Geschäftsführer des Kunstvereins Siegen: Franz-Josef Weber geht in Ruhestand
Kunst ist schön, ...

- Franz-Josef Weber, langjähriger Geschäftsführer des Kunstvereins Siegen, geht zum 1. Juni in den Ruhestand,
- Foto: René Traut
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gmz - Sich um die Künstler zu kümmern, war für den scheidenden Geschäftsführer des Kunstvereins Siegen selbstverständlich. Mit Jennifer Cierlitza wurde eine Nachfolgerin gefunden. Zusammen mit der Vorsitzenden Andrea Freiberg steht sie an der Spitze des Kunstvereins Siegen.
gmz Siegen. Er trug die Kunst in die Stadt. Buchstäblich. Wenn man ihm mit der Tasche in der Hand, voller prall gefüllter Umschläge, in der Stadt begegnete, wusste man (oder zumindest der einschlägige Pressemensch): „Aha, Franz-Josef Weber verteilt wieder Einladungen, Plakate und Informationen zur nächsten Ausstellung des Kunstvereins.
gmz - Sich um die Künstler zu kümmern, war für den scheidenden Geschäftsführer des Kunstvereins Siegen selbstverständlich. Mit Jennifer Cierlitza wurde eine Nachfolgerin gefunden. Zusammen mit der Vorsitzenden Andrea Freiberg steht sie an der Spitze des Kunstvereins Siegen.
gmz Siegen. Er trug die Kunst in die Stadt. Buchstäblich. Wenn man ihm mit der Tasche in der Hand, voller prall gefüllter Umschläge, in der Stadt begegnete, wusste man (oder zumindest der einschlägige Pressemensch): „Aha, Franz-Josef Weber verteilt wieder Einladungen, Plakate und Informationen zur nächsten Ausstellung des Kunstvereins.“ Ein Gespräch auf der Straße über die nächste Ausstellung, ihre Intention und die Besonderheit (all das brachte der jetzt scheidende Geschäftsführer des Kunstvereins Siegen geschickt und ganz nebenbei darin unter) machte seine Gesprächspartner neugierig. Und er machte Werbung für „die Kunst“. Diese Stadtgänge endeten natürlich mit der Ära des Internets, als es Usus wurde, Texte und auch Bilder per Mail zu versenden.
Der Kontakt aber blieb bestehen: Franz-Josef Weber war und ist eines der Gesichter der Kunst in der Stadt Siegen und darüber hinaus. Als Geschäftsführer des Kunstvereins Siegen tritt er zum 31. Mai in den Ruhestand, ab 1. Juni kann er, der nicht nur ein glänzender und präziser, ebenso gelassener wie heiterer Organisator ist, sondern auch ein kreativer Autor und (Performance-)Künstler, sich ganz seinen „Memoiren“ und anderen Kunstprojekten widmen. Angefangen habe er schon, sagte er mit einem Augenzwinkern bei der Pressekonferenz am Mittwoch zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand: Im Mittelpunkt seiner Erinnerungen stünde das Mobiliar des Kunstverein-Geschäftsführer-Büros … Diesem habe bestimmt noch niemand eine solche Aufmerksamkeit gewidmet!
Ein sorgfältiger Geschäftsführer mit kreativem Talent
Dieser literarische Ansatz bestätigte Wolfgang Suttners Einschätzung von Franz-Josef Weber als einem Menschen, der Konventionen kreativ aufzubrechen verstehe (man denke nur an seine "Brustbild-Bewerbung"...!). Und der gleichzeitig großes organisatorisches Talent habe. Wolfgang Suttner und Albrecht Thomas, beide ehemalige Vorsitzende des Kunstvereins (Albrecht Thomas führt derzeit die Geschäfte noch kommissarisch, bis Andrea Freiberg von ihrem Arbeitsaufenthalt in Rom zurückkommt), erinnerten an die 213 Ausstellungen, an die 22 Kunstsommer, die unter der organisatorischen Ägide des Kunstvereins und seines Geschäftsführers seit März 1990, dem „Amtsantritt“ von Franz-Josef Weber, stattgefunden haben, an die Kunsttage und die 120 Kunstfahrten (viele davon fünftägig), die dieser akribisch vorbereitet und durchgeführt hat. Was beweist, wie recht Karl Valentin mit seinem berühmten Diktum von der Kunst und der Arbeit hat!
