Überbrückungshilfen mit großen Hürden
Das große Warten auf die Corona-Hilfe

- Die Küche bleibt kalt. Markus Podzimek ist einer von vielen Gastronomen, die unter dem Lockdown zu leiden haben. Sein Fazit: „Wir müssen uns selbst retten.“
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sp Siegen. Schnell und unbürokratisch soll Unternehmen geholfen werden, die unter der Corona-Pandemie leiden. Das versprechen Politiker wie Peter Altmaier (Bundeswirtschaftsminister) und Olaf Scholz (Bundesfinanzminister). Markus Podzimek gehört zu den Gastronomen, die sich über solche Aussagen ärgern und sie mittlerweile nicht mehr ernst nehmen. Er beantragte die „Novemberhilfe“ im gleichnamigen Monat. Erst in der vergangenen Woche, also zwei Monate später, bekam er eine Abschlagszahlung in Höhe von 10 000 Euro. „Wenn das schnelle Hilfe ist, weiß ich nicht, wie die Unternehmen das überleben sollen.“
50 Mitarbeiter entlassenDas Geld ist für seine Betriebsgröße nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
sp Siegen. Schnell und unbürokratisch soll Unternehmen geholfen werden, die unter der Corona-Pandemie leiden. Das versprechen Politiker wie Peter Altmaier (Bundeswirtschaftsminister) und Olaf Scholz (Bundesfinanzminister). Markus Podzimek gehört zu den Gastronomen, die sich über solche Aussagen ärgern und sie mittlerweile nicht mehr ernst nehmen. Er beantragte die „Novemberhilfe“ im gleichnamigen Monat. Erst in der vergangenen Woche, also zwei Monate später, bekam er eine Abschlagszahlung in Höhe von 10 000 Euro. „Wenn das schnelle Hilfe ist, weiß ich nicht, wie die Unternehmen das überleben sollen.“
50 Mitarbeiter entlassen
Das Geld ist für seine Betriebsgröße nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Um die laufenden, monatlichen Kosten (etwa 250 000 Euro) des „Naschwerks“ in Siegen zu decken, reicht die Summe nicht ansatzweise aus. „So viel kann man gar nicht zur Seite gelegt haben.“ Alleine die Miete macht 20 000 Euro aus. Bereits laufende Kredite müssen gezahlt werden. 50 Mitarbeiter mussten entlassen werden, 60 sind weiterhin angestellt.Am 31. Dezember 2020 stand fest: „Uns fehlen 1,2 Millionen Euro Umsatz.“ Zum versprochenen Geld vom Staat sagt der Konditormeister: „Es kommt nichts an am Ende.“ Davon seien viele Branchen betroffen. Sein Fazit: „Wir müssen uns selbst retten.“ Ob die Förderungen am Ende nicht doch zurückgezahlt werden müssen, „das wissen wir auch noch nicht“. Mit der Überbrückungshilfe II sollen Fixkosten wie etwa die Miete ersetzt werden, dafür müssen Unternehmen einen gewissen Prozentsatz von Umsatzeinbrüche nachweisen. „Da sind wir etwa 2 Prozent drüber“, erklärt Podzimek. „Wir sind in unserer Größe immer leer ausgegangen.“ Um laufende Kosten zu decken, hat Podzimek einen Kredit von fast einer halben Million Euro aufgenommen – mit 3 Prozent Zinsen. „Das Ganze schmeißt einen um Jahrzehnte zurück und man ist blockiert für die Zukunft“, so Podzimek.
Hilfen kommen nicht an
Lars Martin, stellv. Geschäftsführer von Dehoga Westfalen, spricht für Unternehmen der Gastro- und Hotelbranche. Auch er sagt: „Die Hilfen kommen nicht an.“ Da sind die November- und Dezemberhilfen, mit denen bis zu 75 Prozent des Umsatzes aus dem Vorjahreszeitraum bezahlt werden sollen. „Das klingt erst mal super, ist es auch, wenn es denn bezahlt würde“, so Martin. „Den Antrag hat jeder Gastronom gestellt, den ich kenne“, sagt er in Bezug auf die Novemberhilfen.Die Abschlagszahlungen in Höhe von 10 000 Euro kämen mittlerweile auch an. Weil die 75 Prozent des Vorjahresumsatzes aber noch immer nicht gezahlt werden können, wurden die Abschlagszahlungen auf 50 Prozent der Gesamtsumme, maximal 50 000 Euro, erhöht. Allerdings: „Die Hilfen in absoluter Höhe hat noch keiner bekommen“, ist der Kenntnisstand von Martin. Zur Überbrückungshilfe II sagt er: „Ein relativ komplexes System, das ist so kompliziert, dass es keiner versteht, auch kein Steuerberater.“ Die Förderrichtlinien seien so geändert worden, dass sie keiner mehr nachvollziehen könne. „Die Hürden, die Überbrückungshilfen in Anspruch zu nehmen, sind extrem hoch.“ Und jetzt kommt die Überbrückungshilfe III mit wieder anderen Förderrichtlinien.
Das größte Problem: „Wir wissen nicht, wann wir wieder öffnen können. Wir stochern im Nebel. Wir fühlen uns allein gelassen“, sagt Martin. Viele Betriebe hätten bereits alles ausgereizt, Kredite würden genommen, Lebensversicherungen oder Rentenverträge aufgelöst, Darlehen bei Verwandten aufgenommen. Alles in der Hoffnung, dass es irgendwann weitergeht. „Das beobachten wir mit großer Sorge.“
Autor:Sarah Panthel (Redakteurin) aus Siegen |
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