Siegenerin Lea Goebel ist Dramaturgin am Schauspiel Köln
"Digitales Theater ist kein Lückenfüller"

- Die Siegenerin Lea Goebel ist Dramaturgin am Schauspiel Köln und Kuratorin des Heidelberger „Netzmarkts“.
- Foto: privat
- hochgeladen von Regine Wenzel (Redakteurin)
ess Siegen/Köln. Der Bruch mit jahrhundertelangen Traditionen wirft Fragen zur Zukunft des Theaters auf. Wie weit darf die Digitalisierung gehen – in einem Bereich, der bislang vom analogen Erleben zehrte? Für Lea Goebel, Dramaturgin am Schauspiel Köln und Kuratorin des Heidelberger „Netzmarkts“, sind die Möglichkeiten neuer digitaler Formate enorm.
Wurzeln in Siegen, mit Apollo aufgewachsenIhre Wurzeln hat Lea Goebel in Siegen. Sie, Jahrgang 1994, legte ihr Abitur am Löhrtor-Gymnasium ab und wuchs mit dem Apollo-Theater auf, bevor es sie raus aus den heimischen Gefilden nach Bonn und Paris verschlug. Nach ihrem Studium in vergleichender Literaturwissenschaft hat sie mittlerweile am Schauspiel Köln als Dramaturgin Fuß gefasst.
ess Siegen/Köln. Der Bruch mit jahrhundertelangen Traditionen wirft Fragen zur Zukunft des Theaters auf. Wie weit darf die Digitalisierung gehen – in einem Bereich, der bislang vom analogen Erleben zehrte? Für Lea Goebel, Dramaturgin am Schauspiel Köln und Kuratorin des Heidelberger „Netzmarkts“, sind die Möglichkeiten neuer digitaler Formate enorm.
Wurzeln in Siegen, mit Apollo aufgewachsen
Ihre Wurzeln hat Lea Goebel in Siegen. Sie, Jahrgang 1994, legte ihr Abitur am Löhrtor-Gymnasium ab und wuchs mit dem Apollo-Theater auf, bevor es sie raus aus den heimischen Gefilden nach Bonn und Paris verschlug. Nach ihrem Studium in vergleichender Literaturwissenschaft hat sie mittlerweile am Schauspiel Köln als Dramaturgin Fuß gefasst. Das Berufsbild sei komplex, man gestalte den Spielplan, prüfe Theatertexte und vermittle das künstlerische Programm. Ihre Tätigkeit beschreibt Goebel als die eines „zweiten künstlerischen Auges“, das von außen auf den Theaterprozess schaut, Anregungen gibt und dabei stets in engem Kontakt mit der Regie steht. Besonders gut gefällt ihr, dass sie in jeder Spielzeit mit einer anderen Konstellation von Menschen zu tun hat.
Kein Nebenprodukt der Corona-Krise
Im Zuge der Corona-Pandemie sehen sich viele Kulturschaffende gezwungen, auf digitale Formate umzustellen. Doch wer denkt, digitale Theaterproduktionen seien ein Nebenprodukt der Krise, irrt sich: „In der freien Szene gibt es schon seit einigen Jahren digitale Theaterproduktionen, die aber medial weniger präsent sind.“ Deshalb seien diese auch schon weiter, was die technische Umsetzung angehe, als traditionelle Stadttheater, die laut Goebel einiges aufzuholen haben.
Die Digitalisierung berge großes Potenzial, das es auch nach der Corona-Pandemie auszuschöpfen und zu erweitern gelte: „Digitale Theaterproduktionen sind keine Lückenfüller, sondern bieten einen großen Mehrwert zusätzlich zum traditionellen Theater.“ Dank der digitalen Welle könnten finanzielle und physische Barrieren überwunden und das Theater auf globaler Ebene zugänglich gemacht werden.
Sehgewohnheiten herausfordern
Auch wenn sich digitale Theaterproduktionen mitunter filmischer Mittel und Techniken bedienen, sei die Schwelle zum Film auch mit der voranschreitenden Digitalisierung des Theatralen nicht überschritten. Das Theater habe innerhalb dieser neuen Sphäre die Aufgabe, Reibungen zu erzeugen und unsere zum Beispiel von Netflix geprägten Sehgewohnheiten immer wieder aufs Neue herauszufordern.
Beziehung lässt sich auch digital herstellen
Dank technischer Expertisen von außen könnten neuartige Formen der digitalen Theatererfahrung geschaffen werden – wie beispielsweise kürzlich im Schauspiel Köln. Die digitale Inszenierung von Wajdi Mouawads „Vögel“ bediente sich eines sogenannten Split-Screens mit insgesamt sechs verschiedenen Kameraperspektiven, um aus der Ferne einen subjektiven Blickwinkelwechsel zu ermöglichen. Auch das Herzensanliegen des Theaters – die Beziehung zwischen Schauspieler und Zuschauer und deren gegenseitige Bezugnahme – lasse sich ins Digitale übersetzen mit Hilfe von Abstimmungstools oder Live-Chats.
Bei "Tyll" nach Daniel Kehlmann mitgewirkt
Für das laufende Jahr plant Lea Goebel weitere digitale Produktionen. Unter anderem wirkt sie im „Netzmarkt“ mit, dem neu geschaffenen Teil des Heidelberger Stückemarkts. Ihre Heimat hat sie übrigens nie ganz verlassen und ist hin und wieder in Rahmen von Gastspielen im Siegener Apollo-Theater anzutreffen. So hat sie zum Beispiel bei der Kölner Inszenierung von Daniel Kehlmanns „Tyll“ mitgewirkt, die sicher vielen noch in sehr guter Erinnerung ist.
Digitales braucht Platz in Theaeterlandschaft
Lea Goebel prognostiziert nach Ende der Kontakteinschränkungen einen Rückschlag für die digitalen Errungenschaften, weil sich viele Schauspieler und Zuschauer nach physischer Nähe sehnten. Doch das digitale Theater werde Spuren hinterlassen und sich nicht völlig in Luft auflösen – zumindest hofft Lea Goebel das. Neue Sparten müssten geschaffen werden, damit das Digitale in der vielfältigen Theaterlandschaft seinen Platz finden könne.
Autor:Redaktion Kultur |
Kommentare