"Screenings": Kunstverein präsentiert Kunst coronakonform
Kurz irritiert von Alwin Lay

- In der Schwebe: Alwin Lay aus Köln ist der erste Medienkünstler, den der Kunstverein Siegen im Schau-Fenster von Haus Seel am Siegener Kornmarkt präsentiert. „Roter Teppich“ ist eine Fotografie, „Heckantrieb“ und „BIC-Lucky“ sind kurze Videos, die sich von außen betrachten lassen und mit Erwartungen spielen, Irritation hervorrufen, amüsieren.
- Foto: Kunstverein
- hochgeladen von Regine Wenzel (Redakteurin)
zel Siegen. Starker Auftritt von Alwin Lay: Der Kunstverein Siegen rollt dem Kölner Medienkünstler den roten Teppich aus – und der klebt einen an das Schaufenster der städtischen Galerie Haus Seel. Schau-Fenster muss das eigentlich heißen, denn Jennifer Cierlitza, Geschäftsführerin des Kunstvereins, hat mit „Screenings“ eine neue Ausstellungsreihe ins Leben gerufen, die sich coronakonform betrachten lässt – von außen. In Abstimmung mit dem Vorstand will Cierlitza als Kuratorin den (für Ausstellende vielleicht schwierigen) Raum mit großer Fensterfront hin zum Kornmarkt bespielen (lassen).
zel Siegen. Starker Auftritt von Alwin Lay: Der Kunstverein Siegen rollt dem Kölner Medienkünstler den roten Teppich aus – und der klebt einen an das Schaufenster der städtischen Galerie Haus Seel. Schau-Fenster muss das eigentlich heißen, denn Jennifer Cierlitza, Geschäftsführerin des Kunstvereins, hat mit „Screenings“ eine neue Ausstellungsreihe ins Leben gerufen, die sich coronakonform betrachten lässt – von außen. In Abstimmung mit dem Vorstand will Cierlitza als Kuratorin den (für Ausstellende vielleicht schwierigen) Raum mit großer Fensterfront hin zum Kornmarkt bespielen (lassen).
Medienkunst rund um die Uhr
Versprochen werden aktuelle Positionen zeitgenössischer Kunst von verschiedenen Medienkünstlern, die sich an der frischen Luft, 24/7, also alle Tage rund um die Uhr, betrachten lassen. Das Kultursekretariat Gütersloh und das Kulturbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein fördern die Projektreihe.
In Düsseldorf und Köln studiert
Auf Alwin Lay ist Jennifer Cierlitza im Internet gestoßen, hat dort seine Arbeiten verfolgt und ihn – das war schon länger geplant – jetzt nach Siegen geholt. Der 1984 in Lugosch/Rumänien geborene Medienkünstler studierte an der Kunstakademie Düsseldorf bei Christopher Williams und an der Kunsthochschule für Medien in Köln bei Mischa Kuball, Johannes Wohnsiefer und Christopher Williams. Er hat einige Preise und Stipendien erhalten, 2013 etwa den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler, 2016 das Villa-Aurora-Stipendium (Los Angeles) und kann auf manch eine Ausstellung verweisen, viele in Deutschland (Max Ernst Museum Brühl, Museum Morsbroich Leverkusen, neuer Aachener Kunstverein, Haus der Fotografie/Deichtorhallen Hamburg), aber auch im Ausland.
Mit dem Lackschuh auf dem roten Teppich
In Siegen zeigt er zwei Videoarbeiten und den – laut Cierlitza bislang nur als Fototapete existierenden – „Roten Teppich“, den Lay direkt aufs Schau-Fenster geklebt hat. Zu sehen ist ein Männerbein im feinen Zwirn, der Fuß steckt im Lackschuh, vom roten Teppich spritzt Wasser hoch. Hat der Fuß bereits aufgesetzt, oder tritt er erst noch auf, mittenrein in die Wasserlache? Das bleibt in der Schwebe – und eben diese Irritationen sind es, die Alwin Lay in seinen Arbeiten beabsichtigt: Präzise inszeniert er vermeintlich alltägliche Objekte oder ein Geschehen, das dann genau nicht so kommt wie erwartet. Was wir als so sicher angenommen haben, ist gar nicht so. Das ganze Bild ist auch keine Werbung, dahinter verbirgt sich kein Bekleidungsgeschäft, sondern ein leerer Ausstellungsraum.
Qualmen und Durchdrehen
Lays Video „BIC-Lucky“ ist auch so ein Fall. Da steckt eine Zigarette in einem Feuerzeug, brennt von oben herab ab, aber unten qualmt es. Die ganze Zigarette raucht sich selbst, die Asche fällt nicht ab. Kann das denn sein? Und dass der heckgetriebene blaue Mercedes mit dem Vorderrad so durchdreht? „Avantgarde“ steht auf dem Auto, die dreht sich ja auch um sich selbst, darauf hat Jennifer Cierlitza hingewiesen … Jemand kehrt den Staub weg, und weiter geht’s. „Heckantrieb“ und sein Bruder „BIC-Lucky“ sind drei, vier Minuten lang, laufen in Dauerschleife und können ein Lächeln provozieren.
Beim Haus Seel vorbeigehen
Also: Wer in diesen so absurden wie irritierenden Zeiten die Kunst sucht und sich von ihr zu einem Moment der Kontemplation einladen und sich noch ein bisschen mehr irritieren lassen möchte, der geht am besten – im Wortsinn – beim Haus Seel vorbei. In ca. drei Wochen bereitet der Kunstverein einem oder einer anderen Künstler oder Künstlerin die Bühne.
Autor:Regine Wenzel (Redakteurin) aus Siegen |
Kommentare