In Rubens-Ausstellung sind etliche Exponate aus Siegerlandmuseum zu sehen
Ein Künstler und eine Werkstatt

- Dieser Kupferstich war die Vorlage für viele weitere Rubens-Selbstbildnisse in Öl. Sie stammt von Paulus Pontius aus Rubens` Werkstatt.
- Foto: Siegerlandmuseum
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gmz - An seinem Selbstportrait war Rubens vermutlich mit keinem einzigen Pinselstrich beteiligt.
gmz Siegen/Paderborn Es ist einer der Hingucker in der großen Rubens-Ausstellung "Peter Paul Rubens und der Barock im Norden" in Paderborn: das Selbstportrait von Peter Paul Rubens, das aus dem Siegerlandmuseum im Oberen Schloss stammt (wir berichteten am Freitag). Dabei, so „Verleiherin“ Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe, Leiterin des Siegerlandmuseums, im Telefonat mit der Kulturredaktion, hat Rubens vermutlich selbst gar keinen einzigen Pinselstrich an seinem Selbstportrait ausgeführt.
gmz - An seinem Selbstportrait war Rubens vermutlich mit keinem einzigen Pinselstrich beteiligt.
gmz Siegen/Paderborn Es ist einer der Hingucker in der großen Rubens-Ausstellung "Peter Paul Rubens und der Barock im Norden" in Paderborn: das Selbstportrait von Peter Paul Rubens, das aus dem Siegerlandmuseum im Oberen Schloss stammt (wir berichteten am Freitag). Dabei, so „Verleiherin“ Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe, Leiterin des Siegerlandmuseums, im Telefonat mit der Kulturredaktion, hat Rubens vermutlich selbst gar keinen einzigen Pinselstrich an seinem Selbstportrait ausgeführt. Was aber auch nicht verwunderlich ist, wie sie ergänzt, denn Rubens war „Handwerker“ und betrieb eine große und in der europäischen Kunstwelt äußerst renommierte Werkstatt: Käufern kam es darauf an, dass das Kunstwerk „von Rubens“ war. Auch Rubens‘ Werkstatt bot eben genau das (das Konzept des singulär agierenden Genies war noch nicht geboren).
Fast zehn Werke der Barock-Schau stammen
Zehn Leihgaben der Rubens-Schau stammen aus Siegen
Das Selbstportrait ist übrigens nicht die einzige Arbeit aus dem Bestand des Siegerlandmuseums in der Paderborner Ausstellung, ergänzt Ursula Blanchebarbe, die auch im wissenschaftlichen Beirat der Schau saß („Wer Rubens sagt, der wendet sich ans Siegerlandmuseum“). Ungefähr zehn Grafiken sind ebenfalls ausgeliehen worden, darunter eine „Anbetung der Könige“ oder „Maria Magdalena“. Ursula Blanchebarbe hat die Katalogtexte zu den „Siegener Werken“ verfasst und auch einen Beitrag zur Druckgrafik des 17. Jahrhundert beigesteuert.
Selbstportrait war ein Verkaufsschlager
Eine grafische Version des ersten Rubens-Selbstportraits von ca. 1625 war übrigens ziemlich sicher auch die Vorlage für die Siegener Version des Selbstportraits. Dieses Portrait fertigte Rubens für den späteren König Karl I. von England an. Sie hing bis zum Brand des Schlosses in Windsor Castle hing und zog dann als königlicher Besitz in den Buckingham Palace um. Um 1630 fertigte der Stecher Paulus Pontius, mit dem Rubens eng in seiner Werkstatt zusammenarbeitete, einen Kupferstich dieses Portraits an, das große Verbreitung fand. Allerdings ohne „Privileg“. Das war wohl, so Ursula Blanchebarbes Einschätzung nach, „taktischer Bescheidenheit“ geschuldet, denn ein Rubens-Selbstportrait aus Rubens‘ Werkstatt mit dem Siegel des Künstlers wäre dann doch zu unbescheiden gewesen …
Dieser Kupferstich also diente vermutlich als Vorlage für das Ölbild auf Holz, eines von sehr vielen, die um Umlauf waren. Wer genau das „Selbstportrait“ gemalt hat, ist, wie gesagt, nicht klar. Sicher ist aber, dass das Eichenholz, auf das das Bild gemalt ist, um 1600 gefällt wurde. Das hat eine dendrochronologische Untersuchung des Siegener Bildes durch eine Expertengruppe der Uni Hamburg ergeben. Nimmt man hinzu, dass das Holz mindestens 15 Jahre gelagert wurde, bevor es als Bildgrund dienen konnte, ist zumindest klar, dass es zu Rubens‘ Zeit entstanden sein kann.
Rubens-Portrait und seine Inszenierung
Ein weiteres Detail der Paderborner Rubens-Inszenierung ist ebenfalls hochinteressant: Das Siegener Bild hängt vor einer Szenerie (s. SZ vom Freitag), die ein Haus und einen Barockgarten zeigt und im Hintergrund einen Blick auf die Stadt wirft. Dabei handelt es sich, so die Siegener Museumsleiterin, um Rubens‘ Haus und Garten in Antwerpen, wie es auf einer Grafik von Rubens‘ Frau zu erkennen ist. Rubens machte mit der Darstellung seines repräsentativen Hauses und des prächtigen Gartens, die als Grafik ja auch verbreitet wurden, Werbung für seine Lebensart, die italienisierend-barock völlig „up to date“ war und die ihn als Künstler den Ansprüchen der „höchsten Auftraggeber“ genügen ließ, die in seinem Haus ein und aus gingen (Könige, Adel, betuchte Bürger). Rubens verstand eben etwas von Vermarktung!
Das tun auch die Ausstellungsmacher in Paderborn, denn sie bieten das Rubens-Portrait als „Kühlschrank-Magnet“ für den heimischen Gebrauch an. Demnächst auch im Siegerlandmuseum zu erwerben …
Wer sich auf den Besuch der Ausstellung weiter einstimmen möchte, kann mehr Eindrücke gewinnen in der WDR-Sendung WestArt, die sich an diesem Samstag ab 18.15 Uhr u. a. mit der Paderborner schau beschäftigt.
Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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