Größter Bestand an Leopard-Panzern in Europa

Warum Griechenland mit Panzerlieferungen an die Ukraine zögert

Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis will derzeit noch keine Leopard-Panzer an die Ukraine abgeben.

Griechenlands Premierminister Kyriakos Mitsotakis will derzeit noch keine Leopard-Panzer an die Ukraine abgeben.

Athen. Das Land unterhält mit 853 Exemplaren die größte Leopard-Panzerarmee Europas. Davon entfallen 500 auf den älteren Typ Leopard 1, 183 auf das Muster Leopard 2A4 und 170 auf den Leopard 2A6. Mitte Januar hatte die Ukraine an mehrere Nato-Staaten sowie Schweden und Finnland appelliert, ihr Leopard-Kampfpanzer zur Verfügung zu stellen. Namentlich genannt wurde auch Griechenland.

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Bisher sah man in Athen keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, zumal auch Berlin zögerte. Aber mit der Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von Leopard-Kampfpanzern ist nun auch Athen gefragt. Doch die griechische Regierung hält sich bisher bedeckt. Der wichtigste Grund sind die Kriegsdrohungen aus dem Nachbarland Türkei. Angesichts der Spannungen mit Ankara will der Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die eigene Verteidigung nicht schwächen. Man brauche die Panzer selbst, heißt es in Regierungskreisen.

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Deutschland und die USA wollen jetzt eine Koalition schmieden, um Leopard-Panzer für die Ukraine bereitzustellen. Ziel sei es, rasch zwei Panzerbataillone zusammenzustellen, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin. Das wären etwa 90 Panzer. Vorgespräche dazu gab es vergangene Woche bei dem Treffen in Ramstein. Dort sollen zwölf Länder zugesagt haben, zusammen etwa 100 Leopard-Panzer zur Verfügung zu stellen, berichtete der US-Fernsehsender ABC unter Berufung auf ukrainische Quellen.

Erdogan bedroht Griechenland

Athen habe noch keine Zusage gemacht, berichten Insider. Griechenlands Leopard-Panzer sind vor allem im Norden des Landes stationiert, nahe der Grenze zur Türkei. Das Verhältnis zu dem Nachbarland ist aktuell so gespannt wie seit Langem nicht mehr. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan überzieht den Nato-Partner seit Monaten mit immer neuen Kriegsdrohungen. Erdogan meldet Ansprüche auf griechische Ägäisinseln wie Rhodos, Kos und Lesbos an. „Wir könnten plötzlich über Nacht kommen“, warnt er die Griechen. In jüngster Zeit drohte Erdogan auch mehrfach mit Raketenangriffen auf die griechische Hauptstadt Athen.

Türkischer Präsident Erdogan droht Athen indirekt mit Raketenangriff
News Bilder des Tages Turkish President Recep Tayyip Erdogan meets a group of teachers at the Presidential Complex in the capital, Ankara, on the occasion of Teacher s Day Turkish President Recep Tayyip Erdogan meets a group of teachers at the Presidential Complex in the capital, Ankara, on the occasion of Teacher s Day on November 24, 2022. Photo by Turkish presidency office apaimages Ankara Ankara Turkey 241122_ANKARA_TP_1_00 2 Copyright: xapaimagesxTurkishxpresidencyxofficexxapaimagesx

Griechenland sei nervös, weil die von der Türkei entwickelte Rakete Tayfun Athen treffen könne.

Vor dem Hintergrund dieses Säbelgerassels kann es sich Premier Mitsotakis kaum leisten, jetzt auch nur einen einzigen Leopard an die Ukraine abzugeben. In voraussichtlich drei Monaten finden Wahlen in Griechenland statt, bei denen Mitsotakis seine absolute Mehrheit zu verteidigen hofft. Deshalb kann sich die Regierung jetzt bei der Landesverteidigung keine Blöße geben. Die Ukraine hat vor allem Bedarf an Panzern des neueren Typs 2A6. Auf die könne Griechenland aber erst recht nicht verzichten, heißt es in Regierungskreisen.

Griechenland hat ohnehin Modernisierungsbedarf für seine älteren Leopard-2-Typen und führt darüber seit geraumer Zeit Verhandlungen mit dem Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Politisch zu rechtfertigen wären Lieferungen an die Ukraine für Premier Mitsotakis wohl allenfalls dann, wenn die Kampfpanzer Zug um Zug durch moderneres Gerät ersetzt würden. Doch das dürfte zeitnah kaum möglich sein.

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Auch der Nato-Partner Türkei hat große Panzerbestände. Nach Angaben des Internationalen Instituts für Strategische Studien in London verfügt das Land über mehr als 700 Leopard-Panzer der Baureihen 1 und 2A4. Aber dass die Regierung in Ankara Kampfpanzer in die Ukraine schickt, gilt als eher unwahrscheinlich. Staatschef Recep Tayyip Erdogan muss auf die Interessen Russlands Rücksicht nehmen, seines wichtigsten Energielieferanten. Als einziges Nato-Land beteiligt sich die Türkei nicht an den Sanktionen des Westens gegen Russland. Dank seiner guten Beziehungen zu Kremlchef Wladimir Putin sieht sich Erdogan im Krieg gegen die Ukraine als möglicher Vermittler. Diese Rolle würde er gefährden, wenn er nun Kampfpanzer an die Ukraine lieferte.

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