"Der Mond ist aufgegangen" und "Freude schöner Götterfunken"
Mit Musik der Corona-Krise trotzen

- "Der Mond ist aufgegangen ..." - das Lied mit dem tröstlichen Text von Matthias Claudius soll Menschen (auch) in Krisen-Zeiten Hoffnung machen.
- Foto: privat
- hochgeladen von Claudia Irle-Utsch (Redakteurin)
ciu Siegen. Die Evangelische Kirche in Deutschland lädt schon seit ein paar Tagen abends um 19 Uhr dazu ein, gemeinsam „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen oder zu musizieren – jeder und jede auf seinem Balkon, am Fenster oder im Garten. Weil Musizieren verbindet und gut tut. Dieses starke Zeichen der Ermutigung haben in der Corona-Krise zunächst die Menschen in Italien gesetzt, vielerorts folgen inzwischen Initiativen diesem Vorbild. So wurde am Sonntag (22. März) - auch mit Unterstützung des Volksmusikerbunds NRW - dazu aufgerufen, um 18 Uhr bei einem Flashmob vom heimischen Balkon oder Fenster aus mitzumachen.
Erster Beitrag kommt aus Gosenbach
Die elfjährige Tiana Kretzer aus Gosenbach war eine der Ersten, die der SZ ein Video von ihrem musikalischen Beitrag sandte. Sie spielte das "Freude schöner Götterfunken" aus Beethovens "Ode an die Freude" als ihr ganz persönliches Signal von Solidarität vom Balkon aus auf dem Saxophon.
Tiana besucht die 6er Bläserklasse des Gymnasiums Auf der Morgenröthe in Niederschelden; unterrichtet wird sie dort von Klaus Panten von der Fritz-Busch-Musikschule Siegen.
"Alle Menschen werden Brüder"
Bei „Freude schöner Götterfunken“, der europäischen Hymne, könnten alle dabei sein – mit Instrument oder ohne. Wer Noten braucht findet sie hier. Wer kein Instrument spielt, kann auch mitsingen. Das sind die Zeilen, die (je nach Lust und Laune) angestimmt werden können.
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Text von Friedrich Schiller
"An die Freude" ist eines der berühmtesten Gedichte von Friedrich Schiller. Es entstand im Sommer 1785 und wurde unter anderem von Ludwig van Beethoven im 4. Satz seiner 9. Sinfonie, der letzten vollendeten Sinfonie des berühmten Komponisten, vertont. 2020 ist Beethoven-Jahr - gefeiert wird der 250. Geburtstag. Ludwig van Beethoven kam 1770 in Bonn zur Welt, er starb im Jahr 1827 in Wien.
Freiheit, Frieden, Solidarität
1972 erklärte der Europarat Beethovens „Ode an die Freude“ zu seiner Hymne. 1985 wurde sie von den EU-Staats- und ‑Regierungschefs als offizielle Hymne der Europäischen Union angenommen. Als Hmyne erklingt sie ohne Worte. Allein in der universellen Sprache der Musik will sie die europäischen Werte zum Ausdruck bringen: Freiheit, Frieden und Solidarität. Die Hymne erklingt bei offiziellen Feierlichkeiten unter Beteiligung der Europäischen Union und üblicherweise bei allen Arten von Veranstaltungen mit europäischem Charakter.
"Der Mond ist aufgegangen"
Wer nach dem 18-Uhr-Flashmob mit "Freude, schöner Götterfunken" Lust am gemeinsamen Musizieren hat, kann um 19 Uhr den musikalischen Abend mit "Der Mond ist aufgegangen" fortsetzen. Um 20.30 Uhr geht es vielerorts klangvoll weiter: Die Glocken vieler evangelischer und katholischer Kirchenladen ein zum persönlichen Gebet in einer großen, wenn auch räumlich getrennten, Gemeinschaft.
Autor:Claudia Irle-Utsch (Redakteurin) aus Siegen |
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