Ev. Christuskirche im Stadtzentrum von Altenkirchen wird zur Konzertkirche umgestaltet
Neue akustische Glaubensräume

- Pfr. i. R. Werner Jung (l.) und Presbyter Martin Schmid-Leibrock freuen sich darauf, dass die ev. Christuskirche in der Altenkirchener Stadtmitte zu einer Konzertkirche erweitert wird.
- Foto: Peter Barden
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pebe - Das mit EU-Mitteln unterstützte Projekt soll die Christuskirche in Altenkirchen mehr in die Gesellschaft hinein öffnen.
pebe Altenkirchen. Noch schweigt sie. Gezwungenermaßen. Dabei könnte sie ganz ordentlich loslegen mit ihren 2400 Pfeifen, 33 Registern, drei Manualen und dem Pedalwerk. Aber seit dem Sommer 2018 ist die auffällige Walcker-Orgel der ev. Christuskirche im Zentrum von Altenkirchen stillgelegt. Aus Brandschutzgründen, berichten Pfr. i. R. Werner Jung und Presbyter Martin Schmid-Leibrock der SZ, sei das nötig gewesen, in Absprache mit dem Orgelsachverständigen der Ev. Kirche im Rheinland, der diesen Schritt „dringend empfohlen habe“.
pebe - Das mit EU-Mitteln unterstützte Projekt soll die Christuskirche in Altenkirchen mehr in die Gesellschaft hinein öffnen.
pebe Altenkirchen. Noch schweigt sie. Gezwungenermaßen. Dabei könnte sie ganz ordentlich loslegen mit ihren 2400 Pfeifen, 33 Registern, drei Manualen und dem Pedalwerk. Aber seit dem Sommer 2018 ist die auffällige Walcker-Orgel der ev. Christuskirche im Zentrum von Altenkirchen stillgelegt. Aus Brandschutzgründen, berichten Pfr. i. R. Werner Jung und Presbyter Martin Schmid-Leibrock der SZ, sei das nötig gewesen, in Absprache mit dem Orgelsachverständigen der Ev. Kirche im Rheinland, der diesen Schritt „dringend empfohlen habe“. Die Kirche selbst wurde an der Stelle mehrerer Vorgängerbauten zu Beginn der 50er-Jahre dort errichtet, wo früher die Schlosskapelle lag, das Instrument stammt aus dem Jahr 1955.
Ein Einschnitt ins Leben der Gemeinde, die nun ohne die große Orgel, deren Rückpositiv statt direkt vor dem Spieltisch auffällig an der Brüstung der Empore sitzt, auskommen muss. „Die Kirche ist aber immer schon von Chören und Musikensembles genutzt worden“, sagt Werner Jung, die gerne die angenehm „trockene“, also nicht so hallige Akustik des Sakralbaus nutzten. So sei die Idee entstanden, die Ausnahmezeit zu einer Chance für Kirche, Orgel und Kultur werden zu lassen, die Orgel zu ertüchtigen und die Kirche noch mehr zu „öffnen“ für die Musik und andere Kulturformen: die Christuskirche als Konzertkirche!
Was tun mit der Orgel?
Das habe „lebhafte Diskussionen“ um Sinn oder Unsinn des dann notwendigen Geldeinsatzes im Presbyterium verursacht, erzählt Martin Schmid-Leibrock, der selbst ehrenamtlich kirchenmusikalisch tätig ist. Herausgekommen sei der Gedanke, EU-Mittel für die regionale Förderung in Anspruch zu nehmen.
Was tun mit der Kirche?
Ein Jahr lang erarbeiteten die Verantwortlichen, in enger Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis und der Wirtschaftsförderung des Kreises Altenkirchen, ein Konzept, das nicht nur die Ertüchtigung der Orgel betraf, sondern die ganze Kirche im Blick hatte: So soll ein Beamer konzertantes Geschehen für das ganze Publikum auf einer Leinwand an der Seite des Altarraums sichtbar machen – „wir haben ja keinen ansteigenden Zuschauerraum in der Kirche“.
Auch die Orgel wird mobil: Ein zweiter Spieltisch macht es möglich. Ein großer Vorteil für die Organist/-innen, die nun im direkten Kontakt zu anderen Musikern stehen können und so auch fürs Publikum sichtbar werden. Mikrofone und eine Beschallungsanlage im Außenbereich sollen das Geschehen drinnen auch nach draußen bringen, selbst eine Bespielbarkeit vom Schlossplatz aus werde möglich. Diese Aspekte sind Schmid-Leibrock und Jung ganz wichtig: „Kirchenmusik spielt eine wesentliche Rolle für die Verkündigung, sie ist partizipatorisch und nicht belehrend“, sagt Schmid-Leibrock. Zudem könne sie die Menschen auf einer ganz anderen Ebene berühren, eine Sehnsucht offenhalten und akustische Glaubenräume öffnen, sagt Werner Jung. Mit der Neuausrichtung der Orgel spielten die Musizierenden zudem auch nicht mehr „oben, im Jenseits“, sondern „bodenständig“ im Angesicht der Kirchengäste.
Die Konzeptionierung der Konzertkirche sieht vor, dass die Orgel um ein 16-Fuß-Register (Prinzipal) erweitert wird, zudem soll eine Setzer-Anlage installiert werden, die eine Programmierung der Registrierung eines ganzen Konzerts ermöglicht und so die Organist/-innen entlastet. Vorgesehen sind auch ein E-Piano und ein elektronisches Schlagzeug sowie ein ausgeklügeltes Lichtkonzept, das die Kirche auch für Kulturformen wie Theater oder Kabarett öffne. „Aber die Primärfunktion des Gottesdienstraums bleibt“, betonen die beiden. Es sei indes gewollt, dass die Kirche sich auf diese Weise öffne: „Wir haben Kirche nicht für uns“, sagt Schmidt–Leibrock einfach, „sie soll in die Gesellschaft hineinwirken.“
Neues Konzept hat viele Menschen im Blick
Jung hat auch noch andere, pädagogische Ziele im Sinn: Schulklassen z. B. könnten Orgelführungen bekommen, alle Gewerke, die beim Orgelbau vorkommen – vom Metallbauer bis zum IT-Techniker – könnten in den entsprechenden Ausbildungen das Instrument Orgel (Orgelbau und Orgelspiel sind mittlerweile Weltkulturerbe) kennenlernen. An Weihnachten könnte die Walcker-Orgel – dann frisch intoniert von der Remagener Orgelbaufirma Siegfried Merten – wieder erklingen, der zweite Spieltisch soll im Frühjahr 2021 dazukommen.
Ohne vielfältige Hilfe von Behörden und Förderinstitutionen (außer den genannten) wäre dieser Schritt in eine neue Zukunft gar nicht möglich, betonen die beiden. Das Entwicklungsprogramm EULLE (Leader-Förderung) des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums und die ADD Trier haben Mittel des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums bereitgestellt, um so diese Idee anteilig zu fördern. Zu stemmen sein wird schließlich eine Gesamtsumme von etwa 240 000 Euro, die die Kirchengemeinde keinesfalls allein hätte aufbringen können.


Autor:Peter Barden (Redakteur) aus Siegen |
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