Chöre, Musikvereine und Dirigenten stecken in schwieriger Lage
Wer zahlt die Musik?

- Chorleiter Maurizio Quaremba (r., hier mit seinem Chor Westfalia Rhode) hat festgestellt, dass die „Sehnsucht nach Singen“ die Sängerinnen und Sänger zu besonderen Leistungen anspornt und in den Monaten, als mit Abstand geprobt werden durfte, gute Ergebnisse erzielt wurden.
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gmz Siegen. Der erneute Lockdown stellt Chöre, Musikvereine, Orchester und ihre Dirigenten vor enorme Probleme. Nicht nur die „Profis“, sondern auch die ambitionierte Laienszene. Wie Christian Wulff, Präsident des Deutschen Chorverbands, in einem Interview sagt, sind den Chören seit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr praktisch alle Einnahmequellen (außer den Mitgliedsbeiträgen) weggebrochen: Konzerte und damit auch der Getränke-, Kuchen- oder Würstchenverkauf, der eine wichtige Einnahmequelle darstellt, sowie Auftritte bei Schützen- oder anderen Festen.
gmz Siegen. Der erneute Lockdown stellt Chöre, Musikvereine, Orchester und ihre Dirigenten vor enorme Probleme. Nicht nur die „Profis“, sondern auch die ambitionierte Laienszene. Wie Christian Wulff, Präsident des Deutschen Chorverbands, in einem Interview sagt, sind den Chören seit Beginn des ersten Lockdowns im Frühjahr praktisch alle Einnahmequellen (außer den Mitgliedsbeiträgen) weggebrochen: Konzerte und damit auch der Getränke-, Kuchen- oder Würstchenverkauf, der eine wichtige Einnahmequelle darstellt, sowie Auftritte bei Schützen- oder anderen Festen.
Die Kulturredaktion der SZ fragte bei einigen Betroffenen nach, wie sie mit dem Problem der Kontaktlosigkeit, den Dirigenten-Honoraren und anderen laufenden Kosten umgehen und versuchen, gleichzeitig die Mitglieder bei der Stange zu halten.
„Chöre und Dirigenten sind gleichermaßen getroffen“, sagt Maurizio Quaremba (Maksi-Musikakademie und Chorleiter, u. a. Chorgemeinschaft Kreuztal 1851) im Gespräch mit der SZ. Er habe festgestellt, dass die Sängerinnen und Sänger seiner Chöre im Sommer, als endlich wieder (unter Auflagen) geprobt werden durfte, sehr motiviert gewesen seien.
Quaremba: Probenzeit im Sommer effektiv genutzt
Die Registerproben seien äußerst effektiv gewesen, man sei gut vorangekommen, habe richtig gut arbeiten können. Mit allen Chören habe er die Chance genutzt, ohne Zeitdruck (also ohne den nächsten Konzerttermin im Blick zu haben) und entspannt das Repertoire zu erweitern, auch mit vielleicht für den jeweiligen Chor ungewöhnlicheren Liedern. Die Chorgemeinschaft Kreuztal z. B. hat dreistimmige Volkslieder vorbereitet. Und die nächste Opern- und Operettengala für den Herbst 2021 ist auch schon „gebongt“. Die neuen Lieder haben die Chöre dann „drauf“, wenn es hoffentlich im Frühjahr 2021 wieder losgeht. „Wir haben die Zeit gut genutzt“, sagt Quaremba und hofft, den „neuen Schwung“ im Frühjahr mitnehmen zu können. Diese Zeit des „ruhigen Arbeitens im Sommer, als kleine Proben erlaubt waren, sei eine hervorragende Motivation für die Sängerinnen und Sänger gewesen, die alle nicht nur darunter litten, nicht singen zu können, sondern auch darunter, dass praktisch alle sozialen Chorkontakte weggefallen sind.
Groos: Halten Kontakt zu Mitgliedern
Hubert Robert Groos, Präsident des Netphener Gesangvereins (NGV) mit seinen drei Chören (Männer- und Frauenchor sowie Fun4Voices) bestätigt diesen Eindruck, dass der soziale Kontakt den Sängern fehle. Der Vorstand des NGV habe z. B. Mitglieder zu Geburtstagen und sonstigen Anlässen angerufen, um deutlich zu machen: „Der Verein denkt an euch!“ Dass es sicher auch Sängerinnen und Sänger gibt, die weder mit den Registerproben auf Distanz noch mit den online-Proben, die manche Chöre angeboten haben, nicht zurechtkommen, ist klar. Aber die meisten werden weitermachen. Die „Sehnsucht nach Singen“ (Quaremba) sei doch groß.
Bruch: Bei Problemen - sprecht miteinander!
Allerdings weiß Gert Bruch als Vorsitzender des Chorverbands (CV) Siegerland, dass einige Chöre den Corona-Lockdown nicht überleben werden. Die Maßnahmen hätten dann allerdings nur die bestehenden Probleme verschärft (hohes Alter der Sänger, geringe Anzahl) und die vermutlich ohnehin bevorstehende Schließung vorgezogen. „Im .Juni 2021 werden wir sehen, wie viele Chöre überlebt haben“, sagt Bruch.
Und wie schaffen die Chöre oder Musikvereine es, die Honorare der Chorleiter aufzubringen, wenn keine Einnahmen reinkommen? Gert Bruch sagt, er appelliere immer wieder an die Vorstände der Chöre, bei Problemen auf die Dirigenten zuzugehen. Hubert Robert Groos sagt im Gespräch mit der SZ, dass sich der NGV mit den Chorleitern geeinigt habe. Chorleiter Maurizio Quaremba erläutert ergänzend, dass er mit seinen Chören u. a. vereinbart habe, dass er die Teile seines Honorars, für die er in diesem Jahr keine Gegenleistung erbringen könne, im kommenden mit Sonderaufgaben verrechne (Konzerte, Sonderproben, etc.). So ist beiden Seiten geholfen …
Wilder-Fehl: Im Frühjahr hat Stadt Miete erlassen
Sarah Wilder-Fehl vom Stadtorchester Hilchenbach erläutert, dass die Stadt Hilchenbach allen Vereinen in der Zeit des ersten Lockdowns die Miete für die nicht genutzten Probenräume erlassen habe, was die Vereinskasse, aus der ja auch die Versicherungen und Beiträge in Dachverbänden bezahlt werden, auch entlastet habe. Trotzdem bleiben die Finanzen der Vereine (und damit auch die Honorare der Chorleiter, die zwar nicht alle, aber zum Teil doch) hauptberuflich als Chor- oder Musikvereinsleiter arbeiten, ein Problem: Wenn ein Verein ein gewisses finanzielles Polster habe, könne er ein Jahr überstehen, vielleicht gerade noch ein zweites ohne Einnahmen, aber dann gehe es an die Substanz, fasst Hubert Robert Groos die Lage zusammen. Die Dachverbände stellen zwar Hilfen zur Verfügung, aber wer wieviel wann erhält, ist nicht immer sicher …
Was bleibt also? Hoffen auf eine Besserung im kommenden Frühjahr oder wenigstens im Sommer!
Autor:Dr. Gunhild Müller-Zimmermann (Redakteurin) aus Siegen |
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