Brückenbau verzögert sich

- Aktuell werden Bohrlöcher in den Baugrund getrieben, damit der mittlere von fünf Brückenpfeilern der Talbrücke Rinsdorf auf sicherem Boden steht. Foto: kalle
- hochgeladen von Archiv-Artikel Siegener Zeitung
kalle
Als die Bauarbeiter im vergangenen Herbst merkten, dass die über 10 Meter tiefe Baugrube für den mittleren Pfeiler der neuen A-45-Autobahnbrücke Rälsbach bei Rinsdorf nicht auf stabilen Fels stehen wird, starteten die Ingenieure den Wettbewerb um die beste Idee, wie man mit der unerwarteten Situation umgehen soll: „Unsere Bodengutachten, für deren Erstellung natürlich auch Testbohrungen gemacht wurden, waren von einem durchgehend felsigen Untergrund ausgegangen, der eine sogenannte Flachgründung möglich machen sollte. Doch dem ist nicht so“, sagte Karl-Josef Fischer vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen, Sprecher der Projektgruppe A 45, im Gespräch mit der Siegener Zeitung.Die ersten Pläne mussten also ad acta gelegt werden. Die Baugrube musste mit hunderten Lkw-Ladungen Erde wieder aufgefüllt werden. Dann kam der große Bohrer zum Einsatz. Bis zu einer Tiefe von 25 Metern wurde und wird in den Grund bohrt. Immerhin 70 mal. Loch für Loch. Seither gaben und geben sich die Betonfahrzeuge auf der Großbaustelle die Klinke in die Hand. Mit insgesamt ca. 3500 Tonnen Beton wurde und wird jetzt der Baugrund Stück für Stück stabilisiert. „Wir haben etwa drei Viertel der Bohrlöcher fertiggestellt“, so Fischer weiter.
Das kostet nicht nur einige Millionen Euro mehr als geplant, sondern hat auch den Zeitplan ordentlich durcheinander gewirbelt. Die Umplanung wird die Fertigstellung des rund 600 Meter langen Stahlverbundbauwerks um rund neun Monate verzögern. 80 Mill. Euro liegen für die Errichtung des Brückenbauwerks am Ortsende von Rinsdorf bereit. Alles wartet darauf, wann endlich mit dem Bau des 60 Meter hohen Mittelpfeilers begonnen werden kann. Erst danach wird es möglich sein, die Metallkonstruktion über die Betonpfeiler zu ziehen. „Wir gehen davon aus, dass Ende 2021 die alte Betonbrücke in einem Rutsch gesprengt werden wird. Danach wird der Verkehr über die neugebaute Brücke geführt, bis auch die andere Brückenbauhälfte fertig sein wird“, so Karl-Josef Fischer. In einem einmaligen Kraftakt, den es in Deutschland bei Brückenbau bisher noch nicht gegeben habe, wird dann die neu errichtete Brücke quer zum endgültigen Standort hin verschoben. „Wir sind guten Mutes, das Bauwerk im Jahr 2023 fertigstellen zu können“, sagte Fischer der SZ. Insgesamt werden zwischen Westhofen und Haiger-Burbach an der Landesgrenze zu Hessen 38 Talbrücken neu gebaut. Dafür hat Straßen NRW immerhin 2,5 Mrd. Euro zur Verfügung. In dieser Investitionssumme ist auch der sechsspurige Ausbau der Autobahn eingepreist.
Übrigens: Über der gewaltigen Baustelle in Rinsdorf dreht entspannt ein Wanderfalke sein Runden. Er brütet in einer weißen Kiste an der bisherigen Autobahnbrücke unterhalb der Fahrbahn. „Natürlich werden wir die Brutkiste auch an der neuen Brücke für den Vogel aufbauen, das ist doch selbstverständlich“, so Fischer abschließend.
Autor:Archiv-Artikel Siegener Zeitung aus Siegen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.