Gerade auch die Kunstfahrten in die großen „Kunst“-Städte Deutschlands (und nach Amsterdam), so Albrecht Thomas, die alle ohne missliche Zwischentöne über die Bühne gingen und die den Kunstverein zu einer Gemeinschaft zusammengeschweißt haben, zeigen, wie wichtig der menschliche Faktor in der Kunst ist. Für ihn sei die Arbeit für die Kunst deshalb auch immer Teamarbeit gewesen, so der Noch-Geschäftsführer. Und dass man sich um die Künstler gekümmert habe, die in Siegen oder Weidenau (Galerie S) ausstellten, sei auch selbstverständlich gewesen. – Auch so entstehen Netzwerke.
Kunstvermittlung ist wichtig
Es gebe keine Ausstellung, die für ihn die ganz besondere war. Er gebe zwar welche, sagt Franz-Josef Weber, an die er sich nicht mehr gut erinnere, aber keine absoluten Ausschläge nach oben oder unten (auch bei den Fahrten nicht). Dabei waren vor allem manche Kunstaktionen schon dazu angetan, die Zuschauer aufzurütteln: Klaus Heids geschreddertes Archiv war sicher damals ungewöhnlich und schüttelte die Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten der Besucher durcheinander. Die Performance vom Matthias Schamp am damals neugebauten RÜB an der City-Galerie war sicher auch für viele keine alltägliche Erfahrung! Ziel war und ist jedenfalls die Vermittlung von Kunst und allem, was sie über „das Leben“ zu sagen hat: mit der Ausstellung überregionaler Kunst und Angeboten für regionale Künstler, die man zwar nicht ausgestellt habe, für die man aber Vernetzungsangebote geschaffen habe (Kunstsommer, etc). Als er 1990 die Geschäftsführung übernommen habe, so Weber, habe er den Vorteil gehabt, dass der 1980 gegründete Kunstverein noch „im Aufbau“ gewesen sei, manche Projekte erst nach und nach entwickelt worden seien, so dass er habe hineinwachsen können.
Jennifer Cierlitza, Absolventin der Uni Siegen, die am 1. Juni seine Nachfolge als Geschäftsführerin antreten wird, will, so sagte sie bei der Pressekonferenz, einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Vermittlung legen, die bestehenden Verbindungen ausbauen, den Kunstverein weiter vernetzen, auch mit der Uni Siegen und anderen. Das hat sie bereits als Leiterin der Jungen Kunstfreunde (des Siegener Museums für Gegenwartskunst) erfolgreich angestoßen. Ihr Augenmerk liegt dabei auch auf den jungen oder jüngeren Noch-nicht- oder Nicht-richtig-Kunstinteressierten, denen mit Ausstellungen von junger Kunst und mit digitalen Angeboten ein leichterer Zugang zum Kunstgeschehen ermöglicht werden soll. Auch sollen die Angebote der digitalen Vermittlung (nicht nur für junge Nutzer) vergrößert werden, damit man weiter über Kunst redet.
Nachfolgerin: Jennifer Cierlitza
Eigentlich wollten Franz-Josef Weber und Jennifer Cierlitza sich gemeinsam mit der Ausstellung „Window Shopping“ von Eva Berendes und Alexandra Leykauf über Raumwahrnehmung und Konsumverhalten verabschieden und vorstellen. Wegen der Corona-Regelungen (und der Renovierung von Haus Seel) muss diese Ausstellung auf Ende des Jahres verschoben werden. Dann geht es weiter.


Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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