilder und Medikamentenlisten speichern und so auch unnötige Mehrfachuntersuchungen vermeiden. Bisher nutzt aber nur ein Bruchteil der 74 Millionen gesetzlich Versicherten das Angebot. Bei der Vernetzung der Praxen gibt es Verzögerungen, bei mehreren Fragen schwelt Streit über den Datenschutz.

mit dpa

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