Artenschutz-Konflikt auf Baustelle

- Glockenhell ertönen die Stimmchen der Geburtshelferkröten, die im Gewerbegebiet nach Partnern suchen. Sieben Exemplare sammelte das Umweltamt 2016 auf und siedelte sie um. Amphibienschützer fanden am Montag und Dienstag weitere elf. Fotos: Dirk Manderbach Rita Lospaloto hat ein Glöckchen gehört. Die dazugehörige Geburtshelferkröte sitzt im steinigen Hang an der Baustelle, einem idealen Biotop für diese Amphibien.
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Während Erdkröte, Grasfrosch und Co. einfach „nur“ geschützt sind, spielt die Geburtshelferkröte artenschutztechnisch in der Champions League der Kröten. Keiner einzigen Geburtshelferkröte darf im Leimbachtal eine Warze gekrümmt werden. Was in diesem Fall, im Gewerbegebiet Oberes Leimbachtal, zurzeit ziemlich problematisch werden könnte. Die Kröten haben sich für ihre Partnersuche nämlich eine erschlossene Fläche im Gewerbegebiet ausgesucht, auf der zurzeit Bagger rollen und Fundamente betoniert werden.Zur Krötensaison 2015 legte die Stadt Siegen, die hier federführend ist, 16 handelsübliche Schaltafeln auf die Erde, um die darunter Schutz suchenden Kröten aufzusammeln. Am Jahresende konnten so sieben der seltenen Tiere dingfest gemacht und gerettet werden. Die Amphibienfreunde Leimbachtal rund um Rita Lospaloto, Angelika Wied und Marion Haas waren aber noch nicht restlos zufrieden, witterten neues Ungemach im Frühjahr 2016. Mit Recht, denn kaum stiegen vor ein paar Tagen die Temperaturen, läuteten erneut die Hochzeitsglocken der Kröten im Leimbachtal - und zwar just auf der Fläche, auf der die Bauarbeiten begonnen haben.
Und zwar, obwohl das Umweltamt den besorgten Naturschützern noch im Februar schriftlich zugesichert hatte: „Wie Sie wissen, handelt es sich hier um ein rechtskräftiges Gewerbegebiet der Stadt Siegen.“ Die Flächen seien aus einer Inertstoffdeponie entwickelt und mit Felsschotter aufgefüllt worden und stellten heute Bauplätze dar. Das Umweltamt: „Die von der Stadt Siegen vor Ort eingerichtete Absperreinrichtung für die Kröten zeigt deutlich, dass das Gewerbegebiet kein Lebensraum für die Geburtshelferkröte ist und auch nicht sein soll.“ Ups, das müssen die Lurche, blind vor Liebe, wohl übersehen haben.
„Einsammeln und umsetzen, das ist sinnführend“, antwortet die Kreisverwaltung auf Nachfrage der SZ. Der gleichen Ansicht ist das Umweltamt, das sich vor Ort mit dem Grundstückseigentümer treffen will. Gemeinsam soll so der Artenschutz-Konflikt gelöst werden.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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