Filmprojektor mit Vergangenheit
Viele Geschichten "abgespult"

- Martin Horne an der "Ernemann X“. Der alte analoge Filmprojektor, der bis 2012 beim Open-Air-Kino im Einsatz war, wartet auf einen neuen Besitzer.
- Foto: Peter Barden
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pebe Siegen. Leider ist sie heute komplett von der Rolle. Endgültig abgedreht. Steht verloren, wenn auch immer noch beachtlich kompakt und matt glänzend im Halbdämmer der Lagerhalle. Stumm eingeklemmt zwischen die Bestuhlung des Open-Air-Kinos, die Bühnentische und ein altes Modell vom Oberen Schloss, das noch aus NRW-Tag-Zeiten stammt. Aber auch eingesponnen in alte Geschichten, wie Martin Horne von Kultur-Siegen sagt. Er hat die Tür zur Lagerhalle der städtischen Abteilung aufgeschlossen und blickt auf ein Universum aus Gewesenem, Erinnerbarem. Und eben auch auf sie.
"Ernemann X" aus alten Zeiten„Sie“ – das ist eine „Zeiss Ikon Ernemann X“, in komplettanalogen Zeiten mal ein topmoderner Filmprojektor auf dem Markt. Auf etwa 60 Jahre schätzt Horne das Alter des Geräts.
pebe Siegen. Leider ist sie heute komplett von der Rolle. Endgültig abgedreht. Steht verloren, wenn auch immer noch beachtlich kompakt und matt glänzend im Halbdämmer der Lagerhalle. Stumm eingeklemmt zwischen die Bestuhlung des Open-Air-Kinos, die Bühnentische und ein altes Modell vom Oberen Schloss, das noch aus NRW-Tag-Zeiten stammt. Aber auch eingesponnen in alte Geschichten, wie Martin Horne von Kultur-Siegen sagt. Er hat die Tür zur Lagerhalle der städtischen Abteilung aufgeschlossen und blickt auf ein Universum aus Gewesenem, Erinnerbarem. Und eben auch auf sie.
"Ernemann X" aus alten Zeiten
„Sie“ – das ist eine „Zeiss Ikon Ernemann X“, in komplettanalogen Zeiten mal ein topmoderner Filmprojektor auf dem Markt. Auf etwa 60 Jahre schätzt Horne das Alter des Geräts. Jetzt, im durchdigitalisierten Filmuniversum, hat es ausgedient, und die Stadt sucht einen Sammler, Liebhaber, Kinofreak oder Technikkenner, der das Gerät nähme – „wir wollen es gern verschenken“, sagt Horne. Die Abholung müssten Interessenten allerdings selbst organisieren.
2003 angeschafft
„Wir haben den Projektor seinerzeit gebraucht im bayerischen Rosenheim gekauft“, fährt er fort, der das sommerliche Event-Kino begleitet und organisiert. „Als wir ihn fürs Open-Air-Kino – damals noch am Unteren Schloss – bekamen, da war der Projektor sicherlich schon gut 20 Jahre für Open-Air-Kinoveranstaltungen in Gebrauch.“ Das war 2003, und die „Ernemann X“ tat lange tapfer und analog ihren Dienst, projizierte ganz unpsychologisch schöne, anrührende, begeisternde, spannende, tiefgründige Geschichten in die Welt und auf die Leinwand – und entführte damit viele Menschen in andere Welten.
Allen Witterungen getrotzt
Abenteuerlich sei die Arbeit mit dem Filmprojektor schon gewesen, meint er. Untergestellt im Lager, habe man das über zwei Meter hohe und mehrere Zentner schwere Gerät zur Freiluft-Kinosaison in einen Übersee-Container geladen und dann zum Unteren Schloss gefahren. Dort habe Filmvorführer Erich Langenbach vom Viktoria-Kino in Dahlbruch die Maschine ausgerichtet und die Lampe eingebaut. Etliche angelernte Filmvorführer taten in den Jahren Dienst, um den Freiluftspaß zu ermöglichen.
Alle Witterungen habe sie ausgehalten, nickt Horne, „einmal haben wir im August sogar bei 3 Grad Celsius ,Good Will Hunting’ vorgeführt.“ Und dann schwärmt er noch ein wenig von den Kino-Erlebnissen zu Projektorzeiten und erinnert sich an viele Filme – „ich gucke mir fast alle Filme, die ich zeige, vorher an“.
2012 kam die „Ernemann X“ letztmals zum Einsatz, dann war Schluss. Denn da war die Kino-Digitalisierung im Gange und die alte Form der Filmvorführung fast schon Nostalgie. Als er zum letzten Mal die Rollen nach Düsseldorf zum Filmlogistiker zurückbrachte, "da habe ich mich fast gewundert, dass das Lager so klein geworden war“. – Festplatten brauchen halt wenig Platz.
Sogar Projektor-Öl ist noch vorhanden
Seither schlummert der Projektor im Lager vor sich hin und träumt vielleicht von strahlenden Zeiten. Es seien durchaus noch Ersatzteile für das Gerät zu bekommen, meint Horne auf Nachfrage. Mit dabei sei übrigens auch eine Vorrichtung zum „Auf- und Abakten“, also zum Vor- und Nachbereiten der einzelnen Spulen. Ebenfalls vorhanden: ein Vorschaltgerät, ein Gleichrichter – ein „Kaventsmann“ von 300 Kilo. Horne lacht und deutet auf Flaschen auf einem Kistenstapel: „Stell dir vor, wir haben sogar noch einige Flaschen Projektor-Öl.“
Wer sich für die "Ernemann X“ samt Zubehör interessiert, kann sich mit der Kulturabteilung der Stadt Siegen in Verbindung setzen. – Wer weiß, wo das „Schätzchen" noch einmal zum Einsatz kommt? Die Kulturredaktion der Siegener Zeitung würde sich jedenfalls sehr freuen, davon zu hören!
Autor:Peter Barden (Redakteur) aus Siegen |
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