TV-Kritik: "Tatort - Das perfekte Verbrechen"
Meret Becker und Mark Waschke blicken in menschliche Abgründe

- Ein belebter Platz mitten in der Stadt, 12 Uhr mittags. Gerade winkt die Studentin Mina Jiang noch ihrer Kommilitonin Luise von Weitem zu, als sie plötzlich tot zusammenbricht. Ein Schuss in den Hinterkopf führt die Kommissare Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) in die historische Mitte Berlins.
- Foto: rbb/die film gmbh/Volker Roloff
- hochgeladen von Alexander W. Weiß (Redakteur)
gmz Berlin. Ganz schön brutal fing er an, der Berliner "Tatort" mit dem Titel "Das perfekte Verbrechen" (Sonntag, 20.20 Uhr, im Ersten). Aufwühlend ging er weiter. Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke) waren diesmal wirklich die unbeirrbaren Ermittler in einem klassischen "Whodunit", die (fast) ohne persönliche Schaukämpfe einfach nur herausfinden wollten, wie es zu dem Mord an der Berliner Studentin Mina Jiang (Yun Huang) kam. Die Zuschauer folgten ihnen Schritt für Schritt bei den Ermittlungen und Irrwegen, denn einfach war da wenig. Die Zuschauer wurden auch Zeugen der Fragen der vier studentischen Mitglieder des Colloquiums, eines Geheimbundes von Top-Juristen, die an den Schalthebeln der Macht von Verwaltung, Wirtschaft und Anwaltschaft sitzen, und die im Verdacht standen, mit dem Mord in Verbindung zu stehen. Der Geheimbund agiert, ohne juristische und politische Kontrolle, nach dem Motto: "Wir bestimmen die Regeln." Auch der Colloquiums-Nachwuchs wollte wissen, ob vielleicht Ben (Anton von Lucke), das fünfte, zukünftige Mitglied, von der Berlin School of Law, aus der sich die Mitglieder rekrutieren, der Mörder war. Lange blieb unklar, ob Ben vielleicht nur ein Bauernopfer ist und ob jemand dem Colloquium schaden will. Rubin und Karow tappten wie die Zuschauer im Dunkeln, ermittelten aber konsequent und kreativ weiter. Und kamen hinter die komplexe Motivlage, die, offengelegt, dann doch wieder ganz simpel war. Der Krimi war ausgesprochen spannend gemacht. Die gesellschaftlichen Fragen danach, wer wie an die Schaltstellen der Macht kommt, mussten natürlich unbeantwortet bleiben. Deshalb, und nicht nur wegen der Brutalität zu Beginn, verstörte dieser "Tatort". Er zeigte, dass oft genug diejenigen, die das Narrativ einer Problemstellung "beherrschen", die Lösung bestimmen. Aber die ist nicht immer die beste ...
Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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