Als Minderheit heute anerkannt
Roman Franz sprach über die Geschichte der Sinti und Roma
sz Siegen. Im Rahmenprogramm zu der noch bis zum 17. Januar laufenden Dokumentation »Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma« im Kreishaus Siegen sprach jetzt Roman Franz jun. im Aktiven Museum Südwestfalen. Franz ist Vorstandsmitglied des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma in Düsseldorf. Er referierte in groben Zügen die Geschichte seines Volkes als eine Geschichte von Verfolgung und Unterdrückung. Dabei hätten sich über Jahrhunderte Strategien des Ausweichens und der Anpassung entwickelt.
Während die Sinti seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts in Mitteleuropa auftreten, haben sich die Roma, vom Balkan kommend, erst seit rund 150 Jahren in Deutschland und den Nachbarstaaten niedergelassen. Beide Gruppen seien inzwischen zu fast 100 Prozent fest ansässig. Sie gingen bürgerlichen Berufen nach und gehörten mehrheitlich dem katholischen Glauben an. Roman Franz stellte allerdings fest, dass sich bis heute in der Bevölkerung das Klischee vom »fahrenden Volk« halte. Alte Vorurteile seien längst noch nicht überwunden.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie als »Zigeuner« und »Zigeunermischlinge« vom Staat diskriminiert, ihre angebliche Minderwertigkeit – wie auch die des jüdischen Volkes – amtlich festgestellt und »wissenschaftlich« belegt. Auf Grund eines Erlasses vom 16. Dezember 1942 wurden Tausende nach Auschwitz deportiert. Rund 500000 europäische Sinti und Roma starben in den Vernichtungslagern und bei Massentötungen von Wehrmacht, Polizeiverbänden und SS.
Aus dieser Vergangenheit leitete Roman Franz für sich die Verpflichtung ab, die Erinnerung an diese Verbrechen wach zu halten und die junge Generation darüber zu informieren, was damals geschah. Er zeigte sich zufrieden darüber, dass die deutschen Sinti und Roma heute neben Friesen, Dänen und Sorben als nationale Minderheit anerkannt sind. Wenn es auch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch einige Zeit gedauert habe, bis sich in allen Behörden der Bundesrepu-blik herumgesprochen habe, dass es sich bei seinem Volk um gleichberechtigte deutsche Bürgerinnen und Bürger handele, sei er nun optimistisch: »Wir sind eine anerkannte deutsche Minderheit von 80000 Menschen, selbstbewusst und stolz.«
Grund für diese Anerkennung sei auch die seit mehr als 20 Jahren andauernde rege Informations- und Bildungstätigkeit des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg. Das belege die Ausstellung, die über sechs Wochen im Kreishaus von Siegen von zahlreichen Schulklassen besucht worden sei. Im Anschluss an das Referat schlossen sich zahlreiche Fragen aus der Zuhörerschaft an. Sie bezogen sich vor allem auf kulturelle Eigenheiten von Sinti und Roma, deren Sprache, das Romanes, sowie die engen Familienbindungen.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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