KOMMENTAR
Das Sagbare

- Irene Hermann-Sobotka.
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Eine Passage in dem Interview hat mich wirklich erschreckt. Da berichtet Dieter Schönecker über eine Studie, nach der eine nennenswerte Anzahl von Studenten kritische Bücher zu Migration und Islam am liebsten aus den Bibliotheken entfernen möchten. Die nachwachsende intellektuelle Elite dieses Landes will Bücher auf den Index setzen? Will abweichende Meinungen gar nicht erst zur Kenntnis nehmen? Da fragt man sich, ob diese Studenten während des Geschichtsunterrichts mit anderem beschäftigt waren. Zugehört haben sie offenbar nicht, wenn von Gesinnungsterror, von Bücherverbrennungen und Schreibverboten im Dritten Reich die Rede war.
Die Grenze des „Sagbaren“ wird immer enger gezogen, beklagen die Protagonisten des Netzwerks Wissenschaftsfreiheit. Darf man in Washington oder Wiesbaden bestimmte Dinge nicht mehr sagen? Es scheint so. Den Klimawandel für ein statistisch nicht außergewöhnliches Phänomen zu halten, gehört dazu. Wer das sagt, erntet einen Proteststurm. Den Begriff „Begabung“ im Zusammenhang mit intellektueller Leistungsfähigkeit zu verwenden, ist inzwischen ebenso verpönt, weil es dem Postulat des „Jeder kann alles“ widerspricht.
Über Begabung, Chancengleichheit, Ursachen für den Klimawandel und viele andere politische Themen lässt sich streiten. Und genau das muss auch weiter möglich sein. Redeverbote, die in Wahrheit Denkverbote sind, braucht niemand.
Autor:Irene Hermann-Sobotka (Redakteurin) aus Siegen |
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