Begegnung in der Lutherstadt
Adolf und Maria Korn feiern ihr diamantenes Ehejubiläum
juwi Siegen. Ihre diamantene Hochzeit können morgen Adolf und Maria Korn geb. Pintar in der Wittgensteiner Straße 116 begehen. Die Wege bis zum ersten Treffen in Wittenberg waren verschlungen, denn die Heimat der Beiden liegt ganz woanders. Die 80-jährige Jubilarin wurde im kroatischen Zagreb geboren. Von dort aus hatte sie sich Anfang der 40er Jahre mit einem Schwung arbeitswilliger junger Leute in Richtung Lutherstadt begeben, um in einer Wäscherei zu arbeiten.
Auch den jetzt 84-Jährigen hatte die Arbeitslosigkeit aus dem Glatzer Bergland in Schlesien zum Weggang bewogen. Gemeinsam mit dem Bruder fasste er einen spontanen Entschluss: »Am Ostermontag haben wir die Fahrräder geölt und sind einfach losgefahren.« Die Mühe sollte sich lohnen: Schnell fand sich Arbeit bei der Bahnmeisterei Wittenberg. 1941 kam es zu einem ersten Zusammentreffen mit seiner zukünftigen Frau: Auf einem Spaziergang mit einem Arbeitskollegen schlenderte sie ihm mit einer Freundin entgegen. Erste Kontakte wurden geknüpft. Bald darauf erkrankte Maria Korns Mutter und war im fernen Zagreb auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen. Zeiten der Trennung können auch klären: Als Maria nach einem Vierteljahr zurückkehrte, wurde sich gleich verlobt. Ein Jahr später fand die Hochzeit statt. Gar nicht so einfach in Nazizeiten: Bis ins fünfte Glied musste die Herkunft der ausländischen Braut belegt werden. Für den Dolmetscher der Unterlagen ging ein Monatslohn drauf.
Die Tage in Wittenberg waren gezählt. Die Reichsbahn versetzte den Frischvermählten nach Bischofshofen, wo er in einer Brückenschlosserei tätig war. Bald schon wurde er allerdings zum Kriegsdienst eingezogen und geriet später in französische Gefangenschaft. Maria Korn hielt sich währenddessen in Schlesien bei der Familie ihres Mannes auf. Dort wurde auch der erste Sohn geboren. Erst mit dreieinhalb Jahre sollte er seinen Vater zu Gesicht bekommen, Schicksal eines Krieges. Von den vielen Briefen, die Adolf Korn im Lager verfasste, erreichte nur ein einziger die junge Mutter. Ein Lebenszeichen nach langem Warten, noch heute in Ehren gehalten.
Das Wiedersehen fand Pfingsten 1946 in Bremen statt. Dorthin war Maria Korn mit dem kleinen Albert geflohen und verdiente sich ein paar Mark zum Lebensunterhalt. Die restliche Familie war im Siegener Auffanglager angekommen und überredete Sohn und Schwiegertochter, ebenfalls in Richtung Süden umzuziehen. »Soll ich eine Weltreise machen, wenn ich meinen Enkel sehen will?«, lautete ein schlagkkräftiges Argument des Vaters.
So kam das Jubelpaar ins Siegerland, wo drei weitere Söhne geboren wurden. Inzwischen sind vier Enkel und drei Urenkel hinzugekommen. 18 Jahre war die Kaserne auf dem Fischbacherberg das Zuhause, bis sich 1966 eine passende Wohnung auf dem Giersberg fand. Ihre Freizeit verbrachte das Ehepaar am liebsten im Schrebergarten, den es erst vor einem Jahr wegen einer Erkrankung der Jubilarin aufgeben musste. Inzwischen geht es ihr wieder besser, so dass sich alle unbeschwert auf den großen Ehrentag freuen können.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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