Experimentelles Schaufenster "Manege" eröffnet
Im Zustand sozialer Distanz

- Lena Hugger hat an der Siegener Sandstraße das experimentelle Schaufenster „Manege“ ins Leben gerufen. Im Hintergrund arbeitet der Künstler vvwjonaswvv an seinem Projekt.
- Foto: Pauline Vollpert
- hochgeladen von Peter Barden (Redakteur)
pav Siegen. „Kunst auszustellen ist ein ganz anderer Prozess, als Kunst herzustellen.“ Das sagt Künstlerin und Neu-Kuratorin Lena Hugger über ihre Tätigkeit. Denn zum ersten Mal ist die Kunststudentin von ihrer Rolle als Künstlerin in die der Kuratorin geschlüpft, hat das experimentelle Schaufenster „Manege“ ins Leben gerufen und seit Hochsommer, also im Zustand sozialer Distanz, geplant und gestaltet. Gerade in Zeiten wie diesen nicht ganz einfach, aber mit einem durchdachten Hygienekonzept umsetzbar. Mit dem Ziel, die lokale Kunstszene mit Künstlerinnen und Künstlern außerhalb Siegens zusammenzubringen, wird nun monatlich eine Schaufensterausstellung in der Sandstraße 20 zu sehen sein.
Auftakt mit vvwjonaswvvDen Anfang machte der anonyme Künstler vvwjonaswvv.
pav Siegen. „Kunst auszustellen ist ein ganz anderer Prozess, als Kunst herzustellen.“ Das sagt Künstlerin und Neu-Kuratorin Lena Hugger über ihre Tätigkeit. Denn zum ersten Mal ist die Kunststudentin von ihrer Rolle als Künstlerin in die der Kuratorin geschlüpft, hat das experimentelle Schaufenster „Manege“ ins Leben gerufen und seit Hochsommer, also im Zustand sozialer Distanz, geplant und gestaltet. Gerade in Zeiten wie diesen nicht ganz einfach, aber mit einem durchdachten Hygienekonzept umsetzbar. Mit dem Ziel, die lokale Kunstszene mit Künstlerinnen und Künstlern außerhalb Siegens zusammenzubringen, wird nun monatlich eine Schaufensterausstellung in der Sandstraße 20 zu sehen sein.
Auftakt mit vvwjonaswvv
Den Anfang machte der anonyme Künstler vvwjonaswvv. Über Instagram entstand der Kontakt zueinander. Nicht einmal Lena Hugger weiß, wie er wirklich heißt und woher er kommt, und auch am Freitagabend selbst wusste sie nicht so recht, was passieren wird. Maskiert und mit Brettspielen wie Mühle und Scrabble bewaffnet, setzte er sich mit einem Mitspielenden in das Schaufenster, und die beiden fingen an zu spielen. Und auch hier wusste keiner der Zuschauenden, was passieren wird. Im Hintergrund wurde ein Film auf die Wand projiziert, der, wie Lena Hugger sagte, eine sehr persönliche Bedeutung für den Künstler hat. Welche Message hinter seiner Kunstaktion steht und ob es eine gibt, blieb unklar. Vielleicht ein Rückzug in die Häuslichkeit, vielleicht das Spielen als Akt des Zusammenseins, gerade in ungemütlichen Zeiten. Man wusste es nicht und konnte nur mutmaßen.
DJane Jane Boom legte auf
Auf den Künstler folgte eine Voguing Performance (ein bestimmter Tanz- und Ausdrucksstil) der Drag Queens Exxis und Sahahry, die von der Tübinger DJane Jane Doom begleitet wurde. Mit einem anschließenden Vinyl-Set von ihr fand der Abend seinen Ausklang. Die nächste Ausstellung findet am 4.Dezember statt. Dann wird eine Aktion der Siegener Künstlerin Mirjam Elburn zusammen mit Veronika Simmering aus Münster zu sehen sein.
Zeitweiliger Ausstellungsort
Ursprünglich hatte Lena Hugger die Zusammenarbeit zweiter Kunstschaffender als künstlerisches Blinddate geplant. Das heißt, die beiden kennen sich nicht, müssen aber zusammen eine Ausstellung auf die Beine stellen. Ein Projekt des Vertrauens also. Das leerstehende Gebäude, das früher einmal ein Möbelhaus war, wurde von der Universität Siegen mittlerweile gekauft, um dort in Zukunft das Studierendensekretariat unterzubringen. Das geschieht allerdings erst nach einer umfangreichen Abriss-und Sanierungsmaßnahme des alten Gebäudes. Bis dahin kann Lena Hugger die Räumlichkeiten für monatliche Ausstellungen nutzen. Unterstützt wird sie dabei vom Lions Club Siegen und Dozent Christian Freudenberger, der ihr Materialien und Mittel für die Kunst zur Verfügung gestellt hat.
Arbeit an Gesellschaft auf Augenhöhe
Philip Engelbutzeder hat ihr ermöglicht, den Leerstand für ihre Arbeit zu nutzen. Die beiden kennen sich schon länger, und schließlich ist er auf Empfehlung auf sie zugekommen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für IT-Sicherheit und Verbraucherinformatik setzt sich als Ökonom und Aktivist für eine Gesellschaft auf Augenhöhe ein. Ihm gehe es insbesondere darum, sinnstiftende Beziehungen von Mensch zu Mensch und Mensch zur Natur zu schaffen. Mit seinem Konzept des Umsonstladens will er das Gefühl von Fülle statt Überfluss schaffen. Die Fülle wiederum soll zum Teilen verleiten, denn das schafft Vertrauen und pflegt Beziehungen.
So konnte man an dem Abend neben der Ausstellung auch den Umsonstladen besuchen und sich einen Einblick in die Fülle verschaffen. Hier steht es einem frei, ob man etwas mitnimmt und im Gegenzug etwas da lässt. Es kostet nichts, aber es baut auf Vertrauen. Bis 2021 soll zudem Resi‘s MitWelt in Siegen entstehen – ein "Reallabor" für ökonomische, ökologische und soziale Überlebensfähigkeit, in dem unter anderem Dinge repariert, wieder nutzbar, umfunktioniert oder umverteilt werden sollen. Damit sollen Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Achtsamkeit gefördert werden.


Autor:Pauline Vollpert (Freie Mitarbeiterin) aus Siegen |
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