Reisen wie vor Corona: Deutsche planen 65 Millionen Urlaubsreisen im Jahr 2023
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Wenn es um das Reiseziel geht, bevorzugen die meisten Deutschen Strandurlaub, etwa wie hier in Spanien.
© Quelle: imago images/denbelitsky
Die Corona-Beschränkungen sind nahezu überall gefallen und die Reiselust der Deutschen hält trotz Energiekrise, Klimakrise, Krieg in der Ukraine und Inflation an: Die Reiseanalyse 2023 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen in Kiel geht von einem Tourismusjahr nahezu wie vor der Pandemie aus – obwohl mehr als 40 Prozent der Befragten davon ausgehen, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Situation verschlechtert.
Auf die Frage, welche Dinge den Befragten persönlich besonders wichtig seien, rangieren Urlaubsreisen auf Rang zwei – hinter Lebensmitteln und noch vor Wohnen/Wohnungseinrichtung, Gesundheit und Sport/Ausgehen.
Jeder Vierte glaubt, sich keine Urlaubsreise leisten zu können
Nur 12 Prozent der Deutschen wollen 2023 nicht verreisen – bei einigen anderen könnte es aber am nötigen Geld scheitern. 23 Prozent der Deutschen gehen davon aus, dass sie sich 2023 wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich keine Urlaubsreise leisten können, 17 Prozent gaben bei der Befragung an, weniger Geld für Urlaub aufbringen zu wollen.
Dennoch: Auch wenn die „von vielen als kritisch wahrgenommene individuelle wirtschaftliche Situation“ keine gute Voraussetzung für die Tourismusbranche sei, heißt es in der Studie, zeige sie, „dass die Reisepläne dennoch auf einem hohen Niveau sind“. Entscheidend wird auch sein, wie stark die Preise für Urlaubsreisen in diesem Jahr noch anziehen.
Die Reiseanalyse zeigt auch: Die Deutschen haben mehr Lust auf Reisen als im vergangenen Jahr, und 23 Prozent planen trotz der gesamtwirtschaftlichen Situation in Deutschland, mehr Geld für Reisen auszugeben als im Vorjahr. Insgesamt sei mit 65 Millionen Urlaubsreisen zu rechnen, die die Deutschen 2023 unternehmen werden. Hinzu kommen 80 Millionen Kurzurlaube sowie Geschäftsreisen und sonstige Reisen, etwa für Familienbesuche. Im bisherigen Rekordjahr 2019 haben die Deutschen 71 Millionen Urlaubsreisen unternommen.
Urlaub in Deutschland weiterhin am gefragtesten
Sowohl von der Anzahl der angestrebten Buchungen als auch bei der Wahl der angestrebten Reiseziele knüpfen die Deutschen an die Zeit von vor der Corona-Pandemie an. Die meisten wollen demnach Urlaub in Deutschland machen – allerdings noch weniger als vor Corona.
2019 gab es 496 Millionen Übernachtungen in Deutschland, 2020 nur noch 302 Millionen. Langsam nähert man sich wieder dem Wert von vor der Pandemie: Im vergangenen Jahr wurden (bis Oktober) 394 Millionen Übernachtungen gezählt, für das kommende Jahr werden 456 Millionen erwartet, in etwa so viele wie 2017.
Die Deutschen sehnen sich nach Urlaub am Meer
Auf Rang zwei und drei der Reisezielwunschliste liegen Spanien und Italien. Ebenfalls in die Top Ten der beliebtesten Urlaubsziele schafften es die Türkei, Österreich, Kroatien und Griechenland. Dabei haben bisher nur 37 Prozent auch schon tatsächlich ein Reiseziel festgelegt, 32 Prozent wollen verreisen, haben aber noch kein Ziel ausgemacht. Insgesamt steigt die Nachfrage nach Zielen am Mittelmeer.
Abwechslung wollen die Deutschen aber auch: 44 Prozent der Befragten gaben an, in diesem Jahr ein Ziel besuchen zu wollen, das sie noch nicht kennen. Strand- und Badeurlaub steht dabei an erster Stelle, aber auch das Interesse an Wellness, Städtetrips und Camping steigt nach wie vor. Die Reisenden „sind multioptional, haben mehr Wünsche und Interessen, als sie in einem Jahr in einer Reise umsetzen können“, heißt es in dem Report. Das wiederum ist eine gute Nachricht für die Tourismusbranche – immerhin kann dann gehofft werden, dass die weiteren Wünsche in kommenden Jahren umgesetzt werden.
Urlaubsreisen sind „unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“
„Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“, lautet ein Fazit der Studie, für die mehr als 11.000 Deutsche zwischen 14 und 75 Jahren zu vier Zeitpunkten befragt wurden und die traditionell zum Start der Tourismusmesse CMT in Stuttgart vorgestellt wird. Allerdings erwarten die Forscherinnen und Forscher, dass es einen größeren Spalt gibt: Während einige mehr Geld für Urlaub ausgeben werden und auf nachhaltige und luxuriösere Angebote setzen, werden viele aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation auf günstige Urlaube setzen.
Auch beim Buchungsverhalten sind Veränderungen auszumachen. Der Trend gehe dazu, langfristig zu buchen – und nicht auf kurzfristige Schnäppchen zu hoffen. Zudem würden die Menschen wieder mehr in Reisebüros und zu Reiseveranstaltern gehen.
2022: Die Reiselust steigt weltweit, vor allem in Europa
Nach den Horrorjahren für die Tourismusbranche 2020 und 2021 machte bereits 2022 wieder Hoffnung auf Erholung. Weltweit wurden 920 Millionen Ankünfte von internationalen Reisenden gezählt, mehr als in den beiden Vorjahren zusammen – allerdings auch noch weit entfernt von den 1,47 Milliarden im Jahr 2019. Während sich der Tourismus weltweit etwa auf dem Niveau des Jahres 2010 bewegt, lag er in Europa bereits fast auf Vorkrisenlevel.
Die Deutschen unternahmen im vergangenen Jahr etwa 63 Millionen Urlaubsreisen und 80 Millionen Kurztrips zwischen zwei und vier Tagen. Hinzu kommen noch Geschäftsreisen sowie andere Reisen, etwa Besuche bei Freunden oder Familie.