Kultur in Zeiten von verschärften Corona-Regeln
Apollo: „Wollen nicht einfach wegtauchen!“

- „Verschränkte Reihen“ im Apollo: Gut 100 Leute passen unter Einhaltung der neuesten Corona-Vorschriften in das Theater.
- Foto: Apollo-Theater
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gmz Siegen. Der derzeit steigenden Zahl der Corona-Infektionen wollen Kanzlerin und Länderchefs mit neuen „massiven Kontaktbeschränkungen“ begegnen, wie die Deutsche Presseagentur am Mittwochnachmittag meldet. Sie sollen ab 2. November gelten.
Egal, wie diese Beschränkungen aussehen, auch der Kulturbetrieb ist jetzt schon stark betroffen von den seit dem Anstieg der Inzidenzzahlen stetig verschärften Regeln. Magnus Reitschuster, Intendant des Apollo-Theaters Siegen, im Telefonat mit der SZ-Kulturredaktion: „Wenn der Spielbetrieb im November eingestellt werden müsste, wäre das kulturell verheerend für die Stadt; fürs Apollo wäre es wirtschaftlich entlastend.“ Um gleich anzufügen: „Aber natürlich wollen wir weiterspielen und fürs Publikum da sein!“ Auch und gerade für das ältere, fährt er fort, das die kulturelle Anregung und den gesellschaftlichen Austausch suche: „Wir wollen nicht einfach wegtauchen.“
Veranstalter leisten Kraftakt
Mit der Verschärfung der Maßnahmen seit der 35er-Inzidenz musste das Theater anfangen umzuorganisieren: Das vorher genehmigte Hygienekonzept sah einen Spielbetrieb mit 360 Zuschauern vor. Darauf basierte auch die wirtschaftliche Kalkulation. Danach waren nur noch 100 erlaubt (obwohl Experten der Lüftungsanlage im Apollo bescheinigt haben, dass sie optimal arbeite und alle Luft direkt über dem Sitzplatz nach oben zieht, ohne sie im Raum zu verteilen). Für die Apollo-Mitarbeiter heißt das, Zusatzvorstellungen zu organisieren, zum Beispiel für „Gottes Lebenslauf“ mit Hallervorden und Bause, rund 1000 Karteninhaber anzuschreiben, um mit ihnen einen neuen Vorstellungstermin zu vereinbaren … Ein riesiger Kraftakt. „Für ein Fünftel der Besucher entsteht dem Team dreifacher Arbeitsaufwand“, so Reitschuster, bei nahezu gleichen Honoraren.
Hoffen auf bessere Zeiten im Dezember
Wie viele Veranstalter der Region verschiebt das Apollo Aufführungen („Der Menschenfeind“ wird am 23. und 24. Juni 2021 gespielt) und plant Zusatzvorstellungen, um allen Karteninhabern einen Termin bieten zu können: Das Schumann-Konzert der Philharmonie wird am Donnerstag und Freitag, jeweils 20 Uhr, gespielt, „Nathan der Weise“ wird am Samstag und Sonntag jeweils um 16 und um 19 Uhr aufgeführt, sowie auch am Mittwoch, 4. November, 20 Uhr. – „Wir hoffen auf jeden Fall im Dezember den Menschen wieder ,normaler‘ Theater anbieten zu können, etwas ,weihnachtlich Tiefes‘“. Denn, so Reitschuster: „Produktive Verzweiflung ist erlaubt in diesen verfinsterten Zeiten, Resignation können wir uns nicht leisten.“


Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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