„Bereiten uns auf Tag X vor“
wette Siegen. Alle vom Fach unter einem Dach – mit diesen Worten kann der 25. Bundeskongress Rettungsdienst umschrieben werden, der auch heute noch in und vor der Siegerlandhalle stattfindet. Rund 1500 Teilnehmer, darunter Ärzte sowie Vertreter von Feuerwehren und Rettungsdiensten aus ganz Deutschland, hatten bereits gestern über Ängste und Sorgen der Rettungskräfte referiert und diskutiert. Zentrales Thema der zahlreichen Vorträge war unter anderem die Ausschreibung der Rettungsdienste.
„In der Vergangenheit ist im Rettungsdienst sehr viel ehrenamtlich gearbeitet und gefahren worden“, sagte Frank Flake als Redaktionsmitglied der Fachzeitschrift Rettungsdienst. In den zurückliegenden 20 Jahren aber habe sich die Notfallmedizin enorm weiterentwickelt, so dass es hinsichtlich des heutigen Fachwissens schwierig sei, sich diese Qualifikationen nebenbei anzueignen: „Wir wollen weiter das Ehrenamt, aber unter anderen Voraussetzungen.“ Zudem plädierte Frank Flake „für eine anständige duale dreijährige Ausbildung“ der Rettungsassistenten. Gerade was die Ausschreibung des Rettungsdienstes nach EU-Richtlinien betreffe, werde hierbei häufig mit dem Faktor Ehrenamt gepokert: „Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter kostet weniger als ein hauptberuflicher“, spielte Frank Flake auf die Möglichkeit an, dann im Wettbewerb dank geringerer Personalkosten auch preisgünstigere Angebote abgeben zu können. „Diese Ausschreibungen sind ein brandheißes Thema“, ergänzte Promedica-Geschäftsführer Ingo Lender. Regionen, in denen bereits Leistungen der Rettungsdienste zur Ausschreibung gekommen seien, hätten zwar gezeigt, dass diese Wettbewerbsstrukturen nicht zwangsläufig schaden. Aber: „Es kann nicht sein, dass es nur um billig, billig, billig geht, und der günstigste Anbieter den Zuschlag bekommt.“ Ingo Lender appellierte, hohe Qualität und Zuverlässigkeit in den Mittelpunkt zu stellen und keine sinkenden Gehälter, um sich so – dem Lohndumping sei gedankt – in der Wettbewerbslandschaft besser positionieren zu können. „Wettbewerb ja – aber bitte nicht über Qualität und Geld“, fasste Ludger Kossendey, Initiator des 1980 erstmals ausgerichteten Bundeskongresses, zusammen. Ein weiteres Thema war gestern der Notärztemangel in Deutschland. „In Siegen-Wittgenstein leben wir noch in paradiesischen Zuständen“, freute sich Rüdiger Schmidt, Leiter des DRK-Rettungsdienstes, zumindest darüber, dass im Kreisgebiet immerhin neun Rettungswachen besetzt sind. „Aber so langsam wird es eng bei der Besetzung der Notarztdienste.“ Seit fünf Monaten müssten externe Ärzte herangezogen werden, um bestehende Löcher zu stopfen. Das DRK selbst sieht Rüdiger Schmidt in einem möglichen Ausschreibungsverfahren gut aufgestellt: „Wir sind dabei, uns auf den Tag X vorzubereiten.“
Ziel des Bundeskongresses ist es, für ein besseres Miteinander unter den jeweiligen Rettungsdiensten zu sorgen und ein Zusammenarbeiten zu optimieren.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
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